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Deutschlands einziges Schutzengel-Museum

02.10.2007, 14:00

Bretten/dpa. - Die Adresse ist schon mal genau richtig: Deutschlands einziges Schutzengel-Museum findet man am Engelsberg 9. Und das Datum passt auch: Am 2. Oktober, dem katholischen «Tag der heiligen Schutzengel», wird das Deutsche Schutzengel-Museum in Bretten bei Karlsruhe eröffnet.

Rund 160 Exponate geben dort in den Räumen des Museums im Schweizer Hof künftig einen Überblick über Schutzengeldarstellungen aus mehreren Jahrhunderten - und widmen sich nicht nur dem christlichen Begriff, sondern vielmehr Schutzwesen und Schutzgöttern aus aller Herren Länder und Religionen.

«Wir wollten den Nachweis erbringen, dass Schutzengel in allen Religionen vorkommen und nicht nur im Christentum», sagt Oberbürgermeister Paul Metzger (CDU). Fast jeder glaube an irgendeine Form von Schutzwesen. «Das ist sozusagen ein Markenzeichen für Menschheit.» Als sich der Gemeinderat seiner Stadt nicht über die Finanzierung dieses Projektes einigen konnte, wandte Metzger sich kurzerhand an die Bürgerinitiative Brettener Heimat- und Denkmalpflege, deren Sprecher er ist. Ohne finanzielle Beteiligung der Stadt stellte die Initiative daraufhin für den Ankauf von Objekten rund 30 000 Euro zur Verfügung.

Entstanden war die Idee durch einen Zufall. Die Sonderschau «Schutzengel und Heilige» brachte Bretten Anfang 2006 in Kontakt mit dem damals noch existierenden Deutschen Schutzengel-Museum in Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn). Deren Eigentümer wollte sich aus Altersgründen von seiner Sammlung trennen und bot sie Bretten zum Verkauf an. Von den ursprünglich rund 600 rein christlich geprägten Objekten, keines älter als aus dem 19. Jahrhundert, erstand Bretten aber nur einen Bruchteil. «Uns ging es von Anfang an um den interreligiösen Ansatz», sagt Peter Bahn vom Amt für Kultur und Bildung.

Schenkungen und Leihgaben ergänzten den Bestand. Das Museum zeigt in einer Dauerausstellung nun zwar auch klassische Darstellungen bunt-kitschiger Schutzengel, die auf brüchigen Stegen und über schäumenden Wildbächen ihre schützenden Hand über arglose Kinder halten. Kupferstiche aus dem 18. und 19. Jahrhundert bilden Schutzengel in ihren verschiedenen Funktionen ab, schwarz-weiße Schutzengelkarten um 1920 gratulieren Kindern zur Konfirmation oder Firmung. Schutzengel auf Feldpostkarten sollen den Soldaten vor dem Tod bewahren, Porzellanfiguren und Farblithografien runden das traditionelle Bild von christlichen Schutzengeln ab.

Ebenso vertreten sind aber auch Schutzgeister der Indianer, sogenannte Kachina-Figuren, Schutzwesen der kanadischen Inuit sowie eine Statuette des indonesischen Schutzgottes Garuda. Auch der Islam, dem Abbildungen von Gottheiten verboten sind, kennt Schutzengel: Eine künstlerisch gestaltete Koransure erzählt von ihrer Bedeutung für den Gläubigen. «Uns fehlen nur noch Darstellungen aus Afrika und Australien», sagt Bahn. Und gerne hätte er noch einen originalen Laren: Bislang zeigt nur eine großformatige Fotografie eine antike Statue dieses römischen Schutzgottes. Im wallenden Gewand und mit lockigem Haar sieht er aus wie ein flügelloser Vorfahr der christlichen Schutzengel.

Auch wenn momentan über Besucherzahlen nur spekuliert werden kann: «Auf unsere Einladung zur Eröffnung haben wir so viele Rückmeldungen wie noch nie erhalten», sagt Stadtverwaltungssprecher Franz Csiky. Über eine Erweiterung des Schutzengel-Museums, dann in eigenen Räumen, werde bereits nachgedacht. Allerdings: «Die schöne Adresse wäre dann leider futsch.».

www.bretten.de