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Deutsches Theater Berlin Deutsches Theater Berlin: Schlangestehen für «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?»

26.10.2005, 07:58
Bernd Wilms, Intendant des Deutschen Theaters Berlin (DT), wird am Dienstag (1. November 2005) 65 Jahre alt. (Foto: dpa)
Bernd Wilms, Intendant des Deutschen Theaters Berlin (DT), wird am Dienstag (1. November 2005) 65 Jahre alt. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Wilms, der das DT seit 2001 leitet, hat ein Händchen für Schauspielstars und Regisseure mit ungewöhnlicher Handschrift. Am Dienstag (1. November) feiert der umtriebige Theatermacher seinen 65. Geburtstag.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kam Ende des Jahres 2001 dererste «Knaller» unter Wilms' Intendanz heraus: Thalheimers radikalverknappte Lessing-Inszenierung «Emilia Galotti» mit Nina Hoss ineiner der Hauptrollen wurde von Publikum und Kritik gefeiert. Wilms,der selbst nicht Regie führt, band in den Folgejahren nicht nur guteRegisseure wie Thalheimer an das DT, der inzwischen Hausregisseurist. Besonders prominente Schauspieler locken Zuschauer ins Theater.Ob Nina Hoss oder Corinna Harfouch, der «Schauspieler des Jahres»Ulrich Matthes oder Fernsehstar Martina Gedeck - große Namen ziehenimmer.

Zwischen den spektakulären Inszenierungen gab es aber auch immerwieder Durststrecken. Im Herbst 2004 kündigte Wilms an, er werde dieLeitung des Theaters - nicht ganz freiwillig - abgeben. Er reagiertedamit auf Kritik von Berlins PDS-Kultursenator Thomas Flierl, der dasDeutsche Theater gerne im Rang eines «Nationaltheaters» gesehenhätte. Wilms war im Sommer 2001 vom Berliner Maxim Gorki Theater andas verschuldete Deutsche Theater gewechselt, wo er Thomas Langhoffablöste.

Der Schriftsteller Christoph Hein sollte Wilms nach dem Willen vonFlierl als Intendant folgen. Doch der sensible Autor war am Ende denbereits vor seinem Antritt einsetzenden Anfeindungen nicht gewachsen.Flierls Entscheidung für Hein war als «Ostalgie» am früherenStaatstheater der DDR und «nebulöse Ost-Identität» kritisiert worden.Eine Findungskommission sollte einen neuen Intendanten finden, dochdann kam die überraschende Wendung: Flierl einigte sich mit Wilms aufeine Fortsetzung der Intendanz. Bis 2008 ist Wilms nun am Ruder.

Schon am Gorki Theater punktete Wilms mit der Verpflichtung vonbekannten Schauspielgrößen: Harald Juhnke und Katharina Thalbachwurden in «Der Hauptmann von Köpenick» umjubelt, Ben Becker spieltein einer ebenso langen wie beachtlichen Inszenierung von Uwe EricLaufenberg den Franz Biberkopf in Döblins «Berlin Alexanderplatz».

Am 1. November 1940 wurde Wilms in Solingen als Sohn einesDrechslers geboren. Er studierte evangelische Theologie in Wuppertalund Tübingen und wechselte dann in die FachbereicheTheaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik. SeineTheaterkarriere begann Wilms als Dramaturg an den Wuppertaler Bühnenund am Deutschen Schauspielhaus Hamburg unter der Intendanz von IvanNagel.

Nach einer Station an den Münchner Kammerspielen wurde Wilms 1986Direktor der Otto-Falckenberg-Schule. Von 1991 bis 1994 war er dannIntendant des Ulmer Theaters, wo er wegen Sparbeschlüssen desGemeinderats kündigte. Wilms übernahm dann für kurze Zeit erneut dieLeitung der Otto-Falckenberg-Schule in München, parallel zu seinenAufgaben im letzten Ulmer Intendantenjahr.

Dann begannen seine Verhandlungen mit dem damaligen BerlinerKultursenators Ulrich Roloff-Momin über die Intendanz des GorkiTheaters. Großen Wirbel verursachte Wilms dort, als er plante, daswegen angeblich antisemitischer Tendenzen umstrittene Stück «DerMüll, die Stadt und der Tod» von Rainer Werner Fassbinderaufzuführen. Nach öffentlichen Protesten gab er das Projektschließlich wieder auf.