Deutsches Theater Berlin Deutsches Theater Berlin: Beifall für Neuenfels mit «Titus Andronicus»

Berlin/dpa. - Mit freundlichem und nur von vereinzelten Buh-Rufen begleitetem Beifall ist am Donnerstag die Premiere vonShakespeares «Titus Andronicus» am Deutschen Theater Berlinaufgenommen worden. Regisseur Hans Neuenfels kehrte damit nach Jahrender Abstinenz vom hauptstädtischen Sprechtheater an eine BerlinerSchauspielbühne zurück.
Mit Hans-Michael Rehberg im Titelpart und Elisabeth Trissenaar alsGotenkönigin Tamora will Neuenfels mit der Inszenierung der Fragenachgehen, wie es im Kampf um persönliche Glücksansprüche innerhalbenger gesellschaftlicher Grenzen zur Eskalation von Gewalt kommenkann. Das von Mord und Totschlag dominierte Stück, das vieleLiteratur- und Theaterwissenschaftler als schwächste ArbeitShakespeares ansehen und selten aufgeführt wird, bietet dazureichlich Gelegenheit.
Neuenfels zeigt das im antiken Rom spielende Geschehen in einemvon Metallwänden begrenzten kahlen Raum, der an einen Militärbunkererinnert. Die Akteure überziehen die Figuren-Charakterisierung mitgestelztem Sprechen und kantiger Gestik oft bis ins Lächerliche. EineGrenze zwischen augenzwinkernder Parodie und ernst genommenem Pathosist dabei nicht erkennbar, was dem mehr als drei Stunden dauerndenAbend eine irritierende Indifferenz gibt. Dadurch werden diezweifellos beabsichtigten Verweise auf die Gegenwart auch eherverwischt denn scharf konturiert.
Der freundliche Beifall eines Großteils am Ende der Aufführunggalt offenkundig insbesondere den Anstrengungen der Darsteller undwar sicherlich auch ein herzliches Willkommen für das KünstlerpaarElisabeth Trissenaar und Hans Neuenfels, das nach Schließung desSchillertheaters (1993) mit «Titus Andronicus» sein Berliner Comebackeinleitet.