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Deutsches Geldmuseum Deutsches Geldmuseum: Prämien für die Finanzbeamten

Von Axel Nixdorf 28.12.2001, 17:38
Besucherin im Frankfurter Geldmuseum
Besucherin im Frankfurter Geldmuseum dpa

Frankfurt/Main/MZ. - Einige hundert Meter Luftlinie nördlich derUhr befindet sich eines der vermutlich bestgesichertenMuseen der Mainmetropole: das Geldmuseum inder Deutschen Bundesbank. Hier richtet manin einer Sonderausstellung "Währungen im Übergang"noch bis zum 31. März den Blick auf eine längstzurückliegende Währungsreform und vergleichtmit der Gegenwart.

Bei der Einführung der Reichsmark zwischen1871 und 1876 gab es nämlich noch erheblicheSchwierigkeiten. Deshalb wurden die Beamtenim Badischen (mit dem Gulden als Währung)zum Beispiel für ihr Engagement mit besonderenPrämien ausgezeichnet. Die Sonderausstellungzeigt Abbildungen der Prämierung. Um damalsin den 25 deutschen Bundesstaaten mit 300verschiedenen Sorten Münz- und Papiergeldund sechs Münzsystemen eine einheitliche Währungzu installieren, war offenbar so manche Panneunvermeidlich.

Besonders viel Spott erntete der Finanzminister1874 in diversen satirischen Kommentaren,weil "die Tarife und die Etiquettes, und dieDroschkenmarken, und die Fahrkarten und dieHandlungsbücher, und die Wein- und Speisekarten,und die umgerechneten Aktien und die geehrtenSteuerquittungen" auf die neue Währungsmünzeeingerichtet waren. Nur eines fehlte: dieWährungsmünze selbst.

Tatsächlich hatte man bei der Reform vor 130Jahren zu wenig Münzen in Umlauf. Im Geldmuseumder Deutschen Bundesbank wird nicht nur miteiner Kuh im Eingang auf den guten, altenWarenhandel Bezug genommen. Vielmehr wirdman hier mit den Schwierigkeiten der Geldherstellungund den Wegen der Finanzströme konfrontiert.

Der Vergleich der Reformen fördert in derSonderausstellung so manche übereinstimmendeUnsicherheit der Währungsreformen von 1871,1948, 1990 und 2002 zutage. Wie tiefgreifendist die Umstellung? Drohen Preiserhöhungen?Wie lange muss man anders rechnen als zahlen?Das sind einige der Fragen, auf die man imGeldmuseum zu antworten versucht. Damals wieheute waren Skeptiker und Befürworter gleichermaßenargumentationsfreudig. Doch 2002 ist die Logistikdes Tausches alter gegen neue Sorten zweifelsfreiweitaus perfekter als in Bismarcks Zeiten.

Und auch die Umrechnungen sind zumindest inDeutschland leichter zu bewerkstelligen. Kostetedoch damals ein Taler drei Mark und der Guldenwar das 1,71-fache der Mark wert. Immerhin- das muss man bedenken - waren Währungsrechnerfür die Manteltasche 1871 noch nicht erfunden.Dafür sahen die Geldscheine dieser Zeit auswie Illustrationen von Grimms Märchen oderSchwabs schönsten Sagen des klassischen Altertums.Lauter Engelchen und Grazien schweben mithochgehaltenen Girlanden über das Papiergeld.

Weil eine Ausstellung heutzutage möglichstinteraktiv sein sollte, kann man in der FrankfurterSchau so manches Computerspiel spielen, umdie Umstellung im 19. Jahrhundert nachzuvollziehenund sich dabei auf die Neuerungen 2002 gleichmit vorzubereiten. Ein Film zeigt die Ergebnisseeiner Umfrage über die Währungsumstellungheute. Manchmal, so beweisen die Antworten,sind die Sorgen in 130 Jahren doch keine anderengeworden.