Deutscher Fernsehpreis Deutscher Fernsehpreis: Marcel Reich-Ranicki sorgt für Eklat in Köln

Köln/dpa. - Der 88-Jährige weigerte sich, den Ehrenpreis fürsein Lebenswerk anzunehmen. «Ganz offen gesagt, ich nehme den Preisnicht an», sagte der 88-Jährige bei der Verleihung des DeutschenFernsehpreises in Köln. «Es ist schlimm, dass ich das erlebenmusste.» Er habe viele schöne Fernsehabende, zum Beispiel bei Arte,verbracht. «Aber nicht diesen Blödsinn.» Die drei Stunden in Kölnseien «überflüssig» gewesen. Auch früher hätte er diesen Preisabgelehnt und hätte - wenn damit Geld verbunden gewesen wäre - denBetrag nicht angenommen.
Moderator Thomas Gottschalk rettete die Situation. Er bot sich ineinem «Rettungsversuch» an, die Trophäe an Reich-Ranickis Stelle zuübernehmen, «damit wir nicht mit leeren Händen nach Hause gehen.»«Ich akzeptiere das. Mal sehen, was daraus wird», sagte Reich-Ranicki. Schließlich nahm TV-Produzentin Katharina Trebitsch, dieReich-Ranickis Biografie derzeit für die ARD verfilmt, den Plexiglas-Obelisken in die Hand. Danach ließ sich Reich-Ranicki gleich nachHause fahren. Schon zu Beginn seines Auftritts hatte er bereits aufdie Uhr geschaut.
Gottschalk hatte dem Literaturkritiker auch angeboten, eine«gemeinsame Sendung mit ihm und einigen TV-Verantwortlichen zumachen». Das ZDF nahm diesen Vorschlag auf. Innerhalb der nächstenzwei Wochen werde ein Konzept erarbeitet und ein Sendeplatz gesucht,sagte ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen Senders am Sonntag. Weraußer Reich-Ranicki an der Sendung mitwirken soll, sei noch offen.
Für Schauspielerin Veronica Ferres hat es im zweiten Anlauf mitdem Fernsehpreis geklappt. Nach einer Nominierung im vergangenen Jahrwurde die 43-Jährige für ihre Rolle in dem ARD-Drama «Die Frau vomCheckpoint Charlie» mit der Auszeichnung bedacht. Sie setzte sichgegen ihre Kolleginnen Katharina Wackernagel, die für den ARD-Zweiteiler «Contergan» nominiert war, und Claudia Michelsen (für denARD-Film «12 heißt: Ich liebe dich») durch. Ihre Tochter Lilly sei umfünf Euro reicher, weil sie noch am Morgen auf ihre Mutter gewettethabe, fügte Ferres an.
Misel Maticevic (38) erhielt als bester Schauspieler des Jahresden Preis für seine Auftritte in den Filmen «Die dunkle Seite» (RTL),«Das Gelübde» (WDR) und «Die Todesautomatik» (ZDF). Er behauptetesich gegen Benjamin Sadler («Contergan» und der RTL-Abenteuerfilm«Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen») und Devid Striesow («12heißt: Ich liebe dich»). Bei der Überreichung des Obelisken blickteer auf seinen Preis und sagte: «Toll, ihr habt meinen Namen richtiggeschrieben. Super!»
In der Kategorie bester Fernsehfilm bekam «Contergan» denFernsehpreis. Der Zweiteiler hatte unter anderem konkurriert mit «DieFrau vom Checkpoint Charlie» und «Die Jagd nach dem Schatz derNibelungen». Als beste Serie des Jahres stufte die Jury die RTL-Produktion «Doctor's Diary» ein. In der Senderwertung schnitt RTL mitneun TV-Preisen am erfolgreichsten ab. Dahinter folgten die ARD (6),das ZDF (5), ProSieben (2), die dritten ARD-Programme, 3sat, Arte,Sat.1 und Eurosport mit jeweils einer Ehrung.
Den Deutschen Fernsehpreis für die beste Dokumentation bekamen dieAutoren Eric Friedler und Barbara Siebert für ihren Film «DasSchweigen der Quandts» über die Rolle der Unternehmerfamilie imnationalsozialistischen Deutschland. Die beste Show war in den Augender neunköpfigen Jury die RTL-Reihe «Deutschland sucht denSuperstar». Nominiert waren in dieser Kategorie auch «Das weiß dochjedes Kind! Das Promi-Special» mit Cordula Stratmann als Moderatorinund Heidi Klums ProSieben-Laufstegwettbewerb «Germany's nextTopmodel».
Der Sportsender Eurosport holte sich als Außenseiter die obelisik-förmige Plexiglas-Trophäe für seine Übertragungen von den OlympischenSpielen. Deutschlands beste TV-Regisseurin heißt in diesem JahrConnie Walther - sie drehte das Stasi-Drama «12 heißt: Ich liebedich».