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Deutsche Sprache Deutsche Sprache: Früher war alles besser

Von Michael Draeke 13.06.2008, 12:44

Berlin/ddp. - Puristen beklagen seitJahren die Verhunzung der deutschen Sprache. Eine repräsentativeStudie des Allensbach-Instituts im Auftrag der Gesellschaft fürdeutsche Sprache (GfdS), die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde,zeigt nun: Zwei Drittel der Deutschen plagen ebenfalls Sorgen, dassihre Sprache zunehmend verkommt. Ob die Befragten trotzdem ihre Kidsmit dem Handy anrufen, um sich zum Meeting zu verabreden, bleibtdabei allerdings im Dunkeln.

Insgesamt 1820 Bürger wurden in der Studie über ihre Einstellungenzu Muttersprache und Fremdsprachen befragt. Sie gaben unter anderemüber ihre Dialektkenntnisse Auskunft, über ihre Akzeptanz von«Tabuwörtern» und waren aufgerufen, ihre Rechtschreibkenntnissepraktisch zu demonstrieren, indem sie bestimmte Wörter aufschrieben.

Die Verwendung von englischen Wörtern sehen dabei viele Befragtemit Misstrauen. Fast drei Viertel bejahten die Aussage, dass immermehr deutsche Wörter verloren gingen, weil sie durch englischeBegriffe verdrängt würden. Während sich allerdings über zwei Drittelder über 60-Jährigen über die Verwendung sogenannter Anglizismenbeschwerten, fühlen sich bei den 16- bis 29-Jährigen nur 15 Prozentdavon gestört. Die Hälfte der Befragten befürwortete die Aussage,dass das Deutsche vor dem Einfluss anderer Sprachen stärker geschütztwerden müsse.

Die Sprachschützer sehen den Befund weit weniger dramatisch.«Klagen über den Verfall der Sprache gab es schon immer»,beschwichtigt der GfdS-Vorsitzende Rudolf Hoberg. Eine staatlicheEinflussnahme lehnt er rundheraus ab. «Wir wollen keineSprachgesetze», sagt der Germanistikprofessor. Sprache unterliege anvielen Punkten Veränderungen, das sei auch ein Ausdruck derLiberalität. Zudem sei der Einfluss anderer Sprachen wie etwa Lateinoder Griechisch weitaus größer als der des Englischen.

Schlechte Nachrichten hält die Studie für alle Sachsen bereit.Eine deutliche Mehrheit von 54 Prozent der Befragten gab an, dass siedie Mundart aus dem deutschen Südosten überhaupt nicht gern hören. Inden vergangenen zehn Jahren habe sich «die verbreitete Abneigunggegenüber dem Sächsischen eher noch verstärkt», urteilen die Macherder Studie. Auf Platz zwei landen das Berlinische und das Bairische,die jeweils 21 Prozent der Befragten beim Hören Unbehagen bereiten.Allerdings gehören die beiden Dialekte zusammen mit demPlattdeutschen gleichzeitig auch zu den beliebtesten Mundarten.

Überraschende Befunde bietet die Studie mit Blick auf dieEinstellungen zu 14 vorgegebenen Tabuwörtern. Die Beschimpfung«Idiot» findet dabei die größte Zustimmung: 71 Prozent geben zu, dasWort selbst zu benutzen, nur zehn Prozent stören sich daran. AufPlatz zwei folgt «Scheiße». Die Akzeptanz solcher Schimpfwörter istdabei in den meisten Fällen bei Befragten mit Abitur oder Studium amgrößten, bei Menschen mit einfacher Schuldbildung treffen sie eherauf Ablehnung. Das erkläre sich jedoch zu einem großen Teil damit,dass sich unter den Befragten mit höheren Bildungsabschlüssendeutlich mehr junge Leute befänden, erläutert Rüdiger Schulz,Projektleiter der Studie beim Allensbach-Institut.

Über die politische Korrektheit ihrer Aussagen scheinen sich dabeiviele kaum Gedanken zu machen. An der veralteten Anrede «Fräulein»etwa können über 90 Prozent der Befragten nichts Störendes findenoder verwenden sie selbst. Und nur knapp über ein Drittel findet dieBezeichnung «Neger» ärgerlich. 32 Prozent geben dagegen an, dass dasWort nach wie vor zum eigenen Wortschatz gehöre.