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Deutsch-russischer Austausch Deutsch-russischer Austausch: Die Kultur als Fundament der Freundschaft

09.02.2003, 18:31
Johannes Rau (r) und Wladimir Putin während der Eröffnung im Sonntag im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt (Foto: dpa)
Johannes Rau (r) und Wladimir Putin während der Eröffnung im Sonntag im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt (Foto: dpa) ITAR-TASS

Berlin/dpa. - Der russische Präsident Wladimir Putin und Bundespräsident Johannes Rau haben die Kultur als Fundament der deutsch-russischen Freundschaft gewürdigt. Dies könne auch Meinungsverschiedenheiten überbrücken. Bei der Eröffnung der «Deutsch-Russischen Kulturbegegnungen 2003/2004» kündigte Putin am Sonntag im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt an, die kulturellen Beziehungen mit Deutschland noch auszubauen.

Putin sprach von einem «wahrhaft bedeutsamen Ereignis» und fügte hinzu: «Die Eiszeit unserer Beziehungen gehört der Vergangenheit an.» Die zahlreichen Veranstaltungen der beiden Kulturjahre wolle sein Land auch nutzen, um der deutschen Gesellschaft neben dem kulturellen Erbe auch ein Bild vom modernen Russland zu vermitteln.

Für Rau war der Festakt in Berlin «eine bewegende Stunde». Am Beginn des 21. Jahrhunderts seien die deutsch-russischen Beziehungen «in einem Ausmaß von Partnerschaft geprägt, wie wir das seit langem nicht mehr erlebt haben.» Die jetzigen Veranstaltungen sollen helfen, dass sich Russen und Deutsche besser kennen lernen und möglichst viel vom kulturellen Erbe des anderen erfahren. Er wies auch darauf hin, dass Berlin wie keine zweite deutsche Stadt vielen Russen wieder zur zweiten Heimat geworden sei. Heute lebten in der deutschen Hauptstadt mehr als 130 000 Menschen, deren Muttersprache russisch ist.

Putin habe im Bundestag zu Recht darauf hingewiesen, «dass Kultur immer unser gemeinsames Gut war und uns verbunden hat». Das habe auch die schrecklichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts überdauert. Rau würdigte ausdrücklich, dass Putin vor einer Woche bei den Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Schlacht von Stalingrad, dem heutigen Wolgograd, auch der gefallenen deutschen Soldaten gedacht habe. Schon in der Zeit des Kalten Krieges hätten sich viele Menschen auf beiden Seiten um Verständigung und Versöhnung bemüht, denen er an dieser Stelle ausdrücklich danken möchte, betonte der Bundespräsident.

Bei dem Festakt spielten die St. Petersburger Philharmoniker unter der Leitung von Michail Pletnev die Coriolan-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven und die 4. Sinfonie von Peter Tschaikowsky. Es war der Auftakt zu etwa 350 Ausstellungen, Konzerten, Theater- und Filmvorführungen sowie Lesungen in beiden Ländern. Anlass für den Kulturmarathon ist die 300-Jahrfeier der Stadt St. Petersburg, die im Mai stattfindet. Dabei soll auch in Anwesenheit Putins und von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) das seit Kriegsende verschollene und jetzt mit deutscher finanzieller Hilfe nachgebaute Bernsteinzimmer am 31. Mai eröffnet werden.

Der Besuch Putins in der deutschen Hauptstadt ist von starken Sicherheitsvorkehrungen und kleineren Demonstrationen begleitet. Auf den Dächern in der Innenstadt waren auch Scharfschützen eingesetzt. Am frühen Abend stand noch ein Treffen Putins mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf dem Besuchsprogramm. Am Montag reist der russische Präsident nach Paris weiter.

Bundespräsident Johannes Rau (Foto: dpa)
Bundespräsident Johannes Rau (Foto: dpa)
dpa