Der Sprücheklopfer Der Sprücheklopfer: Donald Trump und seine kraftmeiernden Sprüche

Halle (Saale) - „Wenn Hillary noch nicht mal ihren Ehemann befriedigen kann, wie kommt sie dann darauf, Amerika befriedigen zu können?“ Das twitterte Donald John Trump im April 2015. Und die angesprochene Hillary ist natürlich Frau Clinton, seine demokratische Konkurrentin um den Job als mächtigste Person der Welt, wenigstens der westlichen.
Vor einem reichlichen Jahr war freilich noch längst nicht entschieden, ob sich Trump, der im Hauptberuf Unternehmer, Milliardär und Sprüchemacher ist, gegen seine republikanischen Mitbewerber durchsetzen würde. Viele hielten das, was jetzt sehr wahrscheinlich ist, für ausgeschlossen: Einen derart ungehobelten Burschen würden die Amis doch unmöglich auf den langen Marsch ins Weiße Haus nach Washington schicken, oder?
"Ich schaue nicht nach vorne, und ich schaue nicht nach vorne." (Washington Post, 2015)
"Meine wahre Schönheit liegt darin, dass ich steinreich bin." (Good Morning America, 2011)
"Ich könnte in der Mitte der 5th Avernue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Stimmen verlieren." (Sioux Center, Iowa, 2016)
"Meine Finger sind lang und wunderschön, genauso - und dafür gibt es zahlreiche Beweise - wie diverse andere meiner Körperteile." (New York Post, 2015)
"Ich will nicht Präsident werden. Ich bin mir hundertprozentig sicher." (Playboy, März 1990)
"Ich habe Schwarze, die mein Geld zählen ... Das hasse ich. Die Einzigen, die mein Geld zählen sollten, sind kleine Männer, die den ganzen Tag ihre Kippa tragen." (USA Today, 1991)
Inzwischen muss man sich immerhin schon mal mit dem Gedanken vertraut machen: Dieser Mann könnte am 8. November zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt werden. Denn mit Hillary Clinton, die natürlich als Frau und mit guten Manieren punkten wird, auch als Ehefrau des früheren, trotz seines Vorzimmer-Skandals mit der Praktikantin Monice Lewinsky durchaus beliebten Präsidenten Bill Clinton, steht eben auch eine altgediente Betriebsnudel des amerikanischen Politikgeschäfts zur Wahl, die keine erfrischende Alternative bietet.
Image-Katastrophe für die USA
Ein Präsident Trump aber wäre, so sieht es jedenfalls bis jetzt aus, eine Image-Katastrophe für sein Land. Bei nicht wenigen der Konservativen, nicht nur bei der Holzfällerhemden-Fraktion, scheint er dagegen anzukommen mit seinen kraftmeiernden Sprüchen, die von partieller Unbildung, hemmungsloser Selbstüberzeugung, Frauenfeindlichkeit und Sexismus nur so strotzen - von seiner Feindseligkeit gegenüber Muslimen und Einwanderern ganz zu schweigen.
„Wenn man eine gute Einschaltquote hat, berichten sie über dich, selbst wenn du nichts zu sagen hast“, stellte Trump im September 2015 in Dallas (Texas) fest - in einem jener besonderen, klaren Momente, da er, sei es aus brutalem Zynismus, grenzenloser Naivität oder aus einer Mischung aus beidem, die Wahrheit sagt.
Lachen oder Fremdschämen?
Im Rowohlt-Taschenbuch-Verlag ist jetzt unter dem Titel „Weil ich einfach sehr gut aussehe“ eine Sammlung „erschreckend wahrer Worte“ von Donald Trump erschienen. Beim Lesen kann man sich oft nicht entscheiden, ob man lachen soll oder Fremdschämen angesagt ist. Erhellend ist das Bändchen allemal - selbst, wenn man in Rechnung stellt, das ganze Geprolle diene Trump vor allem dazu, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dann, wenn er tatsächlich gewählt worden sein sollte, würde er schon einen ordentlichen, staatstragenden Präsidenten abgeben, sagen manche.
Das mag sein, aber die Vorstellung, dass dieser Selbstdarsteller den Atomknopf in die Finger bekommt, ist einem trotzdem unbehaglich. Und viele Amerikaner laufen Sturm gegen Trump, auch der aus Deutschland stammende Hollywood-Regisseur Roland Emmerich: „Ich habe einen amerikanischen Pass und werde stark dafür kämpfen, dass das nicht passiert. Ich lass mir mein Land von solchen Leuten nicht wegnehmen“, sagte er in einem Interview für die Mitteldeutsche Zeitung.
Freunde in Nordkorea
Die Nordkoreaner finden Trump hingegen klasse, das kann einen auch nicht wirklich beruhigen. Im Übrigen: Auch wenn Trump über Nacht zum weisen Staatsmann mutieren sollte, wofür freilich wenig spricht - sein Sprüche werden an ihm kleben bleiben wie Dreck an den Stiefeln. Jener etwa über Kim Kardashian, die man zwar nicht mögen muss, aber deswegen nicht herabwürdigen darf: „Hat sie einen guten Körper? Nein. Hat sie einen fetten Arsch? Absolut.“ So befand Trump 2013 in einer TV-Show.
Sein Wahlkampfslogan „Make America great again“ sei ihm vor einem Jahr eingefallen, sagte Trump im März. Er wolle sich das Copyright sichern. Dumm nur, dass mit dieser Losung Ronald Reagan 1980 in den Wahlkampf gezogen ist. Mit Erfolg, wie man weiß. (mz)
„,Weil ich einfach sehr gut aussehe.‘: Erschreckend wahre Worte von Donald J. Trump“, Rowohlt Taschenbuch, 153 Seiten, 6 Euro