Tödlicher Hass im Paradies Der Galapagos-Krimi - Ein Drama unter deutschen Aussteigern: Tödlicher Hass im Paradies - ZDF zeigt Drama unter deutschen Auswanderern

Halle (Saale) - Frieden finden im Garten Eden. Das war die Hoffnung des Mediziners Friedrich Ritter und seiner Geliebten Dore Strauch aus Berlin, als das Paar im Oktober 1929 die zum Galapagos-Archipel gehörende Insel Floreana erreichte.
Hier wollten die beiden Aussteiger fernab der Zivilisation ein einfaches, auf vegetarischer Ernährung gegründetes Leben führen. Friedrich Ritter schrieb in der Folge zahllose überschwängliche Berichte und Bücher über das Paradies 1.000 Kilometer vor der Pazifikküste Ecuadors und lockte damit weitere Abenteurer an, so etwa die Eheleute Margret und Heinz Wittmer aus Köln.
Eine Baronin erscheint
Die beiden Paare hätten ihre Ruhe auf dem überschaubaren Eiland haben können, wäre da nicht die angebliche österreichische Baronin Eloise Wagner de Bousquet mit ihren Assistenten Rudolf Lorenz und Robert Philippsohn - die in Wahrheit ihre Geliebten waren - auf der Insel erschienen. Die Adlige von ungewisser Herkunft wollte hier eine Nobelherberge errichten und sie „Grandhotel Paradiso“ nennen.
Nach ihrer Ankunft schwang sie sich zur Insel-Herrscherin auf, was die Stimmung unter den acht Bewohnern zusehends verdüsterte. Als die angebliche Baronin die einzige Quelle umleiten und Nahrungsmittelsendungen, die für Wittmers bestimmt waren, stehlen ließ, war eine Tragödie die Folge, die nie vollständig aufgeklärt werden konnte.
Die Dokumentation „Der Galapagos-Krimi - Ein Drama unter deutschen Aussteigern“ von Jürgen Stumpfhaus, die das ZDF am Sonntag um 19.30 Uhr ausstrahlt, rekonstruiert mit historischen Aufnahmen und Spielszenen das Geschehen auf der Insel, das im Frühjahr 1934 in einen mysteriösen Kriminalfall mündete.
Nachdem sich Rudolf Lorenz von der Baronin losgesagt, Floreana verlassen und den Tod auf einer unbewohnten Nachbarinsel gefunden hatte, waren eines Tages auch sie und Robert Philippsohn spurlos verschwunden.
Das Ehepaar Wittmer behauptete, die beiden hätten die Insel spontan und auf einem Schiff verlassen. Dore Strauch hingegen gab zu Protokoll, die Wittmers hätten die Baronin und ihren Geliebten aufgrund der anhaltenden Streitigkeiten ermordet. Die Wittmers wiederum bezichtigten Dore Strauch, ihren Lebensgefährten Ritter durch eine vorsätzlich herbeigeführte Lebensmittelvergiftung getötet zu haben.
Simenon schreibt mit
Der war, obwohl Vegetarier, nach dem Verzehr von verdorbenem Hühnerfleisch gestorben. Wie passt das alles zusammen? Aussage stand gegen Aussage, die die beiden Frauen in ihren später in Buchform erschienenen Erinnerungen wiederholen sollten.
Im Januar 1935 kam sogar der französische Schriftsteller Georges Simenon, der Schöpfer des „Kommissar Maigret“, im Auftrag einer Pariser Zeitung auf die Insel, um Licht in das Dunkel zu bringen. Aus seinen Gesprächen mit Dore Strauch und dem Ehepaar Wittmer entstand eine Artikelserie und ein Tatsachen-Roman. Strauch verließ die Insel bald, die Nachfahren der Wittmers hingegen führen heute noch ein Hotel auf Floreana.
Und eine auf der Insel kursierende Legende will wissen, dass man die Baronin - der der Kriminalpsychologe Friedrich Lösel eine „psychopathische Persönlichkeit“ attestiert - in Vollmondnächten noch immer am Strand tanzen sehen könne.
››„Der Galapagos-Krimi - Ein Drama unter deutschen Aussteigern“: am Sonntag um 19.30 Uhr im ZDF (mz)