"Der Dicke" ist tot "Der Dicke" ist tot: Dieter Pfaff im Alter von 65 Jahren gestorben

Halle (Saale)/MZ - Wenn etwas nicht klappte, konnte er auch anders, aber vor der Kamera war er die Ruhe selbst: Gerade in seinen letzten Paraderollen als Psychotherapeut Maximilian Bloch oder als Hamburger Anwalt in der Serie „Der Dicke“ wirkte Dieter Pfaff stets wie der Fels in der Brandung.
Am Dienstag hat er in seiner Wahlheimat Hamburg den Kampf gegen den Krebs verloren, Pfaff starb im Alter von 65 Jahren. Noch vor wenigen Wochen hatte er einem Boulevardblatt versichert, die im vergangenen Herbst diagnostizierte Krankheit sei besiegt, er werde bald wieder arbeiten und im März für weitere Folgen von „Der Dicke“ vor der Kamera stehen.
Der gebürtige Dortmunder zählte zu den populärsten deutschen Schauspielern; dabei wollte er ursprünglich Lehrer werden. Er brach sein Studium nach wenigen Semestern ab, wechselte ans Theater und arbeitete dann 15 Jahre lang als Dramaturg, Autor und Regisseur an verschiedenen Häusern.
Zu Beginn der 80er Jahre begann seine Karriere als Film- und Fernsehschauspieler. Seither hat er in mehr als 250 Filmen und Serienfolgen mitgewirkt. Gerade den Serienfiguren hatte Pfaff seine große Beliebtheit zu verdanken, angefangen beim tollpatschigen Polizisten Otto Schatzschneider in „Der Fahnder“ (ARD) über den Kriminaloberrat Vollmer in „Balko“ (RTL) bis zum Franziskanerpater Ludger in „Bruder Esel“ (RTL). Für „Balko“ und „Bruder Esel“ wurde Pfaff jeweils mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet. Richtig ins Rampenlicht trat er allerdings erst 1996 als Hauptfigur der anspruchsvollen ZDF-Krimireihe „Sperling“.
Als Hauptkommissar Sperling verkörperte Pfaff einen Typus, den er ab 2002 mit der ARD-Reihe „Bloch“ (SWR/WDR) verfeinern sollte. Beide, der Ermittler wie der Therapeut, sind integre Männer, die sich durch ihre enorme physische Präsenz fast automatisch Respekt verschaffen, aber ausgesprochen sensible Dickhäuter sind.
Pfaff hatte zu einer perfekten Altersrolle gefunden: väterlich, verständnisvoll, aber ein Mann mit Prinzipien. Gleiches gilt zwar auch für seine Serienrolle als Anwalt Gregor Ehrenberg, aber gemessen an den „Bloch“-Filmen war „Der Dicke“ doch eher Fernsehen zum Zeitvertreib. Die psychologisch oft raffiniert konstruierten, trotzdem lebensnahen Geschichten um den Therapeuten dagegen warfen Blicke in menschliche Abgründe.
Durch Pfaffs Tod verliert das deutsche Fernsehen einen seiner markantesten Protagonisten. ARD-Programmchef Volker Herres schätzte an ihm vor allem „seine aufrechte Haltung, seine Art und Weise, wie er sich mit Figuren und Sujets identifizierte. Er wusste, was Fernsehen alles zu leisten vermag, und hat dem Medium unvergleichbare Filme und Serienpersönlichkeiten geschenkt.“.
Auch beim ZDF wird um Pfaff getrauert. Im letzten Jahr hatte der Sender den ersten Film aus einer weiteren Reihe mit Pfaff gestartet. In der Kriminalkomödie „Balthasar Berg: Sylt sehen und sterben“ spielte er einen Kommissar im Ruhestand, der erfolgreicher Krimiautor ist, aber auch als Privatier das Ermitteln nicht lassen kann.
Im Fernsehen: Die ARD ändert am Donnerstag ihr Programm und zeigt ab 20.15 Uhr zwei Folgen aus der Reihe „Der Dicke“.