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Der blonde Hans: 125. Geburtstag von Hans Albers

22.09.2016, 09:24
Hans Albers im September 1957 an Bord der „Wappen von Hamburg”. Foto: dpa
Hans Albers im September 1957 an Bord der „Wappen von Hamburg”. Foto: dpa dpa

Hamburg - Er beherrschte weder das Schifferklavier, noch fuhr er jemals zur See - und doch hat kaum ein Filmstar die Sehnsucht nach Weite und Meer, Hafenromantik und Reeperbahn so sehr verkörpert wie Hans Albers (1891-1960).

In Filmen wie „Große Freiheit Nr. 7”, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins” und „Das Herz von St. Pauli” machte der Schauspieler mit dem hypnotischen Blick das Vergnügungsviertel St. Pauli in aller Welt bekannt. Heute erinnern Kneipen wie das „Albers Eck”, „La Paloma” und eine Skulptur des Künstlers Jörg Immendorff auf dem Hans-Albers-Platz an den „großen Jungen mit den blauen Augen”, der vor 125 Jahren am 22. September im Hamburger Stadtteil St. Georg das Licht der Welt erblickte.

Mit seinen Filmen im St. Pauli-Milieu förderte Albers ein verruchtes, aber auch romantisches Bild des Amüsierviertels. „Das hatte zwar mit der Realität wenig zu tun, stützte aber das positive Image Hamburgs und seines Hafens”, sagt Ortwin Pelc vom Museum für Hamburgische Geschichte. Dort können Besucher einen Schuh mit verstärkter Sohle aus dem Film „Der tolle Bomberg” bewundern - er sollte den 1,72 Meter großen Schauspieler diskret erhöhen - der außerdem auch noch ein Toupet trug, als seine blonden Haare spärlicher wurden.

Auf der Bühne bleibt der Mythos auch heute noch lebendig: Zum 100-jährigen Bestehen des Ohnsorg-Theaters 2003 schlüpfte Schauspieler Uwe Friedrichsen (1934-2016) in die Rolle von Hans Albers, im Mai 2017 folgt Volker Lechtenbrink im St. Pauli Theater.

Geboren wurde Albers 1891 als Sohn des Schlachtermeisters Philipp Albers und seiner Frau Johanna in der Langen Reihe 71. Schon als Schüler opferte er sein gesamtes Taschengeld seiner Liebe zum Theater. Dem Wunsch seines Vaters entsprechend machte er eine Kaufmannslehre und arbeitete in Frankfurt in einer Seidenfirma. Dort nahm er heimlich seinen ersten Schauspielunterricht.

Nach dem Ersten Weltkrieg zog er nach Berlin und versuchte dort sein Glück. Doch erst im Oktober 1928, im Alter von 37 Jahren, wird er über Nacht berühmt, als er in dem Stück „Die Verbrecher” am Deutschen Theater für einen erkrankten Schauspieler einspringt. „Ich musste 20 Jahre warten und schuften, bis meine große Chance kam”, erinnerte sich Albers, der auch dem Alkohol und den Frauen nicht abgeneigt war. Sein größter Theatererfolg wird „Liliom” von Franz Molnar mit dem Gassenhauer „Komm auf die Schaukel, Luise”.

Nach über hundert Stummfilmrollen spielte Albers 1929 im ersten deutschen Tonfilm „Die Nacht gehört uns” und kurz darauf an der Seite von Marlene Dietrich in „Der blaue Engel”. In den letzten Jahren der Weimarer Republik war er in den Filmen „Bomben auf Monte Carlo” (1931) - zum ersten Mal mit Heinz Rühmann - und „F.P.1 antwortet nicht” (1932) - mit dem berühmten Fliegerlied „Flieger, grüß mir die Sonne” - zu sehen. Daneben machten Albers auch seine zahlreichen Tonfilmschlager bekannt, darunter: „Hoppla, jetzt komm' ich” aus „Der Sieger”, „Good bye, Johnny” aus „Wasser für Canitoga” und natürlich „La Paloma” aus „Große Freiheit Nr. 7”.

Der ehemalige Hamburger Kultursenator Hans Biermann-Ratjen fasste die Popularität von Hans Albers einmal so zusammen: „Er war kein Startyp, sondern ein Volksliebling. Sicher war er ein großer Könner, aber man nahm ihn im Volke nicht als groß, sondern als nah und als Stück vom Volke selbst. Das eben war seine eigentümliche Kunst. Er war ja nie Kapitän gewesen oder Hafenarbeiter oder Fernlastfahrer, aber er spielte sie so, dass sie alle sich in ihm erkannten.”

Zu den Nationalsozialisten hatte Albers ein distanziertes Verhältnis: Er zeigte sich nie an der Seite hochrangiger NS-Funktionäre. Als die Nazis die Trennung von seiner jüdischen Freundin, der Schauspielerin Hansi Burg forderten, trennte er sich offiziell, lebte jedoch weiter mit ihr am Starnberger See und organisierte später ihre Flucht nach England. Als Publikumsmagnet war Albers geschätzt und konnte hohe Gagen fordern. Nach dem Krieg konnte er nur teilweise an seine großen Erfolge anknüpfen.

Obwohl der Schauspieler seinen Lebensabend am Starnberger See verbrachte, wollte er in seiner Heimatstadt Hamburg begraben werden. Zur Beerdigung auf dem Ohlsdorfer Friedhof kamen zehntausend Menschen, um sich von dem Publikumsliebling zu verabschieden und Filmregisseur Helmut Käutner sagen zu hören: „Du warst ein wahrer König. Dein Zepter war der Humor und deine Krone war dein goldenes Herz. Good bye, Johnny. Gute Fahrt!” (dpa)