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Dennis Hopper Dennis Hopper: Der Rebell starb mit 74 Jahren

Von Nina Jerzy 30.05.2010, 09:54
Dennis Hopper als Billy (vorn) und Peter Fonda als Wyatt auf ihren Chopper-Motorrädern Marke «Harley-Davidson» im Roadmovie-Kultfilm «Easy Rider» (1969). (Foto: Archiv)
Dennis Hopper als Billy (vorn) und Peter Fonda als Wyatt auf ihren Chopper-Motorrädern Marke «Harley-Davidson» im Roadmovie-Kultfilm «Easy Rider» (1969). (Foto: Archiv) arte

Berlin/ddp. - «Leichtigkeit» war lange Zeit für Dennis Hopper einFremdwort. Zwar schuf er 1969 mit «Easy Rider» einen Meilenstein der Filmgeschichte und Ikone des «New Hollywood». Eine Karriere vom Schlage seiner Weggefährten Francis Ford Coppola und Martin Scorseseblieb ihm aber verwehrt - dafür sorgte vor allem seinedrogenbefeuerte Paranoia und Egomanie. Wie am Samstag bekannt wurde,starb der Schauspieler und Regisseur im Alter von 74 Jahren anProstatakrebs in seinem Haus im kalifornischen Venice bei LosAngeles.

Das Rebellentum wurde Hopper quasi in die Wiege gelegt, als er auf einer Farm in der berühmten Wild-West-Stadt Dodge City imUS-Bundesstaat Kansas zur Welt kam. Mitte der 50er Jahre ergatterte er Nebenrollen in den Klassikern «...denn sie wissen nicht, was sie tun» und «Giganten» mit seinem Freund James Dean.

Für das bloße Dasein vor der Kamera war Hoppers Ego aber stets zu groß. Als 1969 sein Regiedebüt «Easy Rider» in die Kinos kam, landete er nicht nur einen finanziellen Hit, sondern schuf auch ein Aushängeschild des «New Hollywood», als das Autorenkino dem Studiosystem mit seinen oft realitätsfernen Geschichten den Kampf ansagte. Gekrönt wurde der Erfolg mit einer Goldenen Palme bei den Filmfestspielen von Cannes. Was der Beginn einer glanzvollen Karriere hätte sein können, erwies sich jedoch als Anfang vom - vorläufigen -Ende.

«Was mich anging, war ich der größte verfluchte Regisseur, denAmerika jemals gesehen hatte», schilderte Hopper dem JournalistenPeter Biskind für dessen Buch «Easy Riders, Raging Bulls» seindamaliges Selbstbild. Hoppers Mitstreiter hingegen erinnern sich aneinen paranoiden und gewalttätigen Kontrollfreak, dessen Drogenkonsumihn während der Dreharbeiten sogar hinter Gitter brachte. DerCo-Darsteller und Produzent Peter Fonda sagte Biskind: «Dieser kleineFaschist war komplett durchgeknallt.»

War Hopper bei «Easy Rider» noch mit seinem unkontrollierbarenVerhalten durchgekommen, so ging er zwei Jahre später mit seinemnächsten Film «The Last Show» grausam baden. Nach einem Jahr imSchneideraum gewann das Werk zwar den Kritikerpreis beim Filmfestivalin Venedig, verschwand aber nach nur zwei Wochen aus den Kinos.

In den Folgejahren drehte Hopper mit Wim Wenders «Deramerikanische Freund» und Coppolas «Apocalypse Now» (1979). SeineAbhängigkeit erreichte Anfang der 80er Jahre derart monströse Ausmaße- Biskind redet von mehreren Litern Scotch, 28 Flaschen Bier und dreiGramm Kokain pro Tag -, dass sich Hopper selbst in den geschlossenenEntzug einweisen ließ. Er sollte ihn zweieinhalb Jahre nichtverlassen.

Nachdem er sich gefangen hatte, war Hopper wieder vermehrt inNebenrollen zu sehen und überzeugte vor allem in David Lynchs «BlueVelvet» (1986). Mit dem Polizeithriller «Colors - Farben der Gewalt»(1988) mit Sean Penn konnte Hopper auch wieder als Regisseur bei denKritikern punkten.

Dank des Abschieds von den Drogen schien sich Hopper selbst nichtmehr allzu ernst zu nehmen. Neben ambitioniertenIndependentproduktionen wie «True Romance» (1993) war er sich nichtzu schade für Videospielverfilmungen («Super Mario Bros.») odertrashige Zombiestreifen («The Texas Chainsaw Massacre 2»).

In Hoppers Privatleben war vorübergehend Ruhe eingekehrt. Erbetätigte sich als Fotograf und Kunstsammler. Es schien, als habe derMann mit der panischen Angst vor Motorrädern endlich die Leichtigkeitdes Seins für sich entdeckt. Doch Ende Oktober 2009 teilte seinManager mit, dass Hopper an Prostatakrebs erkrankt sei. Im Januarreichte der vierfache Vater die Scheidung von Gattin Nummer fünf,Victoria Duffy, ein.