Denkmalschutz Denkmalschutz: Kasseler Herkules muss zur Kosmetik
Kassel/dpa. - , das rund sechs Meter über den Herkules hinausragt. Über einen separaten Turm sollen Besucher während der mehrjährigen Bauarbeiten dem Riesen in die Augen schauen können.
«Das wird ein aberwitziges Bauwerk werden», sagt der Direktor derStaatlichen Museen Kassel, Michael Eissenhauer. Da das Gerüst ankeiner Stelle an dem Standbild anlehnen darf, wird es etwa dassechsfache Volumen des Wahrzeichens haben. Alleine für den Aufbau desin riesige Tücher gehüllten Gerüstes sind drei Monate eingeplant, dieSanierungsarbeiten selber sollen drei bis vier Jahre dauern. 22Millionen Euro hat das Land Hessen für die Reparatur veranschlagt.Zur Rettung des baufälligen Wahrzeichens hatten die Kasseler selbstbei vielfältigen Aktionen rund 500 000 Euro gespendet.
Geschaffen wurde das Kasseler Wahrzeichen historischen Dokumentenzufolge auf Veranlassung des Landgrafen Karl. Dieser gab nach einemRom-Besuch 1700 die Anfertigung einer Kopie einer dort bewundertenHerkules-Statue in Auftrag. Zugleich ließ er nach italienischemVorbild in Kassel den bis heute größten Bergpark Europas errichten,an dessen Spitze die Statue steht.
Ans Licht kam der marode Zustand des Herkules, als Feuerwehrleute2003 bei einer Kletterübung an der 63 Meter hohen Steinpyramide auflose Steine und poröses Mauerwerk stießen. Die letzte umfassendeSanierung datierte aus den 50er Jahren. Das Problem ist, dass der beidem 1717 fertig gestellten Wahrzeichen verwendete Tuffsteinverwittert. Aus Denkmalschutzgründen darf bei Renovierungen aber keinbeständigeres Material verwendet werden.
Zum zweiten Mal seit seiner Existenz soll der Kasseler Herkulesvorübergehend kopflos werden. Da das Standbild aus einem festverankerten Eisengerüst mit darauf angebrachten Kupferplattenbestehe, könne nicht die komplette Figur vom Sockel gehoben werden,sagt Eissenhauer. Vielmehr müsse der Kopf von dem Gerüst ausherabgenommen werden, um das rostige Eisengerüst zu reparieren. Dazumüssten Arbeiter in die Figur hineinklettern. Ähnlich wie bei einemU-Boot gebe es dazu zwar eine Einstiegsluke am Fuße der Figur. AusSicherheitsgründen, und um genügend Luft bei den Arbeiten zu haben,müsse jedoch auch der Kopf herunter genommen werden. Dies warerstmals 1952 geschehen, als an dem Standbild Schäden aus dem Kriegund von Blitzeinschlägen repariert wurden.
Die Kasseler lieben ihr Wahrzeichen, das Postkarten, Poster undBierflaschen ziert. Schließlich soll der starke Mann bei demkatastrophalen Bombenangriff auf Kassel 1943 sogar Leben gerettethatten: Weil die Bomber über die gut 400 Meter über der Stadtstehende Figur hätten hinwegfliegen müssen, seien sie nachher nichtmehr schnell genug heruntergekommen, um ganz Kassel mit ihren Bombenzu treffen, heißt es.