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Delbo: Postrock aus Berlin

31.01.2008, 06:56

Hamburg/dpa. - Seit mittlerweile fast neun Jahren spielen Daniel Spindler, Tobias Siebert und Florian Lüning unter dem Namen Delbo zusammen. Nun präsentiert das Berliner Trio sein viertes Album.

Das trägt den Titel «Grande Finesse» und überzeugt mit einem intelligenten Postrock-Ansatz, poetischen deutschsprachigen Texten und einer angenehm unprätentiösen Stimmung.

Auch wenn deutschsprachige Musik in den vergangenen Jahren einen sehr großen Popularitätsschub erlebte, waren es nicht unbedingt die Berliner Delbo, die von dieser Entwicklung profitierten. Im Fokus der Aufmerksamkeit standen in erster Linie Bands, die auf einen gefälligen und leicht zugänglichen Poprock-Sound mit Hang zum Gitarren-Indierock setzten und deren Songtexte nicht selten einen sympathischen Tagebuch-Charme versprühten.

Im Vergleich zu überaus erfolgreichen Kollegen, wie zum Beispiel Wir Sind Helden, Kettcar und auch Tomte, nahmen sich Delbo stets etwas sperriger, etwas ernster und vielschichtiger aus. Daran hat sich auch auf dem vierten Album des Berliner Trios nicht viel geändert. Delbo halten auf «Grande Finesse» die Balance zwischen einer zuweilen nahezu symphonischen Ästhetik und einer postrockigen Kantigkeit. Im Vergleich zum recht düsteren Vorgängeralbum «Havarien» ist «Grande Finesse» allerdings eine lichtere und leichtherzigere Platte geworden.

Hört man auf die Gitarren und die Strukturen, die Delbo auf «Grande Finesse» zeichnen, kommen einem vertrackte und dennoch melodiöse Postrock-Bands wie Karate in den Sinn. Anders als ihre US-Kollegen setzen Delbo jedoch nicht nur, wenn es um die Strukturen ihrer Songs geht, sondern auch bei der Erzeugung ihres Sounds auf experimentelle Ideen. Raum finden in ihren Stücken neben dem üblichen Rock-Line-up nicht nur Streicher und Bläser, sondern auch Alltagsgeräusche.

Schön an «Grande Finesse» ist, dass Delbo trotz vertrackter Momente und experimenteller Ansätze nicht steif und allzu verkopft wirken. Die neuen Stücke besitzen eine angenehme Luftigkeit und Beweglichkeit. Sie klingen zugänglich, auch wenn man den Songtexten der Berliner diese Eigenschaft nicht zubilligen kann. Die Momentaufnahmen, die Sänger Daniel Spindler auf «Grande Finesse» zeichnet, erschließen sich nicht auf Anhieb, wirken eher assoziativ und oft codiert. Wer nach griffigen Slogans verlangt, wird auf diesem Album nicht fündig. Stattdessen legt Spindlers Lyrik einen interessanten Schleier der Rätselhaftigkeit über die feine und fantasievolle Sound-Ästhetik der neuen Platte.

www.myspace.com/delbo

www.delbomat.de

www.loobmusik.de