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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: Dean Reeds Tod im Zeuthener See war Selbstmord

Von Wilfried Mommert 20.07.2004, 12:39
Das Archivbild vom August 1976 zeigt den Sänger Dean Reed bei einem Konzert in Westberlin. (Foto: dpa)
Das Archivbild vom August 1976 zeigt den Sänger Dean Reed bei einem Konzert in Westberlin. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - «Mein Tod hat nichts mit Politik zu tun», schriebder «singende Cowboy» Dean Reed, bevor er im Juni 1986 im ZeuthenerSee bei Berlin den Freitod wählte. Und doch war der Selbstmord desin der DDR und im Ostblock populären «roten Elvis», wie der ausColorado/USA stammende Sänger und Filmschauspieler wegen seinesdemonstrativen Bekenntnisses zum Sozialismus auch genannt wurde,ein Politikum allerersten Ranges.

Der 15 Seiten lange Abschiedsbrief, in dem Reed seineverzweifelte, von Depressionen geprägte persönliche und besondersfamiliäre Situation schildert, wurde von der Stasi beschlagnahmtund nie veröffentlicht. SED-Chef Erich Honecker persönlich, denReed im Brief ausdrücklich grüßen ließ, gab die Parole vomUnglücksfall aus.

Mit der Veröffentlichung des ganzen Abschiedsbriefes in der«Bild»-Zeitung (Dienstag) nach früheren auszugsweisen Publikationenschließt sich - vorerst - ein weiteres Kapitel «Stasi und dieKünstler». Der Adressat des Briefes, der frühere hochrangige SED-Politiker und enge Freund Reeds, Eberhard Fensch, widmet Reed einKapitel in seinem neuen Buch «Wie Honecker das Fernsehen wollte»(edition ost).

Eine Fortsetzung anderer Art plant der Hollywood-SchauspielerTom Hanks. Seit Jahren hatte er sich um die Filmrechte an dem FallDean Reed bemüht. Kürzlich war sich Hanks mit der Witwe undSchauspielerin Renate Blume über die Verfilmung einig geworden.Zuvor holte sich Hanks bei einem Treffen mit dem früheren DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz in Berlin noch ergänzendeInformationen. Dabei dürfte ihm der Honecker-Nachfolger den Inhaltdes Abschiedsbriefes des nur 47 Jahre alt gewordenen Film- undMusikstars, der auch in Südamerika sehr bekannt war, im Westen aberweitgehend ein «No-Name» blieb, nicht verschwiegen haben.

Bis dahin waren die Spekulationen über die wahre Todesursachenie verstummt. Im Westen war daher schnell die Vermutungaufgetaucht, die Stasi könnte Reed beseitigt haben, als der plante,in die USA zurückzukehren. Im geheim gehaltenen Sektionsbericht,aus dem der Autor Jan Eik schon 1991 in der «Wochenpost» und späterin seinem Buch über «Politische Affären und Attentate» (Das NeueBerlin 1995) zitierte, hieß es, als Todesursache komme «am ehestenErtrinken unter toxischer medikamentöser Beeinflussung»(Schlaftabletten) in Frage.

Spätestens seit dem Mauerfall verblasste Reeds Name im OstenDeutschlands. Seine Urne wurde 1991 in die USA übergeführt, seinName im Grabstein später ausgelöscht.