Mit Geige im Lifestyle-Kosmos David Garrett begeistert sein Publikum in der Arena Leipzig

Leipzig - „Danke an dieses kleine Stück Holz!“ Als der 38-jährige David Garrett sein Instrument preist, ist das Faszinosum schon allgegenwärtig. Gut 7.000 Besucher sind gekommen, die Arena Leipzig ist bestuhlt, auf der Bühne hat neben der Garrett-Band das Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt Platz genommen. „Unlimited“ heißt die Tour, Garrett feiert zehnjähriges Jubiläum.
David Garretts begnadetes Geigenspiel begeistert Publikum in Leipzig
Dabei ist seine zweistündige Show mehr als ein Crossover-Musizieren, das Pop, Rock und Klassik verbindet. Garretts begnadetes Geigenspiel, das stets im musikalischen Vordergrund steht, begeistert das Drei-Generationen-Publikum in einem wohldefinierten Lifestyle-Kosmos. Als der Künstler in löchrigen Jeans gegen 18 Uhr die Bühne betritt, steht seine Silhouette auf der Videoleinwand bereits in Flammen. Gleich nach Beethovens Fünfter, schwebt sein Konterfei flirrend durch ein blaues Meer. Zu hören ist die Filmmusik von „Fluch der Karibik“, anschließend gibt es Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ und „Thunderstruck“ von AC/DC.
David Garrett: Popstar und Frauenschwarm - sexy, lässig, dynamisch
Als das Jackett fällt und die tätowierten Arme zum Vorschein kommen, johlt das Publikum. Garrett, der Popstar, Garrett, der Frauenschwarm. Sexy, lässig, dynamisch und kosmopolitisch. Diesen Geist atmet auch die in der Pause angepriesene Mode-Kollektion. Und wer gerne mit einem Luxusliner in See sticht, kann sich im Herbst von Garrett und Band begleiten lassen. Der Absolvent der New Yorker Juilliard School erwähnt, dass er sich einen solchen Erfolg nicht hätte träumen lassen. Fünfmal gab es bislang den „Echo Klassik“, dreimal den „Echo Pop“. Und das, obwohl „ich gar nicht singen kann“, so Garrett.
David Garrett: Ton und Bild lassen neue metaphorische Welten entstehen
Dafür gelingt bei der Live-Interpretation von zwei klassischen Stücken etwas, das in gegenwärigen Shows selten ist: das Zusammenspiel von Ton und Bild lässt neue metaphorische Welten entstehen. Bei „Air“ aus der Suite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach wird eine nächtlich erleuchtete Großstadt gezeigt, kleine Musiknoten steigen gen Himmel. Es ist, als seien die Wolkenkratzer in einer göttlichen Harmonie gebettet. Bei Claude Debussys „Claire de Lune“ sieht man die Erde aus der Perspektive des Weltalls, die Vorstellung einer kosmischen Ordnung ist auch hier nicht weit.
David Garrett wildert gekonnt in der Pop- und Rockgeschichte
Garrett greift auch mal zur E-Geige, gekonnt wildert er in der ohrwürmigen Pop- und Rockgeschichte. Die Reise geht von „Smooth Criminal“ (Michael Jackson) über „Superstition“ (Stevie Wonder) bis zu „Nothing Else Matters“ (Metallica). Zwischendrin gibt Garrett Einblicke in sein Handwerk. Zuerst müsse er eine prägnante Melodie finden, diese gelte es zu harmonisieren, um anschließend den notwendigen Schuss Virtuosität beizufügen.
So wie Rockmusiker ihre Gitarre als Phallussymbol präsentieren, so spielt auch Garrett mit den Andeutungen einer obsessiven Leidenschaft. Während der extrem schnellen Passagen scheint das Instrument, gehalten von kräftigen Armen, mit seinem Körper zu verschmelzen. Auch der Geigenbogen wird manchmal schwingend in Hüfthöhe gehalten. Ein Queen-Medley und „Hey Jude“ von den Beatles begleiten in die Nacht. Die stehenden Ovationen des Publikums sind gewaltig. (mz)