ZDF-Sendung "Bares für Rares" Das Goldgräber-Gen. Warum die ZDF-Sendung "Bares für Rares" mit Fabian Kahl so beliebt ist.

Leipzig - „Es gibt für alles einen Sammler. Die Frage ist nur, wie man ihn erreicht“, sagt Fabian Kahl, der seine Kunden auch übers Fernsehen findet.
Seit Anfang an gehört er zum Team der beliebten ZDF-Sendung „Bares für Rares“. Der 25-jährige Kunst- und Antiquitätenhändler aus Leipzig betrachtet es als Glücksfall, Teil des von Horst Lichter moderierten Dauerbrenners zu sein, wo Menschen ihre Dachbodenfunde und Erbstücke erst von Fachleuten bewerten lassen und dann bei Fabian Kahl und Kollegen zum Kauf anbieten können.
Es sei, sagt Kahl, ein „Erfolgsformat ohne gleichen“. Jede Folge der Sendung, die im ZDF läuft und wochentags auch bei ZDFneo wiederholt wird, sehen zwischen 3,5 und vier Millionen Zuschauer.
Fabian Kahl bei „Bares für Rares“: Auf Trödelmarkt fürs TV entdeckt
Zu „Bares für Rares“ sei er gekommen wie die Jungfrau zum Kind, schreibt der 1991 in Thüringen geborene Antiquitäten-Experte auf seiner Internetseite. Ein Gespräch in einem Leipziger Café bietet die Möglichkeit, die Langfassung der Geschichte zu erfahren: Demnach sei er bei einem Trödelmarkt 2013 in Leipzig, wo er gemeinsam mit seinem Vater einen Stand hatte, einem ZDF-Team aufgefallen.
Die dort gemachten Probeaufnahmen habe er zunächst nicht weiter ernst genommen, sagt Fabian Kahl. Das änderte sich erst mit einer Einladung nach Köln und einigen Pilotfolgen, die er gemeinsam mit vier anderen Händlern absolvierte.
Jüngstes Gesicht der Sendung: Fabian Kahl (25) bei "Bares für Rares"
Mit ihm stehen seit 2013 Walter Lehnartz, Susanne Steiger, Wolfgang Pauritsch und Ludwig Hofmaier am Händlertisch. In der jüngsten Vergangenheit kamen weitere Kollegen hinzu, weil die Zahl der Drehtage deutlich gestiegen sei. Wer aber weiter im Handel tätig sein will und muss, kann nicht bei allen Aufzeichnungen mitwirken, sagt Kahl, der in der komfortablen Lage ist, aus den ZDF-Angeboten sich jene Termine auswählen zu können, die mit seiner Händlertätigkeit harmonieren.
Zuschauerliebling Kahl begeistert durch sein Fachwissen und seine sympathische Art
Wer „Bares für Rares“ schon einmal eingeschaltet hat, weiß, dass der junge Mensch in der immer dezenten und schwarz gehaltenen Gothic-Kleidung nicht nur der Jüngste in der Händler-Riege ist, sondern mit seiner zurückhaltenden Art bei gleichzeitig großem antiquarischen Wissen nicht nur die Schwiegermütter der Fernsehnation begeistert, sondern Zuschauer aller Altersgruppen. „Sehr sympathische Ausstrahlung“, schrieb „ein Fan“ ins Gästebuch auf Kahls Internetseite. „Sie sind eine echte Bereicherung für die Sendung“, notierte wiederum Uwe an derselben Stelle. Und „Du passt gut in das Team“, ließ Andrea aus München den Leipziger mit elektronischem Gruß wissen.
Nachdem er sein „Fachabitur erfolgreich abgebrochen“ hatte, wie es Fabian Kahl formuliert, hat er mit 17 Jahren und Unterstützung seines Vaters ein Kunst- und Antikengeschäft am Kurfürstendamm in Berlin eröffnet. Doch auch und gerade in der bekanntesten Geschäftsstraße der Hauptstadt ist es schwer, sich als Händler zu behaupten. Deshalb ging er nach Leipzig, wo er eine Zeit lang eine Galerie führte.
Früher: Geschäft auf dem Berliner Ku`damnn - heute: Teil einer TV-Sendung
Dank des Zuspruchs von Käufern und Verkäufern, die ihn auch durch „Bares für Rares“ kennen, kann Kahl heute seinem Geschäft nachgehen, ohne einen klassischen Laden führen zu müssen. Zum An- und Verkauf von Kunst und Antiquitäten ist er in ganz Deutschland unterwegs.
Die Erwerbungen können, müssen aber nicht groß sein, um teuer zu sein. Das zeigte der sensationelle Fall eines Gold-Dukaten von 1648, der in der Sendung vom 28. Oktober angeboten wurde. Fabian Kahl erwarb die seltene, fast makellose Münze gemeinsam mit seinem Kollegen Daniel Meyer aus Münster für 25 000 Euro. Freilich unter dem Vorbehalt, dass eine Expertise die Echtheit bestätige.
Den richtigen Riecher gehabt: Wertvolle Münze aus dem 30-jährigen Krieg erworben
Und, weil es in der Folge nicht mitgeteilt werden konnte, war das Goldstück tatsächlich so alt? „Ja, die Münze erwies sich bei nochmaliger Prüfung als echt.“ Meyer und Kahl haben das Geldstück, das am Ende des 30-Jährigen Krieges geprägt wurde, mit kleinem Gewinn weiterverkauft.
Damit alles mit rechten Dingen zugeht, ist es nicht gestattet, wie Fabian Kahl betont, dass die Händler mit den Sachverständigen, die im Vorfeld den Wert der vorgelegten Gegenstände zu bestimmen haben, kommunizieren – und umgekehrt. „Wir sind deshalb auch in verschiedenen Hotels untergebracht“, sagt Kahl.
Deshalb schalten viele Zuschauer die Sendung ein
Warum aber steht ein Format wie „Bares für Rares“ so hoch in der Gunst der Zuschauer, die millionenfach einschalten? Fabian Kahl hat dafür eine einfache Erklärung. Es sei das „Goldgräber-Gen“ des Menschen, sagt er. „Wir haben einfach alle das Bedürfnis, Schätze zu entdecken.“
Hat sich sein Leben durch die regelmäßige TV-Präsenz spürbar verändert? „Plötzlich Autogramme geben zu müssen, das war sehr gewöhnungsbedürftig.“ Auch könne er in Leipzig nur noch über Flohmärkte gehen, wenn er sich durch Brille und Kopfbedeckung mehr oder minder unkenntlich mache, sagt der 25-Jährige. „Aber alles in allem hat es mehr Vor- als Nachteile, durch das Fernsehen bekannt zu sein“, meint Kahl.
Das elterliche Schloss
Schauen eigentlich Ihre Eltern „Bares für Rares“, wenn Sie dabei sind? „Nein, meine Familie hat keinen Fernseher.“ Die lebt beschaulich auf Schloss Brandenstein bei Pößneck im östlichen Thüringen. Das Anwesen haben die Kahls 2004 erworben und in den vergangenen Jahren aufwendig restauriert. So manches schöne Möbelstück hat Fabian Kahl in früheren „Bares für Rares“-Folgen mit dem Hinweis erworben, dass es gut ins elterliche Schloss passen würde.
Und das macht Fabian Kahl, wenn er gerade nicht vor der Kamera steht
Der Händler darf freilich nicht der Versuchung erliegen, selbst zum Sammler zu werden, sagt Fabian Kahl. In diesem Punkt sehe er für sich keine Gefahr: „Ich brauche nicht viel zum Leben. Ich möchte vor allem die Welt und die Menschen kennenlernen.“ Afrika habe es ihm angetan. Bei Gelegenheit eines Aufenthalts in Südafrika – wo er auf Bitten eines dort lebenden Deutschen, der seinen Hausstand auflösen wollte, diverse antike Gegenstände zu begutachten hatte – habe er sich in das Land und den Kontinent verliebt. Deshalb möchte er den Erdteil so bald wie möglich wiedersehen.
(mz)