Dagmar Frederic feiert 70. Geburtstag Dagmar Frederic feiert 70. Geburtstag: Entertainerin will kein Ost-Star sein

Berlin - Im vergangenen Jahr gab es viele Geschichten über Dagmar Frederic: Niederlage im jahrelangen Erbschaftsstreit, herbe Kritik, weil sie einer Honecker-Wachsfigur salutierte, Auszug aus der Villa in Woltersdorf (Oder-Spree) in eine Mietswohnung. „Leicht war das nicht. Aber mir geht es gut“, sagt die Entertainerin entschlossen und zeigt auf ihr neues Zuhause an der Müggelspree in Berlin. Hündin Ruppi saust durch den Garten mit Frühlingsblumen, die die gebürtige Eberswalderin gepflanzt hat. „Ich bin eine Blumentante“, sagt Frederic und streift die Highheels ab. Das Foto ist im Kasten - jetzt geht es auch barfuß. Am 15. April wird die Sängerin und Moderatorin, die auch viele Jahre in Halle wohnte, 70 Jahre alt.
Zeit für eine große Party bleibt kaum: Einen Tag später will sie wieder im brandenburgischen Beelitz zum Spargelanstich mit Kindern singen. Ihren 60. feierte die „Valente des Ostens“ - wie sie nach ihrem Idol genannt wird - noch mit viel Prominenz in Berlin.
„Diesmal mache ich mich davon. Ich bin nur bis Mittag hier“, sagt Daggi, wie sie auch gerufen wird. Das größte Geschenk machen ihr die Schlossgartenfestspiele Neustrelitz: Mit dann 70 Jahren steht Frederic im Musical „Hello Dolly“ in Mecklenburg-Vorpommern auf der Bühne. Am 3. Juli hat der Broadway-Klassiker Premiere. „Ich bin sehr glücklich, dass Operndirektor Wolfgang Lachnitt mir das zutraut“, sagt sie. „Ich trau mich das nur, weil er mir das zutraut.“
Die Worte sprudeln aus Frederic heraus, die glitzernden Ohrhänger wippen, die langen roten Fingernägel sind ständig in Bewegung. Stolz zeigt die Künstlerin Fotos von Tochter Maxie, die in diesem Jahr 30 Jahre alt wird. „Ich habe so ein Glück“, sagt die Sängerin. Ihr Temperament habe sie wohl von der Großmutter, einer „fröhlichen Kneipenfrau“, geerbt. Als Kind hat sie gelernt, Schifferklavier zu spielen. Viel Zeit verbrachte sie bei ihrem Vater im Tierpark, der diesen gegründet hatte.
1966 hatte die gelernte Apothekenhelferin ihren ersten Show-Auftritt im Berliner Friedrichstadtpalast, damals das bekannteste Varieté der DDR. Frederic hatte bald eigene Fernsehshows. So moderierte sie 14 Jahre lang die populäre Weihnachtssendung „Serenade bei Kerzenschein“ und neun Jahre lang „Kinomusik mit Dagmar Frederic“. Daneben gab es Sendungen wie „Ein Kessel Buntes“ im neuen Friedrichstadtpalast, den sie 1984 eröffnete.
In der DDR war Frederic ein Gütesiegel für populäre Unterhaltung. Auch über die Wendezeit hinaus gelang es ihr, nach 1990 im vereinten Deutschland im Showgeschäft zu bestehen. Heinz Schenk und Dieter-Thomas Heck hätten sie zum Glück sehr schnell in ihre Shows geholt, berichtet sie. „Ich habe den Saal im Osten schneller voll als im Westen“, räumt die Entertainerin ein. Ein „Ost-Star“ will sie aber nicht sein.
Insbesondere nach ihrem Auftritt im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, bei dem die Entertainerin neben dem früheren Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker salutierte, hagelte es Kritik. Die Pose sei Veralberung gewesen, betont die Künstlerin.
Sie hat keine Lust, sich für ihre Vergangenheit zu rechtfertigen. „Ich war nicht in der Partei. Ich war nicht bei der Stasi.“ Klar, habe sie Privilegien genossen. „Weil wir etwas Besonderes geliefert haben“, sagt sie trotzig. Zugleich seien einige Dinge belastend gewesen. Nie wäre es ihr aber in den Sinn gekommen, von Auslandsreisen nicht zurückzukehren, sagt die Trägerin des Nationalpreises der DDR (1981). „Ich bin von Herzen Brandenburgerin.“
Leidenschaftlicher Fan ist sie auch von der Ehe: Klaus Lenk (74) ist Frederics Ehemann Nummer fünf. „Ich habe immer mit großer Liebe und großem Vertrauen heiraten wollen“, sagt die Entertainerin. „Es war immer richtig. Jeder hat mir alles gegeben, was ich in der Zeit brauchte.“ Mit Lenk, Veranstalter von Seniorenreisen, ist sie seit mehr als 17 Jahren zusammen und im 13. Jahr verheiratet.
„Dass man so ein Glück hat, in so einem Alter noch mal solche Schmetterlinge zu haben“, schwärmt sie und wundert sich zugleich. Sie Widder, er Skorpion. „Geht gar nicht, sagt jede Kartenleserin“, meint sie lachend. „Aber er hat sich ganz gut an meine Art gewöhnt.“ (dpa)
