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«Czerwone Gitary» «Czerwone Gitary»: Die Roten Gitarren feiern 40. Geburtstag

Von Jörg Schurig 09.06.2005, 06:27
Zehn Hände greifen am Donnerstag (09.06.2005) in Dresden nach einer Schallplatte der DDR-Firma Amiga von 1978 mit der polnischen Musikgruppe «Roten Gitarren». (Foto: dpa)
Zehn Hände greifen am Donnerstag (09.06.2005) in Dresden nach einer Schallplatte der DDR-Firma Amiga von 1978 mit der polnischen Musikgruppe «Roten Gitarren». (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/Warschau/dpa. - Eine Kostprobe davon lieferte die Band Anfang der Woche beimeinzigen ausländischen Jubiläumskonzert in Dresden. Nach dem Auftrittunter Bandleader und Mitbegründer Jerzy Skrzypczyk waren die Fans -meist Leute jenseits der 40, aber auch Altrocker - begeistert. NachAnsicht von Musikkritiker Mathias Bäumel, der die Roten Gitarren«musikalisch von den Beatles herkommend und die Dire Straitsvorwegnehmend» trefflich charakterisierte, haben die Polen «mit einerrockigen Deftigkeit all den Ohrwürmern neues Leben eingehaucht».

Das war auch bitter nötig. Abseits von elektronischem Kuddelmuddelist die gute alte Gitarre in der Popszene wieder gefragt. Als der«Rote Gitarrist» Seweryn Krajewski Mitte der 70er Jahre mit einerDoppelhals-Gitarre im Schlagerstudio des DDR-Fernsehens auftauchte,ließ das eine ganze Generation zur Klampfe greifen. Fortan waren«Czerwone Gitary» trotz zweideutigen Namens parteiübergreifendbeliebt. Ein politisches Bekenntnis war mit dem Bandnamen nieverknüpft - er bezog sich lediglich auf die Farbe der Gitarren.

Melodiöser Pop mit Folkloreelementen und eingängige Texte gerieten zum Markenzeichen der polnischen Beatles. Mit dem Lied «Anna Maria»gelang 1969 der Durchbruch. Im gleichen Jahr erhielten sie in Cannesden Preis der internationalen Musikmesse «Midem», den zuvor schon die«Original»-Beatles abgefasst hatten. Nachher ging es Schlag aufSchlag. Songs wie «Weißes Boot», «Wir ziehen weiter» oder «Auf demDach dieser Welt» machten die Polen im Osten Deutschlands zu Stars.In ihrer Heimat füllten sie Stadien.

Selbst als der Eiserne Vorhang fiel, blieben die Roten Gitarren imGeschäft. 1999 erschien erstmals seit Jahren wieder neues Material.Der Titel der CD war Programm: «Es klingt noch die Musik ...». ImJahr darauf erwiesen sie sich mit 137 Konzerten als Schwerstarbeiter.Unterdessen war bereits der Westen ausreichend infiziert. Nach einerneuerlichen Tour der «Red Guitars» durch Nordamerika gab es imNovember 2001 in Oberhausen vor 14 000 Fans das größte Hallenkonzertin der Bandgeschichte. Zu Silvester spielten sie in Los Angeles.

Zum Jubiläum 40 Jahre sind nun bis zur Jahresmitte genauso vieleKonzerte geplant. Drummer Skrzypczyk, der äußerlich immer mehr demaltersweisen Joe Cocker ähnelt, glaubt nicht an ein schnelles Ende.Drei von den Gründervätern sitzen noch dabei, drei junge Musikerkomplettieren die Band. Eine neue Doppel-CD von 2005 kündet vomÜberlebenswillen der Roten Gitarren. «Gut, sie sind härter geworden.Das trifft ja auf uns alle irgendwie zu», sagt ein Fan nach demDresdner Konzert und knöpft sich seine altgediente Lederjacke zu.