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Curd Jürgens Curd Jürgens: Charmantes Raubein und «Des Teufels General»

Von Irmgard Schmidmaier 18.06.2007, 07:49

Hamburg/Wien/dpa. - Doch die Rolle seines Lebens spielte Curd Jürgens im Alltag: Er war der Lebemann, der den Luxus und die Frauen liebte, der Star, der im Nachkriegsdeutschland Optimismus und Selbstbewusstsein verkörperte, das charmante Raubein mit dem Strahleblick, der allein mit seinem Auftreten beeindrucken konnte. Als einer der wenigen Deutschen im Filmbusiness stieg er in der internationalen Szene zur Spitze auf, mit Partnerinnen wie Romy Schneider oder Ingrid Bergmann. An diesem Montag (18. Juni) jährt sich sein Todestag zum 25. Mal.

Rigoros und großspurig, aber auch großzügig, bedacht und verletzlich: Wer Curd Jürgens näher kannte, zeichnet ein viel differenzierteres Bild des Filmstars als jenes, das die Öffentlichkeit liebte. «Sicher hat er das Klischee bedient», meint etwa sein Anwalt Gunter Fette in einem Interview für Tele 5. «Aber er wurde auch auf dieses festgenagelt. Und wenn er es durchbrach, wollte die Öffentlichkeit das nicht.»

Seine Fans und die Medien wollten den sprühenden und exzessiven Jürgens, der sich mit seiner dritten Ehefrau Eva Bartok öffentlich ohrfeigte, den Meister der Selbstdarstellung, der seinen Luxus bei großen Partys vorführte und neben fünf Ehen in zahlreichen Affären die Frauen eroberte. Er war mit den Schauspielerinnen Lulu Basler, Judith Holzmeister und Eva Bartok verheiratet, mit dem Model Simone Bicheron und zuletzt mit Margie Schmitz. In seinem Nachlass fanden sich auch Liebesbriefe der jungen Romy Schneider.

Seine leise, verletzliche und mitunter einsame Seite zeigte der populäre Schauspieler dagegen nur in seltenen Momenten. So soll er in einer Drehpause seiner Partnerin Maria Schell offenbart haben, wie sehr er zu der Zeit unter der Trennung von seiner vierten Ehefrau Simone litt. Selbst nach seiner schweren Herzerkrankung mit zahlreichen Operationen ab den 1960er Jahren hielt er das Bild des vitalen Bonvivants aufrecht.

Seinen Fans gewährte er in dem Roman «Der süße Duft der Rebellion» oder in seinem Memoirenband «Und kein bisschen weise» genussvoll Einblick in sein schillerndes Leben. Den Lebemann spielte er auch mit großer Überzeugungskraft auf der Bühne: Bei den Salzburger Festspielen war er 1973 bis 1977 als «Jedermann» zu erleben.

Geboren wurde Curd Jürgens am 13. Dezember 1915 in München, sein Vater stammte aus Hamburg und war Exportkaufmann, seine Mutter war Französin. Sie zog mit dem Zehnjährigen nach Berlin, wo sich der Schüler Jürgens mit Leidenschaft in einer Theatergruppe engagierte. Ein Motorradunfall als Jugendlicher hatte weit reichende Konsequenzen: seine schweren Verletzungen führten zum Verlust der Zeugungsfähigkeit.

Nach dem Abitur gab Jürgens ein kurzes Zwischenspiel als Reporter, begann aber bald eine Schauspiel-Ausbildung bei Walter Janssen und gab als 20-Jähriger in Dresden seinen Bühnendebüt. Es folgten Engagements in Berlin und Wien. An der Donau gelang ihm 1941 der Sprung ans Burgtheater, dessen Ensemble er bis 1953 angehörte.

Wirklich populär aber wurde der hünenhafte Blonde mit der Whiskystimme durch das Kino. Insgesamt wirkte er in rund 160 Filmen mit. Nach einigen unbedeutenden Streifen profilierte sich Jürgens in anspruchsvollen Arbeiten wie Helmut Käutners Zuckmayer-Verfilmung «Des Teufels General» und wurde für seine Darstellung des General Harras in Venedig ausgezeichnet. Als beeindruckender Charakterdarsteller zeigte er sich auch in weiteren Literaturverfilmungen wie «Der Schinderhannes» oder «Die Schachnovelle».

Ein großes Publikum feierte ihn als Gegenspieler von James Bond in «Der Spion, der mich liebte» oder in Streifen wie «Auf der Reeperbahn nachts um halb eins». Zuletzt stand er 1981 als Anwalt eines ehemaligen Nazi-Killers in «Killer sind immer unterwegs» mit Alain Delon vor der Kamera. Jürgens starb am 18. Juni 1982 in Wien und wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.