Comedy-Duo «Badesalz» Comedy-Duo «Badesalz»: Die Hessen kommen!
Halle/MZ. - Für "Badesalz"-Fans hat ein Telefonat mit Hendrik - genannt Henni - Nachtsheim etwas Vertrautes. Irgendwann nämlich wird einem bewusst, dass Nachtsheims hessischer Telefon-Singsang aus der Mit-Ess-Zentrale oder von der chronisch unpräzisen Zeitansage - um zwei ältere Nummern zu nennen - keine Verstellung ist. Der spricht wirklich so. Dass sich das Interview dann wie ein Sketch aus dem prallen Leben anlässt, ist aber doch zu komisch.
Nachtsheim, ein äußerst netter Mensch, ist allein zu Hause mit Kind und Hund. Er muss sich die Interviewzeit bei seiner zweijährigen Tochter mit Gummibärchen erkaufen und nebenbei Paketboten abwimmeln, die zu seiner Frau wollen. Dass am Schluss die Pointe fehlt, passt bestens, denn auch bei "Badesalz" ist der Weg oft schon das Ziel. Wenn Henni Nachtsheim und Gerd Knebel morgen um 19.30Uhr ins Steintor-Varieté nach Halle kommen, ist das längst kein Zonenrandversuch mehr.
"Wir hatten viele wunderbare Auftritte in Ostdeutschland", sagt der ehemalige Sänger der Rodgau Monotones - ganz unironisch, ganz ernst. "Die Menschen hier können eben zwischen den Zeilen lesen, das geht zum Beispiel den Rheinländern total ab." Freilich sind die leisen, dezenten Töne nicht immer ein Markenzeichen von "Badesalz": Seit Anfang der 90er Jahre hauen Nachtsheim und Knebel gern auch auf die Humor-Pauke, übersteigern die Banalität der Menschheit, verstoßen gegen gute Sitten und machen oft einfach nur Klamauk.
"Wir zeigen selbstgerechte, reaktionäre Leute, die uns tagtäglich begegnen", sagt Nachtsheim, der jedoch zugibt "persönlich nicht mehr so unbekümmert wie einst" zu sein. Zum Beweis: In früheren Interviews hießen die Selbstgerechten einfach Arschlöcher. Die Vorsicht mag auch dem Erfolgsdruck geschuldet sein, unter dem "Badesalz" inzwischen als Kultobjekt steht und der ein entspanntes Zurücklehnen nicht gestattet.
Ein Sketch ist gerade als Trickfilm verarbeitet worden, ein Spielfilm ist in Vorbereitung. "Und wenn wir eine Show länger als zwei Jahre lang machen", sagt Nachtsheim, "widerstrebt uns das körperlich." Das gleiche gilt für CDs, deren neueste "Du packst es Jutta" heißt und selbstredend nicht identisch mit der Tournee ist. Aufhören will Nachtsheim erst dann, "wenn ich mich mit Gerd Knebel verkrache" - der nicht nur Berufspartner, sondern auch Freund ist.
Zusammen kommen sie immer noch auf wilde Ideen, deren brillanteste ein erst jetzt aufgedeckter Pop-Fake war: Knebel und Nachtsheim hatten Lust, wieder mal nur Musik zu machen und ließen sich dazu die 70er-Jahre-Band "The Hotz" einfallen, deren CD "I lover the sun" auch in Fachkreisen frenetisch gefeiert wurde. Die "Hotz"-Geschichte ist eine jener "Badesalz"-Kuriositäten: nicht ganz wahr, aber verdammt gut erfunden.