Comedian Thomas Hermanns Comedian Thomas Hermanns: «Die nächste Generation klopft an der Tür»

Hamburg/dpa. - Doch dienächste Generation klopft an der Tür», sagt der 42-Jährige, der nachdem Wegzug 2002 an diesem Dienstag mit seiner Komiker-Familie auf dieHamburger Reeperbahn zurückkehrt. «Da stehen junge Comedians in denStartlöchern, die das ganz anders machen als die "alten Säcke"Hermanns und Mittermeier. Außerdem rechne ich augenblicklich damit,dass eine Frau die großen Hallen füllt», meint der Komiker, der zweiTage nach der Eröffnung des Hamburger «Quatsch Comedy Clubs» dieGoldene Kamera erhält.
Mitten im Amüsierviertel St. Pauli war Hermanns 1992 mit dem Clubgestartet, die gleichnamige TV-Show auf ProSieben läuft seit 1996 undgehört zu den bewährten Spaß-Formaten im Fernsehen. «Wir haben damalsein Berufsbild für Deutschland neu erfunden. Seitdem hat sich Stand-Up ziemlich verändert. Vieles ist professioneller geworden,inhaltlich haben wir verschiedene Trends erlebt», erzählt der Mannmit dem bekannten breiten Grinsen. «So gab es die Observation-Comedy,also Beobachtungen aus dem Alltag - vom Supermarkt bis zu Ikea.» DieBeziehungen zwischen Mann und Frau hätten in der Vergangenheit dieShows bestimmt. «Doch das Thema, dass Frauen Schuhe kaufen und Männernicht, ist jetzt einfach mal durch», sagt Hermanns.
Neben mehr Komikerinnen, «die stark im Kommen sind und sich längstnicht mehr wie früher aus einer gewissen Schutzhaltung heraus alslustige Alte oder schriller Paradiesvogel verkleiden», erwartet derComedian verstärkt politische Inhalte. «Interessant im vergangenenJahr war, dass etwa Top-Star Michael Mittermeier sich diesen Themengewidmet hat. Gleichzeitig hat sich auch unser 18-Jähriger BennyKaltenbach dafür entschieden - einfach aus dem Instinkt heraus», sagtder «Vater» der Komikerfamilie, dessen Club Sprungbrett fürMittermeier war und für Kaltenbach gerade ist. Auch andere inzwischenerfolgreiche Kollegen wie Dieter Nuhr, Oliver Pocher, Atze Schröder,Rüdiger Hoffmann und Ingo Appelt begannen ihre Laufbahn im «QCC».
Für die Rückkehr des Comedy-Theaters, das seit drei Jahren auch imSouterrain des Berliner Friedrichstadtpalastes eine Heimat hat, wurdeim Geburtsort Hamburg das traditionsreiche «Café Keese» umgebaut.Jeweils von donnerstags bis sonntags soll der Club-Mix hier über dieBühne gehen, wenn auch nicht immer mit Hermanns - am 9. MärzModerator der deutschen Grand-Prix-Vorentscheidung - als Gastgeber.«Die Palette wird ähnlich sein wie in Berlin, das Publikum abervielleicht etwas anders», meint der gebürtige Bochumer. «Vom Humorher sind die Berliner ein bisschen proletarischer, straßennäher. DieHamburger muss man immer erst davon überzeugen, dass man nicht doofist, wenn man lacht.»
Die Situationen, in denen die Zuschauer nicht lachen, kennt auchder Profi. «Das sind die schlimmsten Momente überhaupt. Ich hattebeim ersten Mal zehn Minuten lang keinen einzigen Lacher», erinnertsich Hermanns. Bei den Themen haben die Künstler auf seiner Bühnefreie Wahl - «nur Rassismus und Sexismus haben im Club nichts zusuchen». Allerdings herrsche für Comedians ein Gesetz: «Je höher dasTabu, desto besser muss die Pointe sein.» Bleibt der Erfolg dennochaus, tut dem erfahrenen Entertainer dies besonders bei den jungenKollegen jedes Mal «furchtbar weh». Doch der «Quatsch Comedy Club»sei auch eine «Schule des Humors», in dem sich Profis und Amateurenach den Shows austauschten. Zum Beispiel über die «goldene Regel»nach missglückten Gags: «Einfach weiterreden», empfiehlt der Experte.