Clint Eastwood Clint Eastwood: 80 Jahre alt und immer besser

San Francisco/dpa. - Clint Eastwood erinnert sich ohne jedesBedauern an seine Zeiten als knallharter Action-Held «Dirty Harry»zurück. «Das war doch ein großartiger Film», sagte er vor zwei Jahrenbeim Filmfestival in Cannes, wo er als Regisseur sein einfühlsamesPsychodrama «Der fremde Sohn», mit Angelina Jolie als verzweifelteMutter auf der Suche nach ihrem Sohn, vorstellte. «Mit einer 38erMagnum-Pistole an der Seite fühlt man sich einfach glücklich»,versicherte Hollywoods ergrauter Star. Solche Macho-Sprüche nimmt ihmkeiner richtig übel, denn er hat sich längst als sensiblesMultitalent bewiesen. Für «Der fremde Sohn» hatte der Jazzliebhaber,der am Montag (31. Mai) 80 Jahre alt wird, auch die Filmmusikkomponiert.
Kein anderer Hollywoodstar kann dem 1,88 Meter großenSchauspieler, Regisseur, Produzenten und Komponisten das Wasserreichen, gemessen an Eastwoods Vielseitigkeit, Beliebtheit,Schaffenskraft und der Größe seiner Trophäensammlung. Dieser Mann seieinfach die großartigste Verkörperung des wortkargen Westernhelden,sagen die einen. Seine Muskeln machten die mangelndeSchauspielerfahrung wett, als er 1959 für die TV-Westernserie«Rawhide» engagiert wurde. Der Spaghetti-Western «Eine HandvollDollar» (1964) machte ihn als Revolverhelden im Poncho schlagartigberühmt.
Andere sehen Eastwood eher als stahlharten Großstadt-Cop «DirtyHarry». Und wieder andere loben ihn als Feingeist, als Klavierspielenden Jazzliebhaber und Komponisten. Vor allem ist er einverdienter Filmemacher, der seine vier Oscars als Produzent undRegisseur für den Western «Erbarmungslos» (1993) und das Box-Drama«Million Dollar Baby» (2005) gewann.
Derzeit steht Eastwood für seinen 31. Film hinter der Kamera. MitMatt Damon und Bryce Dallas Howard inszeniert er den übernatürlichenThriller «Hereafter» an Schauplätzen in Paris, London, Hawaii und SanFrancisco. Die Story dreht sich um einen französischen Journalisten,einen Londoner Schüler und einen amerikanischen Arbeiter, die aufverschiedene Weise mit dem Thema Tod konfrontiert werden.
Sechs Filme brachte Eastwood in den letzten sechs Jahren auf dieLeinwand, darunter das Polit-Drama «Invictus - Unbezwungen», überNelson Mandelas Kampf gegen die Apartheid. In der preisgekröntenProduktion «Gran Torino» erzählt er die Geschichte eines sturenKriegsveteranen, den er selbst spielt. Mit den beiden Kriegsdramen«Letters From Iwo Jima» und «Flags of our Fathers» schildert er dieGeschehnisse der Schlacht von Iwo Jima aus amerikanischer undjapanischer Sicht. Das ehrgeizige Doppelprojekt wurde bei derBerlinale 2007 mit dem Friedenspreis «Cinema for Peace Award»belohnt.
In den 1980er Jahren ging Eastwood als Bürgermeister deskalifornischen Ortes Carmel in die Politik. Dort wohnt der Vater vonsieben Kindern, die er mit fünf Frauen zeugte, weitab von Hollywood.Mit seiner zweiten Ehefrau, der Fernsehreporterin Dina Ruiz, wurde erim Alter von 66 Jahren noch einmal Vater.
Die vielen Talente des immer noch drahtigen Superstars passennicht in eine Schublade. Eines allerdings überragt alle seineBegabungen und Charaktereigenschaften: Der Sohn eines Stahlarbeitersaus San Francisco ist im Herzen ein Rebell. «Das liegt tief in meinerSeele», sagte er einmal. «Jedes Mal, wenn mir einer erzählt, derTrend geht da und da lang, dann schlage ich die andere Richtung ein.»
Vor seinem Aufstieg zum Hollywoodstar jobbte Eastwood alsRettungsschwimmer, leistete Militärdienst, brach seinWirtschaftsstudium ab und ging als Mitt-Zwanziger nach Los Angeles,wo er sich anfangs mit dem Ausheben von Swimmingpools über Wasserhielt. Es folgten kleine Auftritte in B-Movies mit Namen wie «DieRache des Ungeheuers» und «Tarantula», die erste Wochengage betrug 75Dollar.
Nach seiner «Dollartrilogie» mit Sergio Leone und seinem Erfolgals «Dirty Harry»-Polizist führte Eastwood 1971 mit demPsychothriller «Sadistico-Wunschkonzert für einen Toten» erstmalsRegie. Mit «Bird» brachte er das Leben der Jazz-Legende CharlieParker auf die Leinwand. Für die Romanze «Die Brücken am Fluss» holteer Meryl Streep vor die Kamera, in der Komödie «Space Cowboys» gab erJames Garner, Tommy Lee Jones und Donald Sutherland Regieanweisungen,Sean Penn glänzte in Eastwoods düsterer Kriminaltragödie «MysticRiver».
Eastwood arbeitet schnell und preiswert. «Million Dollar Baby»drehte er in 37 Tagen mit einem Budget von nur 30 Millionen Dollar.Damit hängte er in der Oscar-Nacht 2005 Martin Scorseses teureHochglanz-Produktion «Aviator» ab und steckte gleich zwei Oscars ein,als Regisseur und als Produzent des besten Films. «Ich habe Glück,dass ich noch arbeiten kann», bedankte sich Eastwood auf der Bühne.«Ich schaue mir Sidney Lumet an, der schon 80 ist, und denke mir "Ichbin ja noch ein Kind". Ich habe noch eine Menge vor mir», flachste erdamals. Nun hat er selbst die Hürde genommen und das Tempo kaumgebremst. Nach «Hereafter» wartet schon das nächste Projekt. Für«Hoover» holt er Leonardo Di Caprio in der Rolle des FBI-Gründers J.Edgar Hoover vor die Kamera.
