Chuck Berry ist tot Chuck Berry ist tot: Vom Ex-Knacki zur Rock 'n' Roll-Legende

Halle (Saale) - „Chuck wie?“, werden sich sehr junge Menschen vielleicht gefragt haben, als die Nachricht vom Tode des Musikers lief. Die Antwort kann nur sein: Hey Leute, klickt Euch bei YouTube die Aufnahme, die Chuck Berry in Aktion zeigt, wie er 1958 seinen größten Hit „Johnny B. Goode“ herunterrockt.
3.514.015 Aufrufe wurden bis Sonntagnachmittag weltweit gezählt, inzwischen dürften es gewiss noch etliche mehr geworden sein. Und wem dabei nicht die Beine zu zucken anfangen, dem ist sowieso nicht zu helfen.
Nasa-Austronauten hörten Chuck Berry im All
1977, als die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa die kosmischen Botschafter Voyager 1 und 2 ins All schickte, um etwaigen Außerirdischen etwas über die Kultur der Erdenbewohner mitzuteilen, hatten sie zuvor auch eine Aufnahme dieses Songs in die Schatzkiste gepackt. Gut möglich also, dass der Rock’n’Roll inzwischen auch anderswo getanzt wird.
Denn das muss man hier festhalten: Auch wenn sich die Musik, klassische wie populäre, entwickelt und aus vielen Wurzeln speist: Wenn man einen „Erfinder“ des Rock dingfest machen wollte, müsste man sich an keinen anderen so wie an Chuck Berry halten.
Chuck Berry tot: So nehmen Mick Jagger, Bruce Springsteen Co. Abschied vom Vater des Rock’n’Roll
Seine musikalischen Söhne haben das stets gewusst, entsprechend emotional fällt ihre Trauer nun aus: „Ich möchte mich bei ihm für all die inspirierende Musik bedanken, die er uns gegeben hat. Er hat Licht in unsere Teenager-Jahre gebracht und uns davon träumen lassen, Musiker zu werden“, hat Rolling-Stones-Boss Mick Jagger in die Welt getwittert.
Das klingt persönlich, aber auch fast ein bisschen staatsmännisch - so groß ist der schuldige Respekt vor dem schwarzen Gitarrenzauberer, der jetzt in seinem Haus in der Nähe von St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) im gesegneten Alter von 90 Jahren gestorben ist.
„Chuck, du warst großartig und deine Musik ist in uns für immer eingraviert“, fährt Jagger in seiner Dankesrede fort. Nach dem großartigen Album „Blue & Lonesome“, mit dem sich die Rolling Stones Ende des vergangenen Jahres nach langer Zeit der musikalischen Dürre wieder zurückgemeldet haben auf der Bühne, kann man das auch unwidersprochen annehmen.
Bruce Springsteen, der sich gern den Boss nennen lässt, setzt noch eins drauf und bezeichnet Chuck Berry als „besten Fachmann, Gitarristen und puren Rock’n’Roll-Schreiber, der je gelebt hat“.
Chuck Berry musste einst wegen eines bewaffneten Raubüberfalls in den Knast
Auch die Beatles und Bob Dylan sind von Chuck Berry beeinflusst worden, deshalb ist das knappe Fazit des amerikanischen Comedians Marc Maron durchaus nicht übertrieben: „Der König ist tot.“
Dabei hatte die Karriere des Sohnes eines Baptisten-Diakons und einer Lehrerin gar nicht königlich begonnen: Wegen eines bewaffneten Raubüberfalls musste der junge Mann in den Knast.
Er hatte noch mehrmals Ärger mit der Justiz - darunter wegen des Vorwurfs zu großer Nähe zu einem zu jungen Mädchen und, viel später, wegen Steuerbetrugs.
Da war Berry, der sich das Gitarre-Spielen selbst beigebracht und den „Duckwalk“, den Entengang auf der Bühne, kreiert hat, längst ein gemachter Mann.
Mit Hits wie „Roll Over Beethoven“, „Rock and Roll Music“, „Sweet Little Sixteen“ und eben „Johnny B. Goode“ ist er ein viel geliebter (und viel gecoverter) Weltstar geworden.
Erst jüngst hatte er, nach fast 40 Jahren Pause, wieder ein neues Album aufgenommen, demnächst soll es auf den Markt kommen. Das wird die Erben freuen. Und die Fans ebenso. Denn wenn er auch gestorben ist: Chuck Berry lebt. (mz)
