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Christof Spitz Christof Spitz: Die deutsche Stimme des Dalai Lama

Von Jenny Tobien 17.08.2011, 06:17
Christof Spitz, Leiter des Tibetischen Zentrums in Hamburg, sitzt in dem Büroraum einer Kommunikationsagentur in Hamburg. (FOTO: DPA)
Christof Spitz, Leiter des Tibetischen Zentrums in Hamburg, sitzt in dem Büroraum einer Kommunikationsagentur in Hamburg. (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/dpa. - Christof Spitz hat eine anstrengende Woche. Geradewar er noch mit dem Dalai Lama im französischen Toulouse. Jetzt istder 56-Jährige zurück in Hamburg, wo am Donnerstag der InternationaleAchtsamkeitskongress beginnt. Höhepunkt der Veranstaltung ist amSonntag die Abschlussrede von Seiner Heiligkeit. Von dort aus geht esfür den Deutsch-Übersetzer des Dalai Lama weiter nach Hessen. Dortwill der Friedensnobelpreisträger am Dienstag unter anderem vor demLandtag in Wiesbaden sprechen.

Doch Spitz, selbst seit Jahrzehnten Buddhist, lässt sich keinenStress anmerken. Für ihn ist sein Einsatz ohnehin nichts Neues: «Seit1991 begleite ich ihn jedes Jahr auf irgendeine Reise», sagt derLeiter des Tibetischen Zentrums in Hamburg. Was ihn besonders amDalai Lama beeindruckt? «Er hat immer die gleiche Gelassenheit undRuhe, ist freundlich, humorvoll und sehr bescheiden - er rückt sichnie in den Vordergrund», sagt Spitz. «Und er ist immer konzentriertund zugleich sehr entspannt.»

Faszinierend sei auch der sehr disziplinierte Lebensstil des76-Jährigen. So fange der Dalai Lama jeden Morgen um halb vier an zumeditieren, obwohl er meist ein sehr anstrengendes und langesTagesprogramm vor sich habe. «Viele wissen das gar nicht, denn wennwir aufstehen, hat er ja schon seine vier Stunden Meditation hintersich», sagt Spitz.

Den Zugang zum Buddhismus fand Spitz in den 1970er Jahren alsStudent in Aachen. «Das war die Zeit der Hippies, als viele nach Sinnund Orientierung suchten.» Im Fernsehen sah er einen Bericht über denDalai Lama und war sofort begeistert. Er zog nach Hamburg, studierteTibetisch und Buddhismus. Vierzehn Jahre lang lebte er als Mönch inder Hansestadt, wo sein Lehrer, der tibetische Gelehrte undMeditationsmeister Geshe Thubten Ngawang, das Tibetische Zentrumleitete. «Dann verliebte ich mich in eine Frau und folgte meinenEmotionen.» 2007 wurde er Geschäftsführer des Tibetischen Zentrums,das unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama steht.

Zu seiner ungewöhnlichen Tätigkeit als Übersetzer fand er 1991,als der Dalai Lama die Hansestadt besuchte und Spitz derjenige mitden die besten Tibetisch-Kenntnissen war. In den darauffolgendenzwanzig Jahren hat er immer wieder bewegende und kuriose Situationenerlebt. Da war etwa eine Pause auf einer Autobahn in Süddeutschland.«Es war der erste Tag, an dem die Raststätte geöffnet hatte und dannfuhr gleich der Dalai Lama mit seinem Tross vor.» Als sie beim Kaffeezusammensaßen, sei noch ein junges Paar hinzugekommen. «Die waren aufdem Rückweg von einem Festival und haben für uns Musik gemacht. Daswar schon ein toller Einstand für den Raststätten-Besitzer.»

Am beeindruckendsten sei für ihn aber der Umgang des Dalai Lamamit Menschen. «Formalitäten sind für ihn oft überflüssiges Zeug. Ergeht direkt und offen auf jeden zu und strahlt eine enormemenschliche Wärme aus.» Am Ende einer Reise bedanke er sich auchimmer bei den Organisatoren und Helfern von Polizei oder Rotem Kreuz.«Und wenn dann ein gestandener Polizist plötzlich Tränen in den Augenhat, dann ist das schon sehr bewegend.»