Christian Friedrich Hunold Christian Friedrich Hunold: Der Mann, der Menantes war
Halle/MZ. - Was für eine gute, pädagogisch wertvolle Nachricht: Nach turbulenter Jugend und einer skandalösen Karriere als Autor galanter Romane ist Christian Friedrich Hunold (1680-1721), der im thüringischen Wandersleben bei Gotha zur Welt kam und sich später als Dichter Menantes nannte, schließlich in Halle an der Saale zu Einkehr und Einsicht gekommen.
Hier hat er von 1708 bis zu seinem Tode ein allem Anschein nach gottesfürchtiges Leben als Professor, Ehemann und Familienvater geführt. An der Universität lehrte er Poetik, Rhetorik und schließlich auch Rechtswissenschaft. "Seine Lebensweise wurde nun eine gesetztere, er vermählte sich mit einer Tochter des Notars Zindel. Gott schenkte ihm vier Kinder. Die letzten Jahre lebte er recht christlich und bereute vielmals sein früheres Leben und seine freie Schreibart."
So hat es der wackere Lehrer Walther Heinze in seinem 1925 erschienenen Heimatbuch über Wandersleben in Thüringen mit unverhohlener Befriedigung vermerkt. Wie hieß das doch in der Werbung: Irgendwann kriegen wir euch alle. Indes: Hunolds hallesche Gedichte sind zwar "frei von Schlüpfrigkeiten, aber auch ohne die frühere Lebendigkeit und Frische", räumt der scharfsinnige Chronist Heinze ein. Man kann eben nicht alles haben...
Christian Friedrich Hunold ist kein Kind von Traurigkeit gewesen. Er wird als geselliger, ansehnlicher Bursche beschrieben, dem die Frauen zugetan waren. Zahlreiche Liebschaften soll er sich selbst zugute gehalten haben - aber man weiß aus Erfahrung, dass es bei Schriftstellern zwischen Dichtung und Wahrheit bisweilen hurtig kreuz und quer geht. So mag es auch bei Hunold gewesen sein. Fest steht wohl, dass er (neueren Forschungen zufolge) am 29. September 1680 als Sohn eines angesehenen, gräflichen Pächters in Wandersleben geboren wurde.
Die Eltern starben früh, hinterließen den Kindern aber ein beträchtliches Vermögen, das zum Teil für Christian Friedrichs Bildung angelegt werden sollte. So lernt er nach dem Schulbesuch im nahen Arnstadt am renommierten Weißenfelser Augusteum, das von 1670 bis 1678 vom Poetik-Professor Christian Weise geleitet worden war. Danach zieht es Hunold nach Jena, wo er Rechtswissenschaften studiert, ohne jedoch zum Examen zu gelangen - der junge Mann ist so gut wie pleite. Im Jahr 1700 seien ihm, raunt Lehrer Heinze mit leisem Abscheu, von den 1000geerbten Talern noch ganze 80 geblieben. Es darf vermutet werden, dass er das viele Geld nicht allein für Bücher ausgegeben hat...
Nun vollzieht sich nach dem Verlust der Eltern erneut eine Zäsur in Hunolds Leben: Er reist nach Hamburg, wo seinerzeit das literarische Leben und die Kultur überhaupt in Blüte standen, und beschließt, ein Dichter zu werden. Gleich sein erstes Buch "Die verliebte und galante Welt" wird ein Erfolg, Menantes hat den Nerv der Zeit getroffen.
Auch mit Libretti, unter anderem für Bach, Telemann und Fasch, macht sich Hunold einen Namen. Für den aus Teuchern bei Weißenfels stammenden Reinhard Keiser (1974-1739) textet er das Singspiel "Nebucadnezar", das 1704 in Hamburg uraufgeführt wird.
Mit dem "Sayrischen Roman" aber hat Hunold alias Menantes ein Jahr darauf den Bogen überspannt, die gebildete Gesellschaft sieht sich offenbar in ihrer eigenen Frivolität entblößt: Der Dichter muss fliehen. Nach zwei Jahren in der Heimat, beim Bruder in Wandersleben, zieht es ihn nach Halle. Dort, wie berichtet, wird im Dunstkreis von August Hermann Francke noch ein angesehener Mensch aus ihm.
In Wandersleben aber schickt sich nun eine Freundesgesellschaft unter Federführung des rührigen Gemeindepfarrers Bernd Kramer an, den berühmten Sohn des Dorfes endlich gebührend zu ehren. Am 7. September wird ihm ein Denkmal enthüllt werden, in zwei Jahren soll eine Gedenkstätte fertig sein und Raum für Ausstellungen, Begegnungen und wissenschaftliche Tagungen bieten. Das hätte den bekehrten Sünder sicher gefreut.