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Charles Trenet Charles Trenet: Französischer Chansonnier 87-jährig gestorben

19.02.2001, 08:16

Paris/dpa. - Frankreich trauert um Charles Trenet. Einer der letzten Großen des traditionellen Chansons, der mit dem Lied «La mer» zu Weltruhm kam, ist tot. 87-jährig starb der Chansonnier am Sonntag in den Abendstunden. Noch im November 1999 hatte Trenet, dessen Stimme bis ins hohe Alter hinein einfach schön geblieben war, in Paris drei Konzerte gegeben. Und das Publikum jubelte ihm wie immer begeistert zu. Zuletzt sprang der Autor und Sänger mit der sanften Stimme im vergangenen Oktober kurz zu Charles Aznavour auf die Bühne. Jetzt ist «La douce France» - wie ein Erfolgstitel von Trenet heißt - fast verwaist. Von den ganz alten Stars bleibt Henri Salvador (83).

Bis zuletzt verzauberte der Künstler, der stets mit einem keck nach hinten über die welligen Haare gezogenen Hütchen, in perfekt sitzendem Anzug, dunklem Hemd und heller Krawatte auftrat, seine Zuhörer mit Fantasie, Humor und Schwung. Seine Chansons zeichneten sich durch meist optimistisch-ironische Texte aus. «Je chante matin et soir», «Mes jeunes annees», oder auch «L'ame des poetes» summte in Frankreich praktisch jeder vor sich hin. Im Frühjahr 1999 erschien dann sein letztes Album mit 14 neuen Chansons - Titel: «Trenet». An die 1000 Lieder und Filmmusiken hat Charles Trenet geschrieben.

«Seine Chansons vermittelten die Festtagsstimmung einer Zeit, in der die Städter damals erstmals bezahlten Urlaub hatten und das Meer entdeckten», erklärte 1982 der damalige französische Kulturminister Jack Lang bei der Verleihung des Ordens eines Commandeur des Arts et Lettres an Trenet. «Er hat uns mit fröhlichen Rhythmen Lebensfreude beigebracht», so würdigte Kulturministerin Catherine Tasca den Autor und Chanson-Sänger. «Charles Trenet, der Poet, ist von uns gegangen.» Und Präsident Jacques Chirac nannte ihn einen «Zauberer der Worte».

Der Stern des in im südfranzösischen Narbonne als Sohn eines Notars geborenen Interpreten, Komponisten und Texters war im Jahr 1938 mit dem von Maurice Chevalier gesungenen Chanson «Y'a d'la joie» aufgegangen. Als die Zuhörer den Autor dieses Liedes kennen lernen wollten, holte der große Chevalier den jungen Trenet auf die Bühne. Bald schon bestritt dieser einen großen Teil der Konzerte. Dabei blieb Charles Trenet, der früh den liebevollen Beinamen «le fou chantant» (Der verrückte Sänger) erhielt, seinem Image stets treu.

Dass Trenet während der deutschen Besatzung in Paris weiterhin auftrat, wurde ihm in Frankreich als Fehler angekreidet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Trenet denn auch für mehrere Jahre in die USA, wo er manchen Erfolg feiern konnte. Mit 45 Jahren zog er sich dann überraschend von der Bühne zurück. 1964 brachte ein Sittendelikt den Junggesellen vor Gericht. Die Sympathie des Publikums blieb ihm aber erhalten und ganz neue Generationen von Sängern interpretierten seine unsterblichen Chansons. Bei «Je chante», «Le jardin extraordinaire» oder «Route nationale 7» singen auch heute noch viele Franzosen mit.