Carl Adolph Riebeck Carl Adolph Riebeck: Entdeckerreisen in Deutschlands Mitte
Halle/MZ. - Die mitteldeutsche Variante des amerikanischen Tellerwäscher-Traumes: Riebeck, der zeitlebens nicht fehlerfrei schreiben konnte, bringt es vom Armeleutekind, das mit zehn Jahren Erz zu schlagen hatte, zum Multmillionär. Da mag Fontane seinen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland loben, der Riebeck aus Mitteldeutschland ist mindestens so fabelhaft.
So ist es eine über weite Strecken unerhörte Geschichte, die die hallesche Schriftstellerin Simone Trieder unter dem Titel "Carl Adolph Riebeck. Vom Bergjungen zum Industriellen" als fünfte Nummer der Mitteldeutschen Kulturhistorischen Hefte vorlegt. Eine Biografie, die sozial-, kultur- und industriegeschichtliche Mitteilungen bündelt.
Sogar literaturhistorisch relevante Fakten fließen ein: Das Auftaktkapitel zeigt den Salinen-Assessor Friedrich Freiherr von Hardenberg (1772-1801), der als Dichter Novalis zu Weltruhm gelangte, wie er im April 1800 das Gelände zwischen Leipzig, Zeitz und Borna erwandert, um "brennbare Fossilien" ausfindig zu machen. In seinem Bericht werden Dörfer aufgeführt, deren Gruben später zu Riebecks Konzern gehören. "Ich hätte nie gedacht, dass ich an der Braunkohle so viel Spaß haben könnte", sagt Simone Trieder. Seit Beginn dieses Jahres gibt es die Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte, die von Trieder redaktionell betreut und von dem halleschen Unternehmer Peter Gerlach gemeinsam mit dem Maler Moritz Götze in der Hasen Edition herausgegeben werden.
Bisher sind neben dem Riebeck-Büchlein Hefte zu den Themen "Christian Reuter & Schelmuffsky", "Leben am Fluss. Die Saale in Halle", "Geschichte der Petersbergrallye" und "Hallesche Originale" erschienen. In der Sache und im Stil so anspruchsvoll wie originell ausgeführte Studien, die den heimatgeschichtlichen Laien unterhalten, ohne den Experten zu unterfordern. "Wir versuchen, an die Tradition der Heimathefte anzuknüpfen, die es in den 20er und 50er Jahren gegeben hat", sagt Simone Trieder. Entdeckungen stets inklusive. So finden sich im neuen Heft Aufsätze, die um 1920 in der Dorfschule Neudorf bei Harzgerode verfasst worden sind. Thema: Wer war Riebeck? Für 2007, sagt Trieder, sind Bücher in Sachen 100 Jahre Volkspark, Burgstraße, Zuckerindustrie, Künstlervereinigung "Auf dem Pflug", Struensee sowie Emil und Paul Riebeck geplant. Und als ein echter Fund: "Kein Glück in Halle", die Erinnerungen der Uhrmacherwitwe Helene Schindler (1900-1968). Jedes Heft für zehn Euro.
Buchpremiere "Carl Adolph Riebeck": heute um 17 Uhr im Stadtmuseum Halle, Große Märkerstraße 10
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