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Nachruf auf Bud Spencer  Bud Spencer: Auch in der DDR waren die Filme aus Italien beliebt

Von Kai Agthe 28.06.2016, 14:36
Zwei wie Pech und Schwefel: Die Schauspieler Terence Hill (links) und Bud Spencer stellen 1995 in Dresden ihren Film „Die Troublemaker“ vor.
Zwei wie Pech und Schwefel: Die Schauspieler Terence Hill (links) und Bud Spencer stellen 1995 in Dresden ihren Film „Die Troublemaker“ vor. dpa

Halle (Saale) - Carlo Pedersoli, den alle Freunde der leichten Kino-Unterhaltung nur als Bud Spencer kannten, war vieles: In seinen frühen Jahren erst Boxer und dann Schwimmer, der bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki und 1956 in Melbourne antrat und in seiner Paradedisziplin, dem Freistil, eine gute Figur machte, weil er damals eine sportliche Figur hatte.

Später absolvierte er eine Ausbildung zum Piloten, war Unternehmer, Musikproduzent und Erfinder. Im Alter verlegte sich der 1929 in Neapel geborene Tausendsassa auf das Schreiben von Büchern und aufs Komponieren.

Vor allem in den siebziger Jahren lockten Bud Spencers derb-komische Prügelorgien die Fans zu Millionen in die Kinos.

Eine Auswahl der bekanntesten Filme:

„Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970)
„Vier Fäuste für ein Halleluja“ (1971)
„Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972)
„Sie nannten ihn Plattfuß“ (1973)
„Zwei außer Rand und Band“ (1977)
„Zwei sind nicht zu bremsen“ (1978)
„Das Krokodil und sein Nilpferd“ (1979)
„Zwei Asse trumpfen auf“ (1981)
„Zwei bärenstarke Typen“ (1983)
„Die Miami Cops“ (1985)

Nur eines war diese wuchtige Erscheinung nicht: ein gelernter Schauspieler. Keine 15 Minuten habe er in seinem Leben Schauspielunterricht genossen, gestand der Pfundskerl. Dennoch umfasst seine Filmografie nicht weniger als 120 Werke.

Gewiss, ein Charakterdarsteller ist Spencer so wenig gewesen wie sein Filmpartner Terence Hill, mit dem er 17 Filme drehte. Zumeist lässige Haudrauf-Komödien, in denen die beiden, mal als Cowboys und mal als Polizisten, kräftig austeilten.

„Vier Fäuste für ein Halleluja“ (1971) – so hieß nur ein Spielfilm der beiden. Aber der Titel war in den Streifen, in denen Hill und Spencer vor allem in den 1970er und 1980er Jahren spielten, stets Programm.

Jahrelange Freundschaft zwischen den beiden Stars

Über die gemeinsame Arbeit hinaus hat Hill und Spencer, das ist im Filmgeschäft nicht die Regel, eine jahrzehntelange Freundschaft verbunden. „Eifersüchteleien oder Neidgefühle“ habe es zwischen den Kinohelden nie gegeben, schrieb Spencer in seinem Buch „Was ich Euch noch sagen wollte...“, das in diesem Jahr erschien.

„Unsere Freundschaft war entstanden, bevor wir Könige der Kinokassen geworden waren.“ Um aber zu Kassenmagneten zu werden, schien es geraten, Künstlernamen zu wählen: Der gebürtige Venezianer mit den stahlblauen Augen und sächsischer Großmutter, der sich Terence Hill nennt, heißt bürgerlich Mario Girotti.

Carlo Pedersoli wiederum kam zu seinem Pseudonym, weil er das Bier der US-amerikanischen Marke Bud ebenso mochte wie den Schauspieler Spencer Tracy.

Die Rollen in ihren Western- und Ganovenfilmen waren klar verteilt: Hill war stets schön, clever und gewitzt, Spencer bärenstark, gutherzig, aber nicht selten etwas schwer von Begriff.

Zu den fliegenden Fäusten kamen in den Streifen des Duos immer auch markige Sprüche. Die waren mal abgeklärt (Terence: „Mach die Denkmurmel zu!“), mal selbstironisch (Bud: „Wenn du denkst, du hast ’nen Dummen vor dir, bist du an der richtigen Adresse!“) und mal philosophisch (Terence: „Ich weiß, dass ich ich bin, aber ich weiß nicht, ob du du bist. Weißt du, ob er er ist?“).

Kinoaufführungen zwischen Zinnowitz und Zinnwald

Dafür hat das Publikum sie geliebt – auch und vor allem in der DDR, wo ihre Komödien, wenn auch erst Jahre nach dem Kinostart im Westen, in den Lichtspielhäusern zwischen Zinnowitz und Zinnwald hoch und runter liefen.

Die Beziehung beider zu Deutschland ist ohnehin eine ganz besondere. So trägt das Freibad in Schwäbisch Gmünd, in dem Carlo Pedersoli als aktiver Schwimmer 1951 ins Wasser gestiegen war, Bud Spencers Namen. Terence Hill wiederum ist nicht nur Ehrenbürger des kleinen sächsischen Ortes Lommatzsch, wo er zwischen 1943 und 1947 lebte, sondern ebenfalls Namenspatron des dortigen Freibades.

Am Montag ist der bei Generationen von Filmfreunden beliebte Bud Spencer in Rom im Kreise seiner Familie gestorben. „Danke“ sei das letzte Wort gewesen, das er an seine Angehörigen gerichtet habe, sagte sein Sohn Guiseppe.

Danke sagen auch Millionen seiner Fans in aller Welt für unvergessliche, weil immer vergnügliche Kino-Klamauk-Momente. Oder wie Bundesjustizminister Heiko Maaß (SPD) so treffend auf Twitter formulierte: „Harte Faust, weiches Herz, toller Mensch. Ein Held meiner Kindheit. Ruhe in Frieden, Carlo Pedersoli.“ (mz)