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«Brida»: Spirituelles Märchen von Paulo Coelho

Von Frauke Kaberka 06.10.2008, 11:14

Zürich/dpa. - Meister, Mythen und Magie - das sind die Zutaten für die zauberhafte Geschichte um Brida, ein Mädchen aus Irland, das zur Hexe berufen ist. «Brida» ist ein frühes Werk (1990) des brasilianischen Erfolgsautors Paulo Coelho, aber brandneu auf dem deutschen Büchermarkt.

Und wie so häufig in seinen Romanen begibt sich Coelho auf Sinnsuche. Die Erfüllung sieht er in der Liebe. Die glaubt Brida in ihrem Verlobten Lorens gefunden zu haben. Doch der Weg zu ihm ist nicht so simpel, wie es den Anschein hat. Zunächst muss sich die junge Frau selbst finden, und dazu braucht sie die Hilfe eines Meisters. Sie wendet sich an einen bekannten, geheimnisvollen Magier, der Bridas spirituelle Fähigkeiten und in ihr seinen Anderen Teil erkennt. Nur mit dem Anderen Teil, so lernt sie, kann man die Erfüllung finden.

Bislang ist Brida noch keinen Weg zu Ende gegangen. Und auch der Meister, der der Mondtradition folgt, kann und darf ihr allein nicht zur Erkenntnis verhelfen, welche Richtung sie einschlagen soll. Brida sucht Wicca auf, eine kluge und schöne Frau, die - wie Brida bald erkennt - eine Hexe und Vertreterin der Sonnentradition ist. Mit ihrer Unterstützung beginnt Bridas Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft mit dem Fixpunkt Gegenwart. Es beginnt ein Verwirrspiel um große Gefühle, unterdrückte Leidenschaften, Unsicherheiten und Zweifel. Beide - der Magier und Wicca - lehren Brida, die Brücke zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem zu betreten und die Angst vor der Dunklen Nacht zu überwinden.

Mit «Brida» spricht Coelho sicherlich nicht nur Menschen an, die davon überzeugt sind, dass Geister unter uns leben oder dass sie selbst Reinkarnationen früherer Leben sind. Diese Geschichte um Liebe, Selbstfindung, Hingabe und Spiritualität ist eine Fabel für Erwachsene, die gern mit ihrer Fantasie auf Reisen gehen. Die Hexen und Magier hier haben nichts Dämonisches an sich. Sie sind fehlbar und so menschlich wie einst die griechischen Götter der Antike. Doch sie führen hin zu christlichen Mythen - mitunter auch mittels buddhistischer Lehren. Wie weit die Vermischung von weltreligiösen und abergläubischen Aspekten anfechtbar ist, sei dahin gestellt. «Brida» ist ein Märchen, das den Glauben an die große Liebe stärkt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Es ist nun nicht neu, dass sich Coelho gern des Mystischen bedient, um das Thema Liebe literarisch zu bearbeiten. Aber wie Brida die Liebe und zu sich selbst findet, ist wahrhaftig schön beschrieben. Und ist - wie es im Klappentext heißt - «eine Geschichte über die spirituelle Seite der Erotik und die erotische Seite der Spiritualität». Tatsächlich gelingt es dem Autor, Erotik ohne voyeuristische Beschreibungen des Geschlechtsakts einzufangen. Seine fast beiläufige Anleitung zum Erreichen eines Orgasmus' allerdings - dieser gelingt nur, wenn man alle fünf Sinne beieinander hat - ist eher naiv, was den Zauber der Geschichte aber nicht mindert.

Paulo Coelho

Brida

Diogenes Verlag, Zürich

250 S., Euro: 19,90

ISBN 978-3-257-06666-1