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Brandenburg Brandenburg: Verein pflegt das Andenken Erwin Strittmatters

23.01.2004, 09:49
Hinter dem Tresen in der Erwin-Strittmatter-Gedenkstätte «Der Laden» in Bohsdorf südlich von Cottbus steht der Ortschronist Klaus-Dieter Nikolaus vom Strittmatter-Verein. Die 1997 im Ersten Fernsehprogramm der ARD ausgestrahlte Romantrilogie «Der Laden» hat Erwin Strittmatter (1912-1994) bundesweit bekannt gemacht. Am 31. Januar jährt sich zum zehnten Mal sein Todestag. (Foto: dpa)
Hinter dem Tresen in der Erwin-Strittmatter-Gedenkstätte «Der Laden» in Bohsdorf südlich von Cottbus steht der Ortschronist Klaus-Dieter Nikolaus vom Strittmatter-Verein. Die 1997 im Ersten Fernsehprogramm der ARD ausgestrahlte Romantrilogie «Der Laden» hat Erwin Strittmatter (1912-1994) bundesweit bekannt gemacht. Am 31. Januar jährt sich zum zehnten Mal sein Todestag. (Foto: dpa) dpa

Bohsdorf/dpa. - Heinrich jedoch - den Erwin im Roman Heinjaknennt - ist nicht mehr da. Der begeisterte Hobby-Imker starb EndeFebruar 2002 im Alter von 85 Jahren. Das Interesse an seinem von ihmverehrten Bruder Erwin Strittmatter aber, der von manchenLiteraturfans auch in einer Reihe mit Heinrich Böll, Günter Grass undMartin Walser genannt wird, ist ungebrochen.

«In den vergangenen fünf Jahren kamen 38 600 Besucher ausDeutschland und vielen Ländern der Welt nach Bohsdorf, um sich überdas Leben des Schriftstellers zu informieren», erzählt derOrtschronist Klaus-Dieter Nikolaus. Darunter waren viele Reisegruppensowie Schulklassen und Germanistikstudenten. Einige der Gäste reistenvon weither an, so aus den USA, Mexiko und Hongkong.

Der 63-jährige Nikolaus kannte den Pferdenarr Strittmatter rechtgut. «Erwin war ein ruhiger Mensch und gar nicht eingebildet. Erhielt sich zurück, beobachtete alles sehr genau und schrieb es dannauf», erinnert sich der Chronist. Strittmatter, der am 14. August1912 in Spremberg geboren wurde, verbrachte im zwölf Kilometerentfernten Bohsdorf - im Roman Bossdom genannt - seine Kindheit. Dorthatten seine Eltern einen Krämerladen. Im Niederlausitzer Heidemuseumin Spremberg, wo er das später nach ihm benannte Gymnasium besuchte,ist ihm eine Dauerausstellung gewidmet.

Von 1954 an bis zu seinem Tode am 31. Januar 1994 lebte undarbeitete Erwin Strittmatter im nordbrandenburgischen Dollgow-Schulzenhof (Kreis Gransee). «Zu Heinrichs Geburtstag am 10. Oktoberkam Erwin immer nach Bohsdorf, dann lud er auch mich ein», schildertNikolaus. «Ich nahm neue Auszüge aus meiner Chronik mit, die ich seit1986 schreibe, und wir unterhielten uns darüber.» Erwins Frau Eva seinur zwei Mal in Bohsdorf gewesen, zuletzt 1981, als dessen Vaterstarb.

Die Begegnungsstätte entstand durch den Umbau des Dorfkonsums, dendas Land Brandenburg großzügig förderte. Mitarbeiter des Erwin-Strittmatter-Vereins sowie ABM-Beschäftigte kümmern sich um dasVermächtnis des größten Sohnes von Bohsdorf. Sie zeigen den GästenFilme und Videos und erzählen aus seinem Leben. In den zum Todestagneu gestalteten Vitrinen liegen Fotos, Artikel und andereZeitdokumente, darunter Strittmatters Erstlingswerk «Flock» von 1928,der Debütroman «Ochsenkutscher» von 1950 sowie Auszüge aus dem Roman«Der Wundertäter (1)» von 1957.

«Der Strittmatter-Verein hat einen Aktionsplan erarbeitet, umStrittmatters Werk der Jugend näher zu bringen», berichtetVorstandsmitglied Werner Noack. Es reiche nicht aus, wenn sichSchulklassen nur in Bohsdorf informieren. «Wir möchten erreichen,dass die Filme und Videos auch an den Schulen in Spremberg gezeigtwerden und regelmäßig Rundgänge in der Strittmatter-Ausstellung desMuseums dort stattfinden».

Bis diese Pläne verwirklicht sind, können die Besucher auf einemRundwanderweg in Bohsdorf Stationen der Laden-Trilogie erkunden undim Laden selbst eine Zeitreise zu Erwin Strittmatter antreten.