Brandenburg Brandenburg: Potsdamer Hans-Otto-Theater wird bald eröffnet

Potsdam/dpa. - Der große Vorhang wird nicht rot sein, sondernanthrazit, und es gibt auch keine schweren Theatersessel aus Plüsch:Elegant, modern, transparent und architektonisch anspruchsvollpräsentiert sich der Neubau des Hans Otto Theaters (HOT) in Potsdam,der Ende September mit fünf Premieren an drei Tagen eröffnet werdensoll. Gefeiert wird dann eine der ganz wenigen Theater-Neueröffnungender jüngsten Zeit in der Bundesrepublik überhaupt - gefeiert wirdaber auch das glückliche Ende einer jahrzehntelangen Odyssee.
Über Jahre hinweg hatte das Schauspiel-Ensemble kein «Zuhause»,spielte stattdessen auf den unterschiedlichsten Bühnen und in ständigwechselnden Spielstätten: im Schlosstheater im Neuen Palais etwa, vorallem aber im Theaterhaus am Alten Markt. Der 1992 errichteteprovisorische Bau wird im Volksmund bis heute schlicht «Blechbüchse»genannt, auch deshalb, weil die dünnen Außenwände den Straßenlärmfast ungefiltert hereinlassen. Eine romantische Liebesszene, dazu vondraußen ein Martinshorn - das gehörte in vielen Aufführungen dazu.
Nach Jahren der Provisorien und der Ungewissheit werden die 160HOT-Mitarbeiter nun mit einem spektakulären Neubau «belohnt»: Ineinzigartiger Lage, direkt am Tiefen See er Havel, hat der KölnerArchitekt Gottfried Böhm das neue Theater errichtet. Außergewöhnlichsind vor allem die muschelartige, rote Dachkonstruktion sowie diekomplette Verglasung des Zuschauerraums und des Foyers, von wo ausman freien Blick über den See hat. «Der Architekt hat einen magischenOrt geschaffen», sagt Intendant Uwe Eric Laufenberg.
Und dabei war der Etat äußerst begrenzt: «Nur» rund 26 MillionenEuro kostete der komplette Bau. Manches Geländer ist deshalb ausWasserrohren und Schienen gebaut. Technisch fehlt es aber an nichts:Es gibt zahllose Maschinenzüge, ein Teil der Bühne ist drehbar. Undder 469 Besucher fassende Zuschauerraum besteht aus 50 Podien, diehöhenverstellbar sind. So wird aus dem steil ansteigenden Theatersaalbinnen Minuten ein großer Ballsaal. «Die Multifunktionalität ist dasBesondere», sagt der Technische Direktor, Karl-Heinz Krämer.
Eine große Sorge haben die Verantwortlichen allerdings rund zweiMonate vor der Eröffnung: die Akustik. «Die Akustik ist noch immerunser Hauptfeind», sagt Krämer. Der Nachhall sei zu stark. Diezuständigen Fachleute hätten aber versichert, die Probleme in Kürzein den Griff zu bekommen. «Mitte August muss es funktionieren»,betont Krämer.
Wenn alles glatt geht, bekommt das Publikum am Eröffnungs-Wochenende fünf Premieren geboten, unter anderem «Nathan der Weise»von Gotthold Ephraim Lessing, und die Uraufführung des Stücks «JuliaTimoschenko» von Maxim Kurotschkin, Adriana Altaras und KerstinDecker. Diese Mischung von Alt und Neu soll beim Hans Otto Theaterauch in den kommenden Jahren Programm sein: «Wir wollen möglichstalle Bedürfnisse befriedigen», sagt Laufenberg. Er verspricht seinenZuschauern einen «Blick in die weite Welt hinaus», lehnt es aberzugleich ab, «Vorreiter irgendeiner Avantgarde» zu sein. «Das Theaterlebt auch aus gewissen Traditionen. Ich kann nicht so tun, als würdeich es heute neu erfinden.»
«140 000 Zuschauer pro Jahr sind mein Ziel», sagt Laufenbergunmissverständlich. Und die Zahlen sprechen für ihn: In dervergangenen Spielzeit waren die Aufführungen des Hans Otto Theatersim Durchschnitt fast zu 90 Prozent ausgelastet. Und das ohne denTheater-Neubau.
(Internet: www.hans-otto-theater.de)