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Brandenburg Brandenburg: Flötenspieler von Sanssouci kommt aus Lettland

Von Leticia Witte 31.07.2006, 06:47
Der Flötenspieler Helmuts Sabers spielt vor der historischen Mühle von Sanssouci in Potsdam auf seiner Querflöte. (Foto: dpa)
Der Flötenspieler Helmuts Sabers spielt vor der historischen Mühle von Sanssouci in Potsdam auf seiner Querflöte. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Potsdam/dpa. - Eines der ersten deutschen Wörter, die Helmuts Sabers gelernt hat, hieß «schön». Als der Mann aus Lettland vieleJahre später in Potsdam das Schloss Sanssouci erblickte, war erbegeistert und merkte, dass dieses Wort noch steigerungsfähig ist.«Das Schloss ist so leicht wie ein Flötenton», befand er und packtesein Instrument aus, um ein wenig zu spielen. Das war zur Wendezeit.Seitdem reist der 44-Jährige, der nach eigenen Angaben einst amStaatsorchester von Riga beschäftigt war, regelmäßig aus dem Baltikuman und musiziert an einem hoch frequentierten Eingang zumSchlosspark, dem Mühlentor. Er ist der Flötenspieler von Sanssouci.

Manche Touristen würden in ihm die Verkörperung von Mozart sehen,andere assoziierten ihn mit Friedrich II, der selber Flöte spielte,sagt Sabers. Sein Instrument ist eine Querflöte aus Holz. Er trägteinen schwarzen Dreispitz auf dem Kopf, darunter schauen Locken einerweißen Perücke hervor, die in einen dünnen, geflochtenen Zopf mündet.Bekleidet ist er mit einer rot-lilafarbenen Jacke mit weißen Rüschen,unter der er eine gelbe Weste trägt. Die Kniehose passt zur Jacke,die Waden sind mit weißen Strümpfen bedeckt. Die Füße stecken inschwarzen Schnallenschuhen.

«In den ersten Jahren habe ich ohne Kostüm gespielt», erinnertsich Sabers. Später habe er sich eines passend zum historischenAmbiente an der Weltkulturerbestätte zugelegt. Von Juni bis Auguststellt er seinen Notenständer auf dem leicht abschüssigen Weg zumSchloss auf, und sobald sich mehrere Besucher nähern, setzt er dieLippen ans Mundstück. «Mozart kannst du immer spielen», meint Saberslächelnd. Schubert und Vivaldi gehörten ebenfalls zum Repertoire.Besonders erfreut zeigten sich Touristen aus dem asiatischen Raum undGriechenland. Manch einer posiere mit dem vermeintlichen Friedrichfür ein Erinnerungsfoto.

In den Sommermonaten verdiene er das Geld, das die Besucher inseinen Instrumentenkoffer werfen ­ das sei weit mehr als einMonatsgehalt eines Berufsmusikers am Staatsorchester. Bevor Sabersdas Ensemble Ende der 80er Jahre aus gesundheitlichen Gründen habeverlassen müssen, habe er dort neun Jahre lang als Flötistgearbeitet. Bei einem Deutschlandaufenthalt habe er Sanssouci kennengelernt und zunächst nur ein paar Stunden im Schlosspark gespielt,bevor er seine Tätigkeit ausbaute.

Für den Musiker bedeutet das harte Arbeit. Täglich steht Sabersmit seiner Querflöte acht bis neun Stunden am Eingang und wird beiHitze direkt von der Sonne beschienen. Er esse nicht, weil ihn dasmüde mache. «Eine große Portion Müsli am Morgen muss bis zum Abendreichen.» Seine Frau bleibe mit den beiden Kindern in Sigulda in derNähe der lettischen Hauptstadt Riga. Dort arbeite er den Rest desJahres als Musikschullehrer und bringe Kindern das Flötenspiel bei.«Bis Oktober musiziert dann in Sanssouci ein Landsmann von mir, derfrüher erster Flötist an der Rigaer Operette war», sagt Sabers.

Er ist zufrieden mit seiner Arbeit in Sanssouci. Jeden Tag erlebeer etwas Neues. Ihm bedeutet Musik sehr viel: «Wenn ich Flöte spiele,dann ist das Leben für einen Moment gestoppt.» In seiner Liebe zurMusik könne er Friedrich den Großen, den Schlossherrn von Sanssouci,voll und ganz verstehen.