1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. «Bonnie and Clyde»: Hollywood-Rebell Arthur Penn wird 85

«Bonnie and Clyde»: Hollywood-Rebell Arthur Penn wird 85

Von Barbara Munker 26.09.2007, 12:47

San Francisco/dpa. - «Na klar», ein Regieangebot würde er immer noch annehmen, versicherte der längst ergraute US-Filmemacher Arthur Penn im Frühjahr dem Kinofachblatt «Hollywood Reporter».

Der Regisseur von bahnbrechenden Streifen wie «Bonny und Clyde», «Little Big Man» und «Alice's Restaurant» feiert an diesem Donnerstag (27. September) seinen 85. Geburtstag. Aus Hollywood treffen schon lange keine Angebote mehr ein. Doch das nimmt der Rebell und Außenseiter, der sich längst von der Traumfabrik abgewandt hat, gelassen in Kauf.

Vor der Verleihung des Goldenen Ehrenbärens bei der Berlinale im vergangenen Februar verwies der Preisträger stolz auf seine Distanz zu Hollywood. «Ich habe immer in New York gelebt, nie in Hollywood. Ich habe dort nur zwei Filme gemacht», sagte Penn. Er halte nicht viel von Blockbustern aus Hollywood: «Die großen Filme sind schlechte Filme. Die kleinen Filme haben eher eine Chance, gute Filme zu werden.» Kollegen und Fans des Altmeisters sprechen anerkennend vom «Truffaut des US-amerikanischen Films», der Hollywoods heiler Welt bittere Realität entgegensetzt.

«Bonnie and Clyde» (1967) ist ein Klassiker des neuen Realismus der 60er Jahre. Noch 40 Jahre nach der Uraufführung ist die Ballade vom Aufstieg und Untergang eines Gangster-Paares (Warren Beatty und Faye Dunaway) so faszinierend wie damals ­ als Thriller, als Psychostudie und als Auseinandersetzung mit der staatstragenden Bigotterie des Mittelstandes im «Land der unbegrenzten Möglichkeiten». Mit diesem Film wurde Penn zum «Hollywood-Rebellen». Für Penn, den Quentin Tarantino seiner Generation, war es «eine neue Art von Kraft und Gewalt», die mit den Studio-Traditionen brach.

Vor seinem Welterfolg mit «Bonnie und Clyde» hatte Penn in Los Angeles schmerzliche Erfahrungen gemacht. Bei den Dreharbeiten für den Film «Der Zug» (1964) wurde er durch Regisseur John Frankenheimer ersetzt. «Mickey One», mit Warren Beatty in der Hauptrolle, floppte an den Kinokassen. Sein Thriller «Ein Mann wird gejagt», mit Marlon Brando als Kleinstadtpolizist, wurde gegen Penns Protest von Produzent Sam Spiegel komplett umgeschnitten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Penn jedoch schon eine Oscar-Nominierung in der Tasche, für «Licht im Dunkel» (1962), die Lebensgeschichte der blinden Helen Keller. Zwei weitere Nominierungen kamen später hinzu, für «Bonnie und Clyde» und «Alice's Restaurant», eine liebevoll-ironische Hommage an die amerikanische Hippie-Bewegung und eine bittere Satire gegen den Vietnamkrieg.

Für seinen aufwendigen Anti-Western «Little Big Man» holte er 1970 Dustin Hoffman als Weißen unter Indianern vor die Kamera. General Custer, der sich mit der Schlacht am Little Big Horn die US-Präsidentschaft verdienen wollte, wird als eitler Indianerschlächter enttarnt. Schon in seinem ersten Film «Billy the Kid - Einer muss dran glauben» hatte Penn 1958 mit dem Mythos einer Western-Legende aufgeräumt. Paul Newman spielt den Revolverhelden als neurotisch-dümmliche Figur.

Penn wurde als Sohn eines Uhrmachers russischer Herkunft in Philadelphia geboren. Erste Bühnenerfahrung sammelte er als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Danach studierte er in Italien Kunst und Literatur, dann an dem berühmten Actor's Studio in New York. Seine Arbeit als Programm-Manager und Regisseur beim Fernsehen führte ihn zum Broadway, wo er für die Theaterinszenierung von «Licht im Dunkel» 1959 mit einem Tony Award ausgezeichnet wurde. In den langen Drehpausen zwischen seinen Kinoinszenierungen kehrte er immer wieder zum Theater und zum Fernsehen zurück. 2001 holte er sich eine Emmy- Nominierung als Produzent der beliebten TV-Serie «Law and Order».

Die Ehrung seines Lebenswerks bei der Berlinale in diesem Jahr kam Penn zufolge genau zum richtigen Zeitpunkt: «Wenn sie noch länger gewartet hätten, hätte man mich im Sarg rausbringen müssen», scherzte der rüstige Filmemacher auf der Berliner Bühne.