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Blüthner-Instrumente Blüthner-Instrumente: Seit 150 Jahren auf Flügeln des Erfolgs

Von Sabine Fuchs 02.11.2003, 21:24
Im Ausstellungsraum der Blüthner Pianofortefabrik GmbH Leipzig üben die Nachwuchspianistinnen Stephanie Dathe (r) und Juliane Tautz an Blüthner-Flügeln (Archivbild vom 04.09.2030). In der Firma, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, wurden bisher mehr als 151.000 Instrumente gebaut. Etwa fünfzig Prozent der Blüthner-Erzeugnisse gehen in den Export. Die Referenzen für das Traditionsunternehmen reichen von Franz Liszt und Richard Wagner über Wilhelm Furtwängler und Andrew Lloyd Webber bis zu Yehudi Menuhin. (Foto: Waltraud Grubitzsch, dpa)
Im Ausstellungsraum der Blüthner Pianofortefabrik GmbH Leipzig üben die Nachwuchspianistinnen Stephanie Dathe (r) und Juliane Tautz an Blüthner-Flügeln (Archivbild vom 04.09.2030). In der Firma, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, wurden bisher mehr als 151.000 Instrumente gebaut. Etwa fünfzig Prozent der Blüthner-Erzeugnisse gehen in den Export. Die Referenzen für das Traditionsunternehmen reichen von Franz Liszt und Richard Wagner über Wilhelm Furtwängler und Andrew Lloyd Webber bis zu Yehudi Menuhin. (Foto: Waltraud Grubitzsch, dpa) ZB

Leipzig/dpa. - «Blüthner-Flügel können wirklich singen, das Schönste, was man von einem Instrument sagen kann», schrieb der Dirigent Wilhelm Furtwängler einst ins Stammbuch des Traditionsbetriebes. Wie er lobten Komponisten, Pianisten, Sänger Kaiser und Könige den Klang der Flügel und Klaviere aus der Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH Leipzig, die an diesem Wochenende 150. Geburtstag feierte. «Wir sind immer bei unserem warmen romantischen Klang geblieben», sagt Geschäftsführer Ingbert Blüthner-Haessler. Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern.

Mehr als 151 000 Instrumente haben den Betrieb seit der Gründung 1853 verlassen. Weltweit spielten und spielen Musiker auf Flügeln und Klavieren mit dem goldenen Blüthner-Schriftzug. Dementsprechend lang ist die Liste der Referenzen, darunter Namen von Prominenten wie die Komponisten Franz Liszt, Richard Wagner und Andrew Lloyd Webber oder der Dirigent Yehudi Menuhin. Seit 1997 werden die Tasteninstrumente in einer neuen Fabrik südlich von Leipzig hergestellt, pro Jahr 400 bis 500 Stück, vieles in Handarbeit. «Eine Maschine kann eine menschliche Hand nie ersetzen. Unsere Instrumente werden immer individuelle Produkte sein», sagt Blüthner-Haessler. Den Umsatz gibt das Unternehmen für 2002 mit rund sechs Millionen Euro an. Der Gewinn war positiv, hieß es. Am Stammsitz in Leipzig arbeiten rund 100 Beschäftigte.

Im Schnitt dauert es 350 Arbeitsstunden, bis ein Flügel fertig ist, bei einem Klavier sind es 180 Stunden. Prunkstück des Hauses ist ein großer Konzertflügel. Ein Exemplar steht unter anderem im Haus der Deutschen Botschaft in Washington. Insgesamt sind sechs verschiedene Flügel-Größen im Angebot sowie vier verschiedene Klaviere. «In Deutschland werden jährlich etwa 10 000 Klaviere und 3000 Flügel hergestellt», sagt der Geschäftsführer des Fachverbandes der Deutschen Klavierindustrie (Bonn), Heinz Stroh.

Obwohl es auch in seiner Branche derzeit nicht so gut laufe, stünden die bundesweit 16 Hersteller wegen der hohen Qualität und des großen Exportanteils noch relativ gut da. «Wer auf Güte setzt, gibt auch gern mal mehr Geld aus», sagt Stroh. Wie in den meisten deutschen Klavierfabriken gehen 50 Prozent der Instrumente aus Leipzig in den Export etwa in die USA, nach England, Frankreich und Japan. Doch die fetten Jahren seien vorbei, der Markt gesättigt, bestätigt auch Blüthner-Haessler. «Wichtig ist deshalb die Marktpräsenz». So sei Blüthner zunehmend mit eigenen Geschäften in anderen Ländern vertreten.

Die Leipziger setzten schon immer auf Tradition, was nicht bedeutet, dass sie dem Neuen reserviert gegenüber stehen. So wurde bei Blüthner schon ein Linkshänder-Flügel für den Musikpädagogen Geza Loso aus Trier gebaut. Bei einem «normalen» Flügel befinden sich die hohen Töne rechts und die tiefen links, bei diesem Instrument war es umgekehrt, sagt Geschäftsführer Blüthner-Haessler. Jüngste Kreation in der Sonderabteilung von Blüthner ist ein Flügel mit einer so genannten Janko-Klaviatur für einen Klavierlehrer aus Spanien. Bei der von dem Tüftler Paul von Janko 1870 entwickelten Klaviatur sind die Tasten auf sechs Reihen verteilt, um die Grifftechnik zu erleichtern.

Um die Zukunft ist es dem Geschäftsführer, der die Firma seit 1966 leitet, nicht bang: Seine beiden Söhne und damit die fünfte Generation sind Gesellschafter und Mitarbeiter.