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Biografie über den Erfinder der Rolling Stones Biografie über den Erfinder der Rolling Stones: Das kurze Leben des Brian Jones

Von Andreas Montag 12.11.2015, 07:18
Die Rolling Stones, als vor fünf Jahrzehnten alles begann - von rechts im Uhrzeigersinn: Charlie Watts, Keith Richards, Brian Jones, Bill Wyman und Mick Jagger.
Die Rolling Stones, als vor fünf Jahrzehnten alles begann - von rechts im Uhrzeigersinn: Charlie Watts, Keith Richards, Brian Jones, Bill Wyman und Mick Jagger. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Wenn Keith Richards, das berühmteste Knittergesicht der Welt, oder sein Kumpel Mick Jagger wieder mal irgendetwas gesagt oder angestellt haben, rauscht die Nachricht durch die globalen Medien. Erst recht, wenn man in der Firma, der die beiden rüstigen Senioren vorstehen und die unter dem Namen Rolling Stones bekannt ist, abermals mit einer Plattenaufnahme liebäugelt. Seit mehr als 50 Jahren ist das Unternehmen als Marke etabliert, während Brian Jones, der Mann, der die Band mitbegründete und musikalisch auf Trab brachte, fast vergessen ist. Er teilt dieses Schicksal unter anderem mit Syd Barrett, dem kreativen Kopf der Super-Kapelle Pink Floyd.

Jagger und Richards werfen ihn aus der Band

Am „Verschwinden“ von Brian Jones haben Jagger und Richards schon zu Lebzeiten ihres Kollegen gearbeitet, sie drängten den durch psychische Probleme und Drogen angeschlagenen Gitarristen und „Erfinder“ der Rolling Stones immer mehr an den Rand. Im Juni 1969 warfen die beiden Leitwölfe und der Schlagzeuger Charlie Watts ihren alten Freund Brian Jones schließlich aus der Band und stellten ihm dafür eine Abfindung von 100.000 Pfund in Aussicht.

Nachdem er vier Wochen später unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen in seinem Swimmingpool ums Leben gekommen war, schossen die Verschwörungstheorien ins Kraut - und mancher glaubt noch heute fest daran, dass Brian Jones ermordet worden ist - von wem auch immer, es sind etliche „Kandidaten“ im Gespräch gewesen. Wahrscheinlich aber sind die Umstände seines Todes weniger spektakulär gewesen, was die Tragik zugleich aber nur noch schärfer hervortreten lässt: Brian Jones ist wohl schlicht und einfach ertrunken. Er wurde nur 27 Jahre alt und gehört damit wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain dem makabren „Club 27“ an, was immerhin ein gewisses Maß öffentlichen Erinnerns auf Dauer zu garantieren scheint.

Wer aber dieser Brian Jones eigentlich war, woher er kam, was er wollte und welcher Platz ihm in der Geschichte des Rock zukommt - darüber hat der namhafte Musikjournalist Paul Trynka unter dem Titel „Sympathie For The Devil“ ein hervorragendes Buch geschrieben, das jetzt im Hannibal Verlag in deutscher Sprache erschienen ist. Faktenreich anhand der Aussagen zahlreicher Freunde, Gefährtinnen und Kollegen von Brian Jones recherchiert und scharf argumentiert, liest sich diese Biografie nicht nur als spannendes, psychologisch glaubwürdiges Porträt eines begabten Musikers, ziellosen Liebhabers und aufbrausenden, oft auch ungerechten Rebellen, sondern zeichnet zugleich ein Bild Großbritanniens der Nachkriegszeit.

Aufwachsen in lieblosen Verhältnissen

Geboren am 28. Februar 1942 in Cheltenham, Gloucestershire, als Sohn eines Flugzeugingenieurs, wuchs Brian Jones in materiell gesicherten, aber offensichtlich lieblosen Verhältnissen auf. Als zunächst guter Schüler verlor der von seinen Eltern auf Karriere programmierte Junge beizeiten die Lust am Funktionieren, er wurde aufsässig und verletzte die Normen bürgerlichen Wohlverhaltens schwer. Als er 17 war, brachte eine erst 14-Jährige aus Cheltenham sein erstes Kind zur Welt. Weiterer, mit jeweils anderen Frauen gezeugter Nachwuchs sollte folgen. Bald war zu Hause das Tischtuch zerschnitten, Brian Jones, das schwarze Schaf der Familie, ging fort.

Paul Trynka glaubt allerdings Anhaltspunkte dafür zu haben, dass der fantasievolle, für die Musik glühend begeisterte, überaus talentierte junge Mann zeitlebens die Hoffnung nicht aufgab, die Anerkennung seiner Eltern doch noch zu gewinnen. Sie hätten respektieren sollen, was sie in der Enge ihrer Denk- und Lebenswelt nicht begreifen konnten: Er hat seinen Weg gefunden und nicht weniger geleistet, als den Blues aus den USA nach England zu holen und in der populären Musik einzubürgern - eine Revolution in den 1960er Jahren.

Was zusätzliche Liebe hätte heilen können

Immerhin hat Brian Jones auf Betreiben seiner Eltern ein christliches Begräbnis in seiner Heimatstadt Cheltenham bekommen, was man freilich auch als eine Ironie verstehen kann. Der Beatles-Musiker George Harrison hat die besten Worte für seinen Kollegen Brian Jones gefunden: „Es gab nichts an ihm, das man nicht mit ein wenig zusätzlicher Liebe hätte heilen können.“ Aber es kam nicht dazu.

Paul Trynka: „Sympathie For The Devil. Die Geburt der Rolling Stones und der Tod von Brian Jones“, Hannibal Verlag, 368 Seiten, 19,99 Euro (mz)

Brian Jones 1969, im Jahr seines Todes
Brian Jones 1969, im Jahr seines Todes
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