Biografie Biografie: «Hugo Chávez» - Rebell der besonderen Art

Hamburg/dpa. - Versucht haben sie es seit seinem erstenAmtsantritt 1998 mehrfach mit gewaltsamen und gewaltlosen,demokratischen Mitteln. Chávez bleibt also bis auf weiteres derpolemische und gleichzeitig pragmatische Chef der Sozialrevolution indem ölreichen lateinamerikanischen Land - und der erklärte Gegnereiner Weltordnung unter US-Führung. Die Hamburger Edition Nautilushat nun mit gutem zeitlichen Gespür eine Biografie vorgelegt, die denWeg des Mestizen aus ärmlichen Verhältnissen zum «weltpolitischenEnfant terrible» beschreibt.
Autor Christoph Twickel erzählt die spannende Geschichte einesungewöhnlichen Aufstiegs und ebenso ungewöhnlichen Behauptungswillensin einer Gesellschaft, deren Menschen den Politiker entweder liebenoder hassen.
Seine Anhänger kommen überwiegend aus den Armensiedlungen desLandes, den Barrios, denen er mit Sozialprogrammen Bildung,medizinische Versorgung oder erschwingliche Waren aus staatlichbeaufsichtigten Mercal-Supermärkten verschafft. Darüber hinaus wirbter auf der internationalen Bühne unermüdlich für einen «Sozialismusdes 21. Jahrhunderts» als Gegengewicht zur Dominanz der USA und derGlobalisierung, den man auch Staatskapitalismus nennen könnte, denndank des Ölreichtums brummen Wirtschaft und Börse.
Chávez brandmarkt US-Präsident George W. Bush alsimperialistischen Teufel. Er ist gut Freund mit Kuba, steht auch mitIran auf freundschaftlichem Fuß und ist Vorbild für eine Renaissancelinker Regierungen in ganz Lateinamerika. Der wortgewaltigepolitische Showman liefert der Weltpresse mit bizarren, respektlosenAuftritten serienweise Schlagzeilen. Die einen belächeln ihn als«Verrückten», die anderen verehren ihn als Champion der Schwachen.Aber spätestens nach dem erneuten Wahlsieg scheint es geboten, diesenschillernden, facettenreichen Mann ernst zu nehmen.
Selbst die US-Regierung hat ihm in einer Stellungnahme nun einegute Zusammenarbeit angeboten, wohl eher der Not gehorchend. DennChávez' Kritiker fürchten, dass der Volkstribun, wie schon einmal,die Verfassung ändern und sich die Chance einer erneuten Wiederwahlsichern wird. Bis 2021 - dann wird er 67 Jahre alt sein - will er derPolitik treu bleiben.
Kritiker wie Ana Julia Jatar nennen ihn in einem Beitrag für den«Boston Globe» «Venezuelas großen Teiler», einen machthungrigenPopulisten. Fürsprecher wie der Reverend Mike Clark aus dem US-Bundesstaat Massachusetts verweisen darauf, dass Chávez nicht für denRiss in der Gesellschaft verantwortlich sei: «Sein 'Verbrechen' istes, dass er auf der Seite der Armen statt der Eliten steht.» WohinChávez tatsächlich marschieren wird, was sich hinter dem Gedonnerrhetorischer Salven wirklich verbirgt, kann und will Twickel abernicht beantworten.
Christoph Twickel: Hugo Chávez - Eine Biografie, Edition Nautilus, Hamburg, 352 S., Euro 19,90, ISBN 3-89401-493-8