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Bill Kaulitz aka Billy Bill Kaulitz aka Billy: Aus dem Tokio Hotel in die Elektrohängematte

Von Steffen Könau 23.05.2016, 13:54
Bill Kaulitz heißt jetzt nur noch Billy und er ist solo unterwegs. So wie auf dem Bild sieht er jetzt allerdings nicht mehr aus.
Bill Kaulitz heißt jetzt nur noch Billy und er ist solo unterwegs. So wie auf dem Bild sieht er jetzt allerdings nicht mehr aus. Davis Factor

Halle (Saale) - Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass dieser Name noch frei war. „Billy“, kurz, knapp und prägnant und in dieser Form trotzdem noch nie verwendet? Bill Kaulitz, etatmäßig Sänger bei der Magdeburger Rockband Tokio Hotel, hat es als Einladung genommen: Billy ist der Name, unter dem der 26-jährige Ex-Teenie-Star sein erstes Soloalbum herausbringt.

Fünf Songs mit Tom

Wobei - für ein richtiges Soloalbum hat die Zeit seit der Veröffentlichung des letzten Tokio-Hotel-Werkes „Kings of Suburbia“ im Oktober 2014 doch nicht ganz gereicht. Fünf Songs nur hat Billy zusammen mit Gitarristen-Bruder Tom eingespielt, deshalb heißt das Album auch nur EP. Doch zusammen mit einer Handvoll akustischer Nummern und einem Remix von Pionear kommen dann doch schon elf Songs zusammen, die Bill Kaulitz und sein Innenleben ungewöhnlich ungefiltert und unverstellt zeigen. Der Star selbst posiert nackt, gepierct und ganzkörpertätowiert, das Haar ist blond und als Leitspruch gilt „Ist der Tod unumgänglich, ist es besser, von einem Geliebten getötet zu werden“.

Opener „Love Don’t Break Me“

Natürlich geht es um die Liebe, die der sanfte Opener „Love Don’t Break Me“ in trübe Naturbilder packt. Inmitten von Regen, Himmel, Tränen und Verzweiflung steht Bill Kaulitz und singt wie Damian Rice, David Bowie oder Thom Yorke. Trennungsschmerz und Todessehnsucht, die sich im leisen Klopfen eines elektronischen Schlagwerks auflösen. „Liebe kann mich nicht brechen“, flüstert Kaulitz im Refrain.

Natürlich nicht. Wer mit Mitte 20 hinter sich hat, was die Kaulitz-Brüder mit Tokio Hotel erlebten, der ist vermutlich wahnsinnig, drogenabhängig, tot oder ein Künstler, der es schafft, aus seinem ungewöhnlichen Blick auf die Welt allgemeingültige Werke zu schaffen.

Disco-Typ mit Elektro im Blut

Wie weit Bill Kaulitz auf diesem Weg ist, lässt sein „Billy“-Projekt nur erraten. Zwischen „Not over You“ und „Forbidden Love“ lässt Kaulitz nahezu alle Reste von Rock beiseite, stattdessen gibt er den Disco-Typen mit Elektro im Blut. „Ich trage Sonnenbrille die ganze Nacht“, heißt es da im drogeninduzierten „California High“, das 80er-Jahre-Drums mit Prince-Gesang kombiniert. Das alles ist existenziell, die Vocoder, die Beats, den Band mit Fotografien, den es zum Album geben soll, der Schwarz-Weiß-Kurzfilm von Shiro Gutzie und Davis Factor, die Serie von Kunstdrucken, das ganze Multimedia-Hybrid-Projekt, wie es Billy selbst nennt. Wo sich die sechs Bonus-Tracks einordnen, ist angesichts des Kunstwillens ihres Schöpfers schwer zu sagen. Hier gibt es wieder Gitarren, hier gibt es in „Girl got a gun“ sogar Blues und mit „Never let you down“ etwas wie Salsa. Teenie-Musik? Nicht mehr. (mz)

Mehr zu Billy: www.billyofficial.net

Billy, I’m not Ok
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www.billyofficial.net