Biermösl Blosn Biermösl Blosn: Bayerische Musikgruppe trennt sich nach mehr als 35 Jahren

München/dapd. - Noch zwei Auftritte, dann ist es vorbei mit derBiermösl Blosn. Am 17. und 18. Januar endet in Fürth nach mehr alsdreieinhalb Jahrzehnten die gemeinsame Karriere der drei Well-BrüderHans, Michael und Christoph. Das waren 35 Jahre, in denen sie mitihrer subversiven Volksmusik konsequent die Mächtigen undEngstirnigen aufs Korn genommen haben.
Als die Well-Brüder im Jahr 1976 zum ersten Mal unter dem Namen,der in etwa Biermoos-Gruppe bedeutet, auftraten, taten sie das ineinem anderen Bayern als dem heutigen. Die CSU hatte bei derLandtagswahl zwei Jahre zuvor 62,1 Prozent geholt, die katholischeKirche saß fest im Sattel. Wie viel die Musiker dazu beigetragenhaben, die Dinge zu ändern, lässt sich nicht sagen. Versucht habensie es auf jeden Fall und dabei nie ein Blatt vor den Mund genommen.
Zwtl: «Gott mit dir, du Land der Baywa»
Ärger hat ihnen das immer wieder eingebracht, wie im Falle derBiermösl-Variante der Bayernhymne. Aus «Gott mit dir du Land derBayern» machten sie Ende der 70er Jahre kurzerhand «Gott mit dir, duLand der Baywa» (ein großer Agrarkonzern in Bayern). Zu denLieblingszielen der Well-Brüder gehörte stets auch die katholischeKirche, deren Bischöfen Müller, Mixa und Meißner sie in «HoazSparifankerl» die Höllenfahrt voraussagen. Und den heutigen PapstBenedikt bedachten sie, als er noch Joseph Ratzinger hieß, schoneinmal mit dem Namen «Alpen-Ayatollah».
Auch in aktuelle Auseinandersetzungen mischte sich dieBiermösl-Blosn immer wieder aufseiten der Protestierenden ein: seies der Streit um die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf, dieIsental-Autobahn oder auch nur der Bau eines amerikanischenSchnellrestaurants am Irschenberg.
Die Texte sind bissig, sarkastisch, manchmal derb, wenn siebeispielsweise im «Tag des Rollbratens» vom kollektivenBrechdurchfall eines ganzen Bierzelts erzählen. Mal sind sieironisch wie der Titel des 1985er Albums «Tschüß Bayernland». Sopassen sie perfekt zum Kabarettisten Gerhard Polt, mit dem dieBiermösl-Blosn über Jahrzehnte unzählige Male in kongenialerZusammenarbeit aufgetreten ist.
Zwtl.: Hervorragende Musiker
Daneben wird leicht übersehen, dass die Well-Brüder auchhervorragende Musik machen. Christoph, der in den Programmen eineUnzahl an Instrumenten zum Einsatz bringt, beispielsweise warSolotrompeter bei den Münchner Philharmonikern.
Und nicht zuletzt haben die drei das Bild von Volksmusik invielen Köpfen kräftig durcheinandergewirbelt. Nicht nur, dass sieden Unterschied betonten zur volkstümliche Musik und demMusikantenstadl, den sie im Lied als «Jodelhorrormonstershow» mitklatschenden Zombies beschreiben. Sie kritisierten auch, dass derechten Volksmusik ein Museumszustand drohe. Auf jeden Fall gelangihnen aber ein maßgeblicher Beitrag zur Repolitisierung derVolksmusik.
Dass die Biermösl Blosn nun auseinandergeht, dürfte zahllose Fanstraurig stimmen. Sie können sich aber damit trösten, dass dieWell-Brüder allesamt weiter machen, wenn auch in anderenZusammensetzungen. Und schon am 5. Februar gibt es in den MünchnerKammerspielen die Uraufführung eines Hausmusikabends mit denGeschwistern Well bei dem zumindest Christoph und Michael mitwirken.Der viel verheißende Name: «Fein sein, beinander bleibn».