Berliner Ensemble Berliner Ensemble: Hochhuth «kündigt» Peymann als Hausherr

Berlin/dpa. - Der Dramatiker Rolf Hochhuth («Der Stellvertreter»)hat Claus Peymann als Hausherr am Berliner Ensemble «gekündigt». Dasteilte Hochhuth, der die Rechte der Ilse-Holzapfel-Stiftung an derImmobilie vertritt, am Freitag der dpa mit. Als Grund nannte derDramatiker, dass Peymann das Theater am Schiffbauerdamm und das vonBertolt Brecht gegründete Berliner Ensemble «unzählige Malevertragswidrig» zu Zwecken vermietet habe, «die weder mit Kunst nochmit Schauspiel das geringste zu tun haben» wie zum Beispiel zuletztfür eine CDU-Jubiläumsveranstaltung mit Angela Merkel.
Hochhuth will die Enkeltochter Brechts, Johanna Schall, bitten,als Schauspieldirektorin gemeinsam mit einem ihrer Regie-Kollegen andas BE zu kommen. Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei) sollte Peymann «ans Schillertheater versetzen». Ein Sprecher Flierls zeigtesich «überrascht» von der angeblichen Kündigung. «Weder bei uns nochbei Herrn Peymann ist bisher eine Kündigung eingegangen.» Aber mansei selbstverständlich zu Gesprächen über die Beschwerden desDramatikers bereit. «Uns liegt das Wohl des Berliner Ensembles undauch des Dramatikers am Herzen.»
Hochhuths Stiftung hat 1998 einen 30-Jahre-Mietvertrag mit demLand Berlin geschlossen. Peymann ist Intendant des von Bertolt Brechtgegründeten Berliner Ensembles und gleichzeitig alleinigerGesellschafter der GmbH als Privattheater, das jährlich 10,5Millionen Euro öffentliche Zuschüsse erhält. Der 68-jährige Peymannist seit 1999 BE-Intendant und hat seinen Vertrag mit KultursenatorThomas Flierl (Linkspartei) im Juni vergangenen Jahres bis 2009verlängert. Das Land Berlin wiederum hat den Mietvertrag mit derHolzapfel-Stiftung geschlossen, die den Namen der Mutter Hochhuthsträgt und an die Verfolgung und Ermordung der Juden im Dritten Reicherinnern will.
Hochhuth, der am 1. April 75 Jahre alt wird, war vertraglich eineSommerbespielung des Theaters mit eigenen Projekten sowie jeweils imOktober Aufführungen des «Stellvertreters» zugesichert worden. Indiesem Sommer sollen, wie Hochhuth am Freitag sagte, drei Stücke vonihm gespielt werden - die Uraufführung seiner «Irrenhaus-Komödie» mitdem Titel «Heil Hitler», das Mozart-Stück «Nachtmusik» und «EineLiebe in Deutschland», dessen Roman-Vorlage 1978 zum Sturz desdamaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbingerführte. «Warum wird mein Theater ausgerechnet an eine Parteivermietet, deren Bundeskanzler sich in einer offiziellen Rede imVatikan entschuldigt hat, dass ein Deutscher den "Stellvertreter"schrieb», kritisierte Hochhuth.