Berlin-"Tatort" im Ersten Berlin-"Tatort" im Ersten: Das Netz gähnt - der schwule Kommissar im Tatort

Köln - Am Sonntagabend im Berlin-„Tatort“ im Ersten gab es eine schwule Premiere. Ermittler Robert Karow (gespielt von Mark Waschke) lässt sich beim Ausgehen von einem Mann anmachen und nimmt ihn zu sich. Zwar gibt es keinen Sex zu sehen, aber zumindest die Zigarette danach am frühen Morgen auf dem Balkon. Das sollte Beweis genug sein.
Doch die große Aufregung um den schwulen Kommissar wollte sich nicht wirklich einstellen. "War der jetzt eigentlich schwul?" wird müde auf Twitter gefragt, gefolgt von der wohl wichtigeren Frage: "Wird es jetzt endlich spannend?"
Ist das jetzt der lange erwartete erste schwule „Tatort“-Kommissar?
„Es gibt keine Antwort auf diese Frage“, sagt die beim RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) verantwortliche „Tatort“-Redakteurin Josephine Schröder-Zebralla.
„Robert Karow ist flirrend und rätselhaft, und so bleibt auch die Frage nach seiner sexuellen Ausrichtung ein Geheimnis.“ Im Fall „Ätzend“ erfahren die Zuschauer nämlich auch, dass Karow ein Verhältnis mit der Frau seines früheren Partners Maihack hatte. Robert Karow lässt sich in keine Schublade stecken.
In Amerikas Mainstream-Serien scheint die Option gleichgeschlechtlich liebender Charaktere selbstverständlicher zu sein (Beispiel: „Modern Family“) als in Deutschland. Auch politisch sind die USA inzwischen auf einem anderen Level als die Bundesrepublik. Die Ehe steht dort auch Homo-Paaren offen, während es in Deutschland nur eine eheähnliche Sonderinstitution mit Abstrichen gibt.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Schwule Serienfiguren sind in Deutschland keine Neuheit („Lindenstraße“, „Verbotene Liebe“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“). Auch in den Krimiserien „SK Kölsch“ (mit Christian Maria Goebel) und „Mit Herz und Handschellen“ (mit Henning Baum) bei Sat.1 kamen sie schon vor vielen Jahren vor.
Doch im ARD-„Tatort“ - sozusagen der Nationalmannschaft unter den Fernsehformaten - bleibt die schwule Seite einer Hauptfigur vorerst noch ein „Geheimnis“.