Berlin Berlin: Nofretete erstrahlt in anderem Licht
Berlin/MZ/GKO. - Doch ausdrücklich wird kein neuer Heroenkult um die stolze Schöne getrieben, wie Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums, am Montag vor der Presse gelobte. Vielmehr soll sie "Im Licht von Amarna" erscheinen. Also im Zusammenhang mit der Stadt am Nil in Mittelägypten, die Pharao Echnathon um 1350 v. Chr. als neue Hauptstadt gründete. Sie hieß damals Achet-Aton und war Sitz des Ein-Gott-Kults um den umbenannten Sonnengott Aton.
Echnatons Herrschaft hinterließ die Zeugnisse ihres künstlerischen Glanzes im Boden von Amarna, wo der Archäologe Ludwig Borchardt am 6. Dezember 1912 das Glück hatte, die später weltberühmte "Haupt-Frau" und Mitregentin Nofretete auszugraben. 100 Jahre danach will das Museum das Ereignis feiern, indem es aus den Depots hunderte bislang nie gesehene Stücke der damaligen Ausgrabung ans Licht holt. Buchstäblich: Will doch der irische Ausstellungsgestalter Noel McCauley einen "Licht-Keil" zwischen die Vielgötterei der Vor-Epoche und Echnatons Sonnen-Religion treiben. Davon werden ein Modell des Aton-Tempels zeugen, und an den Wänden Reproduktionen des Sonnen-Hymnus und des Sonnen-Reliefs aus lokalen Gräbern. Doch Nofretete soll, wenn sie auch unter der Kuppel für sich bleibt, in den Fund-Kontext gerückt werden: eine Art Skulpturendepot mit gut 300 Bruchstücken.
Darunter findet sich auch eine Büste Echnatons, die Seyfried für das einst gleichwertige Pendant der Nofretete hält. Jedenfalls versprechen die Restauratoren wieder eine Ahnung von der Qualität der Büste zu geben, von der Vergoldung und Bemalung, die sich an der Halskrause erhalten hat. Das Antlitz allerdings ist bis zur Unkenntlichkeit entstellt, aber darüber soll wiederum eine experimentell rekonstruierte Replik hinweghelfen.
Die Schau "Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete" wird ab 7. Dezember im Neuen Museum gezeigt.
