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Berlin Berlin: Denkmal erinnert an Hitler-Attentäter

24.09.2008, 17:05
Blick auf die Büste des Hitler-Attentäters Georg Elser im Moabiter Spreebogen in Berlin nahe dem Bundesinnenministerium. (Foto: dpa)
Blick auf die Büste des Hitler-Attentäters Georg Elser im Moabiter Spreebogen in Berlin nahe dem Bundesinnenministerium. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - 1999 wurde eineGeorg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn eröffnet.

«Mehrere Versuche in Berlin und München, den Ort des Attentats imBürgerbräukeller, die selbstlose Tat des in Württemberg geborenenSchreiners prominent in das öffentliche Bewusstsein zu rücken,blieben bislang ohne Erfolg», sagte Ernst Freiberger am Mittwoch inBerlin. Er ist Eigentümer einer Immobilien- und Hotel-Unternehmensgruppe, seine 1994 gegründete Stiftung will «Brückenzwischen Wissenschaft und Gesellschaft schlagen». Sie initiiertejetzt auch das Elser-Denkmal in Berlin.

Die Elser-Büste befindet sich im Moabiter Spreebogen inNachbarschaft des Bundesinnenministeriums in einer «Straße derErinnerung». Zur Übergabe am späten Mittwochnachmittag hatte sichauch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) angesagt. In dieser«Straße der Erinnerung» werden auch andere Persönlichkeiten derdeutschen Geschichte als «Helden ohne Degen» wie derWiderstandskämpfer Albrecht Haushofer oder derLiteraturnobelpreisträger Thomas Mann geehrt.

Die Freiberger-Stiftung gibt dazu auch ein Buch über den Hitler-Attentäter Elser mit Beiträgen von Peter Steinbach und JohannesTuchel von der Gedenkstätte 20. Juli in der Stauffenbergstraßeheraus. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin begleitetauch den Plan eines staatlichen Elser-Denkmals, das vermutlich in derNähe von Hitlers früherer Reichskanzlei unweit des Potsdamer Platzeserrichtet werden soll.

Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz hatte die GedenkstätteDeutscher Widerstand beauftragt, ihre Planungen für ein staatlichesElser-Denkmal, wie es auch der Schriftsteller Rolf Hochhuth angeregthat, voranzutreiben. Auch die CDU im Berliner Abgeordnetenhausunterstützt diesen Plan. Dazu soll am 22. Oktober in der Akademie derKünste eine Anhörung stattfinden, wie Tuchel ankündigte. Danach istein Wettbewerb zur Realisierung des Denkmals geplant, das möglichstin der Nähe von Hitlers ehemaliger Reichskanzlei unweit des PotsdamerPlatzes errichtet werden soll, «dort, wo Hitler den Krieg geplant undbefehligt hat», wie Tuchel betonte. Nach Ansicht Hochhuths sollte dasDenkmal zum 70. Jahrestag des fehlgeschlagenen Bombenanschlags imMünchner Bürgerbräukeller am 8. November 2009 errichtet werden.

Elser hat nach den Worten des Berliner Kulturstaatssekretärs «daseinzige Attentat geplant und ausgeführt, dem beinahe die gesamte NS-Spitze zum Opfer gefallen wäre». Wäre Elsers Attentat erfolgreichgewesen, hätten möglicherweise Millionen Juden und Millionen spätererKriegsopfer die NS-Herrschaft überlebt, betonte Schmitz. DieGedenkstätte Deutscher Widerstand betonte, es habe sich bei ElsersTat neben dem Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20.Juli 1944 um den einzigen Anschlag gehandelt, der dem Leben desDiktators hätte gefährlich werden können.

Für Hochhuth («Der Stellvertreter») ist Elser «der eine wahrhaftgroße Mann, den die deutsche Nation im 20. Jahrhundert hervorgebrachthat». Er habe bereits sechs Jahre vor Stauffenberg 1938 den damaligenTatort besichtigt. «Elser handelte nicht erst wie die Generalität,als sie merkte, der "Führer" bringt die Rote Armee auf ihreRittergüter.»

Der Schreiner Georg Elser verübte am 8. November 1939 im MünchnerBürgerbräukeller ein Attentat auf Hitler. Der Anschlag des aus demkleinen Dorf Hermaringen auf der Schwäbischen Alb stammendenHandwerkers scheiterte: Hitler verließ überraschend wenige Minutenvor der Explosion der Bombe den Bürgerbräukeller. Der Sprengkörperbrachte einen Teil des Saales zum Einsturz und tötete acht Menschen,63 wurden zum Teil schwer verletzt.

Elser wurde noch am gleichen Abend verhaftet und insKonzentrationslager deportiert. Wenige Tage vor Kriegsende wurde erin Dachau ermordet. Fast 50 Jahre nach dem Anschlag war im Oktober1989 der Film «Georg Elser - einer aus Deutschland» von und mit KlausMaria Brandauer uraufgeführt worden.