Beisetzung Beisetzung: Abschied von Harald Juhnke mit «I did it my way»

Berlin/dpa. - «Wenn ick mal aus Berlin weggehe, dann is det so, als ob derFunkturm oder die Gedächtniskirche umkippen würden», hatte derurberliner Junge aus dem Arbeiterbezirk Wedding mal gesagt. AmSonnabend war die Gedächtniskirche wieder einmal, wie zuvor schon für Brigitte Mira, Hildegard Knef, Günter Pfitzmann und Horst Buchholz Schausplatz einer großen und bewegenden Abschiedszeremonie. «Berlin verneigt sich in Dankbarkeit und Trauer vor Harald Juhnke», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit sichtlich bewegt.
Ein wahres Blumenmeer füllte die Stufen zum Altar, vor denen dermit einem Rosenteppich bedeckte Sarg stand. Die 800 Menschen in der vollen Kirche verneigten sich vor ihm. Über tausend Menschenstanden auf dem Vorplatz und am Kurfürstendamm, viele schon seit den frühen Morgenstunden. «Harald, mach's jut und bring die Leute da oben in Schwung», meinte ein wartender Mann vor der Kirche.
Der Katholik Gottschalk wagte gar den Vergleich, dass mit PapstJohannes Paul II. und Juhnke zwei bedeutende Menschen, «der fromme Mann aus Rom und der Spötter aus Berlin in Augenhöhe vor ihren Schöpfer treten». Er prophezeite, dass der Himmel seine helle Freude an «Deutschlands größtem Entertainer» haben werde. Der populäre «Wetten dass...?»-Moderator nahm in sehr persönlichen Worten Abschied von seinem Kollegen «aus der Zunft der Gaukler und Entertainer», für den «det Wichtigste immer det Publikum» gewesen sei, das über ihn gelacht und geweint habe, auch wenn er oft mit seinen Zweifeln allein gewesen sei. Jetzt habe Juhnke seine Dämonen aber endgültig besiegt.
Paul Kuhn, «der Mann am Klavier», spielte in der Kirche nocheinmal den Lieblingssong Juhnkes von seinem Idol Frank Sinatra, «I did it my way» (Ich ging meinen Weg), in dem es heißt: «Was ich imLeben tat, das war bestimmt nicht immer richtig, ich nahm was ichbekam und nahm manches nicht so wichtig...Verzeihen Sie, wenn ichsage: I did it my way. Ich hatte Glück, verdammt viel Glück.» Es warihm lange hold, bis für Juhnke die lange Reise ins «Dämmerlicht desVergessens» mit einem jahrelangen Aufenthalt in einem Pflegeheim fürDemenzkranke begann, formulierte es der Pfarrer in seiner Predigt.
Dass ihn seine Freunde und sein Publikum nicht vergessenhaben, hätte der Schauspieler an diesem Tag in seiner Vaterstadt mitFreude gesehen. Sein ältester Sohn Peer (48), der als Arzt in Münchenlebt, sprach es aus: «Mein Vater, der sich schwer tat, Freundschaftenzu pflegen, freut sich bestimmt, wenn er von oben zuschaut, über dievielen Freunde und Kollegen, die sich heute hier versammelt haben.»Viele begleiteten Juhnke auch auf seinem letzten Weg auf demWaldfriedhof Dahlem, wo seine Frau ihm eine weiße Roseins Grab legte. «Alles bezwingt die Liebe - Leb wohl in Frieden»hatte sie auf ihre Kranzschleife für ihren Mann schreiben lassen.