Weltstar Barbra Streisand Barbra Streisand : Der schönste Silberblick wird 75

Diese Frau entsprach noch nie den Konventionen. Zu groß die Nase, zu silbrig der Blick. Und zu eigensinnig ihre Art. „Solange ich mich erinnern kann, haben die Leute gesagt, ich sei herrisch und eigensinnig“, meint sie selbst. Und das liege daran, dass sie tatsächlich so sei.
Wahrscheinlich waren es aber gerade diese Faktoren, die die Weltkarriere von Barbra Streisand überhaupt erst möglich machten. Und vor allem natürlich ihre außergewöhnliche Stimme, die Barack Obama bei der Ehrung der Sängerin und guten Freundin mit einer der höchsten Auszeichnungen der USA so beschrieb: „Sie klingt wie flüssige Diamanten.“
An diesem Montag wird Barbra Streisand 75 Jahre alt – und sie arbeitet weiter wie eh und je: Gleich zwei neue Alben hat sie gerade veröffentlicht, eines mit Broadway-Songs, eines mit Duetten, ab 2020 will sie das neue Kulturzentrum am World Trade Center leiten, und sie hat gerade erst wieder zwei Konzerte für Anfang Mai angekündigt.
Oscar als beste Hauptdarstellerin
Eines davon im New Yorker Stadtteil Brooklyn, wo sie in ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen aufwuchs. Sie nahm schon mit 14 Schauspielunterricht. „Weil ich in meinem Block als Kind der guten Stimme bekannt war, habe ich mich bei einem Talentwettbewerb beworben. Ich dachte, so kann ich mir ein paar Mahlzeiten leisten, bevor ich Shakespeare oder Ibsen spiele“, erzählte sie in einem Interview.
Das klappte – und noch viel mehr. Bei einem Nachtclub-Auftritt trifft Streisand das Songschreiber-Duo Alan und Marilyn Bergman, die ihr jahrzehntelang Hits wie „Solitary Moon“, „The Same Hello, the Same Goodbye“ oder „That Face“ schreiben werden. „Ich werde nie vergessen, was Marilyn als Erstes zu mir gesagt hat: Weißt du, wie wundervoll du bist?“
Gleich für ihren ersten großen Hollywood-Film „Funny Girl“ (1968) gewann sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Streisand spielt dort eine Rolle, die ihr auf den Leib geschneidert ist: die jüdische Komödiantin Fanny Brice, die 1910 zum Broadway-Star wurde – gegen alle Erwartung, galt sie doch als hässliches Entlein. „Hello Dolly“, „Nuts“, „Is was, Doc?“ und „Yentl“ wurden ebenfalls zu Klassikern.
Weltstar mit Lampenfieber
Ihre Konzerte wurden zu wahren Wallfahrten für ihre Fans. Dabei litt Streisand jahrzehntelang unter Lampenfieber, „dass es mir fast den Magen umgedreht hat“.
Sie meidet rote Teppiche und gibt nur sehr selten Interviews: „Warum sollte ich vor einer Werbetafel posieren? Ich werde nicht gerne fotografiert, Ende. Ich rede nicht gerne über mich selbst und ich rede nicht gerne über die Arbeit.“ Vielleicht hat sie auch deshalb stets eine gewisse Aura um sich bewahrt.
Einen der wenigen – allerdings bis ins Letzte durchgestylten – Einblicke in ihr Privatleben gab sie 1998 in einer „People“-Titelgeschichte über ihre Hochzeit mit Schauspieler James Brolin, einem klassischen Hollywood-Beau aus der zweiten Reihe. Es ist ihre zweite Ehe, die erste mit Schauspieler Elliot Gould war 1971 geschieden worden.
Trump-Kritik und Schönheits-OPs
Privat äußerst zurückhaltend, meldet sie sich immer wieder zu aktuellen Themen, vor allem über ihre Webseite und via Twitter. In jüngster Zeit schießt Streisand, die immer offen die Demokraten und deren Kandidatin Hillary Clinton unterstützt hat, hauptsächlich gegen US-Präsident Donald Trump: „Ich kann keinen rassistischen, fremdenfeindlichen Sexisten respektieren, der uns mit seinem Verhalten alle gefährdet.“
Ansonsten scheint sie in ihrem Leben zu ruhen. Am liebsten ist sie zu Hause, in dem luxuriösen Anwesen in Malibu. Mühelos könne sie Tage mit Zeitunglesen und der Dekoration ihres Anwesens verbringen, erzählt sie in Interviews. Überhaupt gehe nichts über einen Kaffee im Bett. „Ich bin nämlich ziemlich normal, in vielerlei Hinsicht gewöhnlich. Zum Beispiel habe ich kein Problem damit, große Summen Geld wohltätigen Zwecken zu spenden, aber der Brooklyn-Teil in mir fragt immer noch: Kostet diese Fliese wirklich 10,95 Dollar?“
Und mit ihrer Nase hat sie sich längst ausgesöhnt – wurde ihr Profil doch einst mit dem von Nofretete verglichen. Zu einer Operation habe sie sich ohnehin nie überwinden können. „Ich hatte Angst vor dem Schmerz. Und wie könnte ich dem ästhetischen Geschmack eines Arztes vertrauen?“ (mit epd)