Band "Slime" Band "Slime": Eine in Wut gealterte Legende

Halle (Saale)/MZ/stk - Die Toten Hosen waren ein bisschen später dran, die Ärzte sowieso. Am Anfang gab es nur sie, Slime aus Hamburg, die deutsche Punkkapelle der ersten Stunde, die mit Stücken wie „A.C.A.B. “ und vor allem „Bullenschweine“ klarmachten, dass sie mit spaßigem Funpunk nichts, mit politischem Kampf aber alles am Hut hatten. Glück hat das der Truppe um Sänger Dirk „Dicken“ Jora und die Gitarristen Michael „Elf“ Mayer und Christian Mevs nicht gebracht. Während die später gekommenen Kollegen heute Superstarstatus genießen, Stadien füllen und im Geld schwimmen, sieht die Karriere von Slime aus wie eine Unfallstelle - menschliche Verletzungen, künstlerische Enttäuschungen und immer ein wenig zu wenig Geld.
Daraus macht die von Daniel Ryser geschriebene Bio „Deutschland muss sterben“ (Heyne Hardcore, 19,99 Euro) keinen Hehl. Slime waren nie anpassungsfähig genug, sie lösten sich zu oft auf und starteten zu spät durch. Zudem hängt ihnen bis heute die Indizierung des Debüts „Slime I“ wegen des Songs „Bullenschweine“ an.
So wird man zur Legende, reich und fröhlich aber wird man so nicht. Zum Glück vielleicht, denn in der derzeitigen dritten Inkarnation mit zwei neuen Leuten spielt die Gruppe endlich wieder regelmäßig und mittlerweile hat sie auch den Erfolg, den sie als härteste und kompromissloseste deutsche Punkband längst schon verdient gehabt hätte. Daniel Ryser, der mit vielen Zeitzeugen gesprochen hat, zeigt die vom Leben verhärmte Truppe ungeschminkt, die Abgründe, die zwischen wilder Fußball-Begeisterung, durchzechten Nächten und politischem Engagement klaffen, sind jederzeit zu erahnen. Eine lesenswerte Lektion Rock-Realität.