Ballett in Bestform Ballett in Halle: Ralf Rossas "Le sacre du printemps"

Halle (Saale) - Dieser Ballettabend ist ein Wurf. Dabei ist der zweite Teil „nur“ eine Wiederbegegnung mit Igor Strawinskys Klassiker „Le sacre du printemps“ vom Ballett-Chef Ralf Rossa.
Er ist, nach zwölf Jahren neu einstudiert, eine der besten Arbeiten Rossas und wird von vielen Ballett-Freunden in einem Atemzug mit seinem Kultstück „Schlafes Bruder“ genannt (das man auch gern wieder sähe).
Ralf Rossas Sacre-Version löst sich von der Vorlage
Diese Sacre-Version kann neben Mario Schröders in Leipzig neu herausgekommener, albtraumhafter Clowns-Fantasie ohne weiteres bestehen. Auch Rossa löst sich von der berühmten Vorlage, indem er das Frühlingsopfer als Frühlingserwachen erzählt. Von der tastenden Begegnung junger Männer und Frauen, von latenten Gefährdungen, dem Durchbruch von Gewalt.
Der Clou des Abends ist aber doch der erste, neue Teil. Allein schon, dass die Musik vom in Halle gut bekannten Spanier Enric Palomar eigens für dieses „Inferno“ komponiert und von der Staatskapelle unter Leitung von Michael Wendeberg in all ihrer post-spätromantischen Prachtentfaltung und Dramatik live beigesteuert wird, ist ja alles andere als eine Selbstverständlichkeit im Ballett-Alltag.
„Le sacre du printemps“ als Glücksfall für Halle
Doch wie Michal Sedláček hier die Musik umsetzt und im Raum- und Licht von Matthias Hönig zu einem Gesamtkunstwerk formt, das ist ein Glücksfall für Halle und für das Ballett oder Tanztheater insgesamt.
Sedláček hat als langjähriger Solotänzer in Halle viele Fans, in den letzten Jahren auch immer mehr als Stellvertreter von Rossa einen guten Ruf. Mit diesem Debüt hat man ihn fortan auch als Choreographen ernst zu nehmen!
Ralf Rossas Truppe ist in Hochform
Auch wer vorher nichts über diese Novität gelesen hat, wird Dantes Reise in die Abgründe der Hölle assoziieren. Johan Plaitano und Pietro Chiappara bilden zum Auftakt ein geheimnisvolles Doppelwesen, das zwar am Boden sitzt, aber eigentlich über Abgründen kreist.
Am Ende, nachdem er sich gleichsam die Haut vom Leib gerissen hat, liefert Plaitano ein Bild der Einsamkeit, das man nicht vergisst. Da ist die Truppe (in Hochform!) längst entschwunden. Wie das geht? Hingehen und anschauen! Bravo für Alle! (mz)
Nächste Aufführungen: 15. April, 16 Uhr, 4., 9. und 13. Mai sowie 15. Juni, jeweils um 19.30 Uhr