Bad Sulza Bad Sulza: Zweites Richtfest für Goethe-Gartenhaus-Kopie

Bad Sulza/Weimar/dpa. - Zur Einweihung im WeimarerKulturstadtjahr 1999 erschien Meisterfälscher Konrad Kujau (1938-2000) persönlich, gut 120 000 Besucher taten es ihm nach: Die Kopievon Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm war der Kulturstadt-Knüller. An diesem Freitag erlebt das Double sein zweites Richtfest.In Bad Sulza, etwa 30 Kilometer von Weimar entfernt, wird es seitMitte Juni wieder aufgebaut. Am 27. August, einen Tag vor dem 253.Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), soll das«geklonte» Gartenhaus wieder eröffnet werden - detailgetreu bis zum letzten Kommodenknopf.
Die Beziehungen zwischen dem 3000-Einwohner-Kurort Bad Sulza undWeimar liegen auf der Hand, nicht nur weil die Ilm durch beide Städtefließt und auch schon Weimarer in der «Terme» baden gegangen sind.«Natürlich war Goethe auch in Bad Sulza - wo war?» schmunzelt KlausDieter Böhm, der neue Besitzer der Kopie. Als Minister am WeimarerHofe sei Goethe für die Bad Sulzaer Saline zuständig gewesen.Trotzdem hat man in Weimar mit eher säuerlicher Miene zur Kenntnisgenommen, dass der 50 Jahre alte Besitzer einer Bad Sulzaer Kurklinikund Betreiber der «Toskana-Therme» das Kultobjekt Gartenhauskopienunmehr sein Eigen nennen darf.
Die ehemalige europäische Kulturstadt hatte gänzlich andere Plänemit dem Gartenhaus-Doppel. Ursprünglich sollte es in Übersee wiedererstehen - die Tourismusbranche erhoffte sich Werbeeffekte. Alsernsthaftester Interessent galt lange Zeit die japanische StadtKamakura. Das Vorhaben scheiterte an der Finanzierung, fast zweiJahre ruhte das gute Stück in Einzelteile zerlegt in einer WeimarerLagerhalle. Am Ende soll sogar der Schredder gedroht haben, bevorsich der Sparkassen- und Giroverband mit dem einzig verbliebenenKaufinteressenten handelseinig wurde.
Böhm, der sich Kauf und Wiederaufbau der Kopie nach eigenenAngaben knapp 500 000 Euro kosten lässt, hat ehrgeizige Pläne. Derumtriebige Klinikmanager will Nobelpreisträger zu Lesungen nach BadSulza holen, Ausstellungen und Konzertreihen sollen dieGartenhauskopie in einen Musentempel verwandeln. Den Auftakt machteine Ausstellung über Goethes Reisen in die böhmischen Bäder. NebenMineralien und Dichterkorrespondenz soll auch einen Morgenmantel vonGoethes Lebensgefährtin und späterer Ehefrau Christiane Vulpiusgezeigt werden. Bereits vor der Eröffnung hätten Brautpaaresignalisiert, sich in dem Duplikat trauen zu lassen. Kein Stilbruch,meint Böhm. «Ob eine Ehe nur eine Kopie wird, weiß man vorher ja auchnicht.»
Das echte Gartenhaus, ständiger Wohnsitz des Dichters von 1776 bis1782, zählte nach Angaben der Stiftung Weimarer Klassik imvergangenen Jahr fast 72 000 Besucher. Doch diese Konkurrenz fürchtetder Bad Sulzaer nicht. «Wir werden ja sehen, wer demnächst mehrBesucher hat - wir oder das echte Gartenhaus», zeigt sich Böhm ganzselbstbewusst. Dass die Thüringer Provinz einst das Rennen um dasKultobjekt machen würde, hatte schließlich vorher auch niemand sorichtig ernst genommen.