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Auszeichnung Auszeichnung: Michael Krüger erhält höchstdotierten deutschen Literaturpreis

Von Susanne Gabriel 23.09.2010, 11:56
Michael Krüger erhält den höchtdotierten deutschen Literaturpreis. (FOTO: DPA)
Michael Krüger erhält den höchtdotierten deutschen Literaturpreis. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Berlin/dapd. - Er ist nicht nur Schriftsteller, er ist aucherfolgreicher Verleger: Unter der Regie von Michael Krügerentwickelte sich der Carl Hanser Verlag zu einer der besten Adressenfür Belletristik in Deutschland. Zu den Autoren zählen Umberto Eco,Milan Kundera, Margriet de Moor oder Philip Roth. Nur einer nicht:Krüger, der am Freitag in Koblenz den höchstdotierten deutschenLiteraturpreis, den Joseph-Breitbach-Preis, erhält, veröffentlicht"außer Haus".

Es werde in Deutschland nicht gut angesehen, wenn man im eigenenVerlag publiziere, sagt Krüger im dapd-Interview. "In anderenLändern hat man damit keine Probleme. Eliot hat selbstverständlichin dem von ihm geleiteten Verlag seine Bücher verlegt, RobertoCalasso erscheint in seinem Verlag Adelphi." Für ihn sei es einegroße Ehre, bei Suhrkamp zu erscheinen. Dort kam gerade im Augustder Gedichtband "Ins Reine" auf den Markt.

Die Jury der Joseph-Breitbach-Stiftung und der Mainzer Akademiefür Wissenschaften und Literatur bezeichnete Krüger als "dasästhetisch-literarische Gewissen der Moderne". Sie würdigte den66-Jährigen vor allem als Dichter, Essayisten und Herausgeber derLiteraturzeitschrift "Akzente".

Die Schriftstellerei ist aber nur die eine Seite Krügers, dasVerlegen von Büchern die andere. Der 1943 in Wittgendorf geboreneund in Berlin aufgewachsene Autor begann 1968 als Lektor bei Hanser.Zuvor hatte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler und Buchdruckerabsolviert und vier Jahre lang in einer Buchhandlung in Londongearbeitet.

Seit 1986 ist er Leiter des literarischen Programms von Hanser."In der Hauptsache bin ich Verleger und Redakteur einer kleinenLiteraturzeitschrift. Und dann schreibe ich. Aber wahrscheinlich istim Verlauf der Zeit dann doch alles zu einer Einheitzusammengeschmolzen", sagt Krüger. Sein erster Gedichtband"Reginapoly" erschien 1976, es folgten in den nächsten Jahren unteranderem "Diderots Katze", "Nekrologe" oder "Wiederholungen". 1993legte er den Roman "Himmelfarb" vor - die Geschichte über einPlagiat und den Verrat einer Freundschaft. In "Die Cellospielerin"(2000) geht es um einen Komponisten, der in der Auseinandersetzungmit einer jungen Musikerin am Leben scheitert.

Zwtl: "Wir müssen uns bei jedem Buch anstrengen"

Hanser entwickelte sich unter Krügers Leitung zu einem dererfolgreichsten Literaturverlage in Deutschland. In den 90er Jahrenwurden die Verlage Zsolnay (Wien), Nagel und Kimche sowie Sanssouci(beide Zürich) dazugekauft. Als eines der relativ wenigenunabhängigen Verlagshäuser in Deutschland gilt Hanser, bei dem rund180 Mitarbeiter beschäftigt sind, als wirtschaftlich gesundesUnternehmen. "Es bedrückt mich schon, dass rund 80 Prozent derliterarischen Bücher aus drei großen Konzernen kommen", sagt Krüger.Es mache ihn froh, wenn gerade in den kleinen innovativen VerlagenBücher gepflegt würden, die bei den großen nur wenig Chancen hätten."In den letzten Jahren sind so viele kleine Verlage entstanden,deren Programme sich wirklich und ausschließlich um Literaturkümmern. Ich bewundere deren Energie. Wir selber stehen dazwischen,sind nicht groß und nicht klein und müssen uns bei jedem Buchanstrengen. Dass es bisher immer geklappt hat, liegt an der Qualitätmeiner Kollegen."

Der Verlag pflegt die Beziehung zu seinen Autoren; einigesprechen gar von Freundschaft. "Ich hoffe, dass ich dadurch, dassich auch selber schreibe, ein besseres Verständnis für die Problemevon Schriftstellern habe", sagt der Verleger.

Allerdings habe er den Verlag sowieso immer als eine Werkstattangesehen, in der über Literatur und verwandte Gegenständenachgedacht werde. "Das ist in einer Welt, die nur auf den Profitsetzt, nicht mehr üblich. Aber die Vorstellung, nur noch überRabatte, Honorare, Remittendenquoten und Auflagen zu reden, istnicht erhebend."