Ausstellungen Ausstellungen: Kunstsammlungen Chemnitz zeigen Munch und van de Velde

chemnitz/MZ - Der Sommer weckt bei vielen Menschen die Reiselust, nicht nur die Ferienorte, sondern auch die Museen profitieren davon - und ihre Besucher natürlich, denn das Angebot ist vielerorts exquisit. In Chemnitz zum Beispiel, wo die Kunstsammlungen der Stadt jetzt eine Doppelschau für den vielfach begabten Designer und Architekten Henry van de Velde und den Maler Edvard Munch eingerichtet haben.
Wechselseitige Anregung
Beide verbindet nicht nur das gemeinsame Geburtsjahr 1863, weswegen nun gleich ein Doppeljubiläum zu begehen ist. Van de Velde und Munch waren auch bekannt miteinander und haben sich wechselseitig angeregt. Und sie haben beide in Chemnitz gewirkt.
Ein Umstand, den sich die umtriebige Direktorin der Kunstsammlungen, Ingrid Mössinger, natürlich nicht entgehen lässt. Immerhin verfügt man über eine respektable Zahl von künstlerischen Zeugnissen beider Meister, von denen nun eine Auswahl, ergänzt um Leihgaben, zu einer sehr schönen Ausstellung arrangiert worden ist.
Und um dem Ganzen noch eine schöne Wegweisung hinzuzufügen, wie verschiedene Akteure der Kunstszene in einer Stadt sinnstiftend und zum Nutzen aller zusammenwirken können, hat Mössinger die Fachleute in Sachen Inszenierung von den Chemnitzer Bühnen gebeten, beim Einrichten der Schau zu helfen. Der Betrachter ist beeindruckt und freut sich über die Bestätigung eines einfachen, Politikern hierzulande bisweilen aber schwer vermittelbaren Zusammenhangs: Kunst ist kein Dessert, auf das man auch verzichten kann, sondern ein Lebensmittel. Damit die Kunst aber existieren und gedeihen kann, wird Geld benötigt. Stattet man die Akteure des Schönen damit hinlänglich aus, zahlen sie es der Öffentlichkeit mit Kreativität und Fantasie zurück.
In Chemnitz scheint das zu funktionieren. Und selbst, wenn man sich im Jahr des 150. Geburtstages von Henry van de Velde gefühlt in jeder größeren Stadt mit einer Schau zu seinen Ehren schmücken will und die verfügbaren Objekte deshalb nahezu alle auf Reisen sind - die Kunstsammlungen haben es, nicht zuletzt aus eigener Kraft, doch geschafft, eine sehenswerte Ausstellung zu präsentieren.
Ein Museum für sich
Das wichtigste Ausstellungsstück ist freilich ein Museum für sich: Die Villa, die Henry van de Velde für den Chemnitzer Textilunternehmer und Mäzen Herbert Eugen Esche entwarf und als Gesamtkunstwerk gestaltete. Obendrein legte der Belgier seinem kunstsinnigen Auftraggeber den Maler Edvard Munch ans Herz - eine überaus fruchtbringende Idee.
In den Kunstsammlungen am Theaterplatz gibt es edle Möbel, köstliches Geschirr und passende Bestecke von van de Velde zu sehen, dazu einen Teppich. Alles von jener bezwingenden Dualität, an der sich die Größe des Künstlers beweist: noble, heitere Exklusivität gepaart mit komfortabler Gebrauchsfähigkeit. Dazu zeigen die Chemnitzer Gemälde und Grafiken von Edvard Munch.
Das Ganze hat den Atem eines Salons, in dem man gern zu Gast ist. Van de Velde, Munch und Esche sind anwesend, die Verbindung von Kunst, Wohlhabenheit und Gemeinsinn ist so deutlich spürbar, dass man nicht umhinkommt, ein Zeichen darin zu sehen.